Transkription
[00:00:00] Vorsicht, der Genuss dieses Podcasts kann zu vermehrten Bibliotheksbesuchen führen.
[00:00:07] Ja, hallo und herzlich willkommen zum S'Vorwort, dem Podcast der Stadt Bibliothek Innsbruck.
[00:00:27] Mein Name ist Christina und ich bin heute hier mit dem...
[00:00:29] Viktor.
[00:00:30] Und wir sprechen heute darüber, warum mögen wir eigentlich gute Bücher und was sind gute Bücher überhaupt.
[00:00:38] Aber heute, bevor wir ins Thema starten, habe ich ganz aufregende Neuigkeiten, nämlich darf ich jetzt ankündigen,
[00:00:44] dass dieses Jahr, und zwar zum Anlass des 20. Jubiläums von Innsbruck-Liest,
[00:00:50] wird ab dem 25.4. Innsbruck-Liest ins Vorwort wandern.
[00:00:55] Es geschieht eine sogenannte freundliche Übernahme von unseren Kolleginnen, der Lisi und dem Boris.
[00:01:01] Und die werden uns dann mit ganz besonderen Folgen beglücken.
[00:01:06] Innsbruck-Liest, findet dieses Jahr vom 30.4. bis zum 10.4. statt.
[00:01:12] Es werden 10.000 Bücher verteilt und am 16.4.
[00:01:17] Und das ist jetzt wirklich das Datum, das man sich merken muss, wird das Buch
[00:01:22] und natürlich die Autorin oder der Autor bekannt gegeben.
[00:01:26] 10.000 Gratisbücher und kostenlose Veranstaltungen vom 30. April bis zum 10. Mai.
[00:01:35] Innsbruck-Liest zum 20. Mal.
[00:01:38] Es bleibt weiterhin spannend, wir freuen uns sehr.
[00:01:43] Aber jetzt einmal zurück zu unserem Thema.
[00:01:45] Lieber Viktor, schön, dass du da bist. Danke, dass du dir Zeit genommen hast.
[00:01:48] Vielen Dank für die Einladung.
[00:01:50] Wir sind aufgeregt, weil das ist heute nämlich mein Podcast-Debüt beim Vorwort.
[00:01:54] Du hast ja ein sehr schönes Thema ausgewählt.
[00:01:57] Oder wir haben ein sehr schönes Thema ausgewählt, über das sich auch wunderbar diskutieren lässt.
[00:02:01] Ich freue mich da schon sehr drauf, weil ich glaube, wir haben da vielleicht ein bisschen unterschiedliche Meinungen.
[00:02:05] Ja, genau. Das wird dann extra spannend, oder?
[00:02:07] Eben, das ist doch … so soll es sein.
[00:02:09] Bevor wir starten, weil wir uns ja überlegen, warum wir gute Bücher haben.
[00:02:14] Was ist ein gutes Buch? Und wir kommen beide aus der Ecke Literaturwissenschaft.
[00:02:18] Was hast du studiert?
[00:02:20] Ich bin Komparatist. Das heißt, ich habe vergleichende Literaturwissenschaften hier in Innsbruck studiert.
[00:02:24] Ich habe meinen Bachelor auch schon von einiger Zeit gemacht.
[00:02:28] 2019 habe ich, glaube ich, abgeschlossen. Also, es ist schon eine Zeit her.
[00:02:31] Aber die Lust zu lesen, die bleibt natürlich.
[00:02:34] Und gute Bücher will man natürlich lesen.
[00:02:37] Und der Kanon altert ja nicht, sondern er bleibt erst einmal bestehen.
[00:02:42] Und das ist nämlich auch der Kanon, über den wir reden.
[00:02:45] Ich habe ja auch ein Komparatistinnen-Hintergrund, also ich habe auch vergleichende Literaturwissenschaften studiert.
[00:02:50] Und da diskutiert man sehr viel darüber, was eigentlich ein literarischer Kanon ist.
[00:02:56] Kurz gesagt, also damit wir das einfach einmal für unsere Folge vordefiniert haben,
[00:03:02] wie folgt: Ein literarischer Kanon bezeichnet eine Auswahl von Werken, die als besonders bedeutend
[00:03:08] und repräsentativ für eine bestimmte Literatur-Tradition oder Periode angesehen werden.
[00:03:13] Diese Werke werden häufig von Institutionen wie Schulen, Universitäten und auch in der Literaturkritik zusammengestellt und festgelegt.
[00:03:22] Die Bildung eines literarischen Kanons erfolgt oft durch eine Mischung aus historischer Bedeutung,
[00:03:28] kultureller Relevanz, der ästhetischen Qualität und dem anhaltenden Einfluss
[00:03:35] auf nachfolgende Generationen von Schriftsteller*innen und Leser*innen.
[00:03:41] Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass literarische Kanons oft subjektiv sind
[00:03:47] und im Laufe der Zeit veränderbar bleiben, da neue Perspektiven, Werte und Texte in die Diskussion einbezogen werden.
[00:03:55] Es ist also kein festgeschriebenes Ding, aber natürlich wendet man sich immer wieder an die gleichen Texte.
[00:04:01] Würdest du dem der Definition so Pi mal Daumen zustimmen?
[00:04:04] Die Definition ist jetzt sehr ausführlich und es sind schon sehr viele Sachen drin,
[00:04:09] denen ich eindeutig zustimmen kann und die ich für sehr wichtig erachte.
[00:04:13] Was schon sehr wichtig ist, glaube ich, und was natürlich in der Definition auch drinsteckt,
[00:04:18] ist, dass man schon sagen muss und darauf auch genau hindeuten muss, dass der Kanon nix fixes ist.
[00:04:26] Es gibt wirklich viele Kanones, Kanons, keine Ahnung, was die Merzahl ist.
[00:04:31] Kannon? - Kanoni, irgendwas wird schon stimmen.
[00:04:34] Da gibt es doch einiges und es ändert sich eben. Es kommen neue Sachen hinzu, andere Sachen werden wieder vergessen,
[00:04:39] manche Sachen werden dann nicht mehr so rezipiert, andere Sachen werden sehr, wie sagt man so schön,
[00:04:45] mehr gekannt als gelesen. Also das sind so Sachen, die man sozusagen, man kennt das einfach,
[00:04:51] weil das gerade auch in der ganzen Kultur, nicht nur in der Literatur, sondern in der Kulturgeschichte,
[00:04:55] einfach einen Einfluss hinterlassen hat.
[00:04:57] Aber es heißt nicht, dass die Leute das dann auch wirklich studiert haben, sondern die haben einfach mal davon gehört,
[00:05:03] also so das klassische Beispiel, würde ich sagen, in der westlichen Literatur und Kulturwelt ist einfach die Bibel.
[00:05:08] So markant sich die Kulturgeschichte des Abendlandes ist, ohne die Bibel kann man die nicht verstehen,
[00:05:13] aber wer hat die Bibel dann wirklich gelesen? Also außer jetzt so richtig,
[00:05:18] Hardcore Katholiken, die dann wirklich in den Text reingehen und sich das anschauen, aber, keine Ahnung,
[00:05:25] Auge für Auge, Zahn und Zahn und so Sachen, das kann jeder wirklich aus dem FF rezipieren,
[00:05:31] aber wo kommt das her, was bedeutet das wirklich, ist natürlich eine wichtige Geschichte auch, genau.
[00:05:35] Und weil du gerade die Bibel nennst, die ja in der Literaturwissenschaft so als einer der Grundtexte,
[00:05:40] der westlichen Literatur gilt, wie du gerade gesagt hast.
[00:05:42] Mit der Odyssee, genau.
[00:05:44] Ein Beispiel, warum Kanon eben wichtig ist, die Zahl zwölf, die in der Bibel zum Beispiel anhand der Apostel
[00:05:51] oder verschiedenster anderer Dinge wichtig ist, die findet man immer wieder rezipiert eben in der Literatur und weiterverarbeitet.
[00:05:59] Das heißt, ganz viele Romane, also einer meiner Literaturprofessoren hat immer gesagt,
[00:06:05] schau mal, wie viele Kapitel hat der Roman eigentlich.
[00:06:08] Und die Zahl zwölf hat in der Literatur in der Regel eine Bedeutung,
[00:06:11] die Leute, also die Schriftsteller*innen, denken sich was dabei aufgrund der Literatur-Tradition.
[00:06:17] Und da geht man halt bis dahin zurück.
[00:06:19] Das ist was so ein bisschen der Kanon macht und schafft.
[00:06:23] Und das ist meiner Meinung nach auch ein bisschen, was das problematische an Kanon ist.
[00:06:27] Gerade in der Komparatistik, aber da kommen wir vielleicht später darauf zurück.
[00:06:32] Zuerst einmal, wir haben uns ja was ganz Cooles überlegt heute, weil wir haben ja darüber geredet,
[00:06:36] wir sind ja auf die Folgenidee gekommen, weil wir miteinander geredet haben und uns die Frage gestellt
[00:06:41] haben, was sind denn gute Bücher für uns jeweils.
[00:06:45] Und dann haben wir gesagt, weißt du was, dann nehmen wir mal … die Herausforderung ist,
[00:06:50] dass jeder von uns zwei Bücher mitnimmt und dann einfach einmal erzählt,
[00:06:56] wieso diese Bücher wichtig für uns waren, jeweils.
[00:06:59] Eines davon ist aus der traditionellen Kanon-Literatur.
[00:07:03] Hier möchte ich noch anmerken, dass es natürlich nationale,
[00:07:08] den Nationalkanon gibt oder die sogenannte Weltliteratur.
[00:07:13] Als hauptsächlich Anglistin orientiere ich mich da mehr am Weltliterarischen Kanon.
[00:07:19] Ich weiß nicht, wie es bei dir ist.
[00:07:21] Also ich habe auch, also ich würde sagen, es ist bei mir, es ist bei mir beides.
[00:07:26] Weil es ist, ich habe jetzt zum Beispiel, wenn ich das schon mal sagen darf, ich habe zum Beispiel
[00:07:29] meine persönliche eigene Ausgabe von Don Quijote von Miguel de Cervantes dabei,
[00:07:33] was natürlich für den spanischen Kanon ein wichtiges Buch ist,
[00:07:37] aber natürlich auch für den Weltkanon ein zentrales Buch ist.
[00:07:41] Es wird oft gesagt, das ist das wichtigste Buch der Literaturgeschichte,
[00:07:46] was natürlich, was man jetzt sagen kann, was irgendwie ein Blödsinn ist,
[00:07:48] das kann man bei keinem Buch sagen, weil das Buch hat eben im natürlichen nationalen Kontext
[00:07:53] eine Bedeutung, was jetzt ein anderes Buch in einem anderen nationalen Kontext zum Beispiel,
[00:07:57] das Bedeutung hat.
[00:07:58] Das heißt, es ist sowohl national als auch Weltliteratur in diesem Sinne,
[00:08:03] aber natürlich genau, also da kann man unterscheiden.
[00:08:06] Aber Weltliteratur, die Welt ist ja so globalisiert, also auch die nationalen Kanon
[00:08:12] sind jetzt im Endeffekt schon in der Weltliteratur natürlich irgendwie einbegriffen.
[00:08:17] Ja, also diesen Nationalkanon, das gibt es eigentlich nicht mehr,
[00:08:22] oder da denkt man nicht mehr, weil ja auch Genre sich entwickelt,
[00:08:25] Beispiel Krimi jetzt nur um das so mal reinzuwerfen,
[00:08:28] das dann so aus dem englischsprachigen Raum und aus Frankreich kam
[00:08:32] und dann sich bei uns dann entwickelt hat gar nicht das der eigenen Literatur-Tradition heraus.
[00:08:36] Und der Twist an der ganzen Folge ist, dass wir uns außerdem vorgenommen haben.
[00:08:42] Jeder von uns hat außerdem das zweite Buch aus - Ich hab's liebevoll
[00:08:47] Schund-Literatur genannt - also einfach Bahnhofs-Literatur,
[00:08:52] Pulp-Fiction, wie man es auch immer nennen will, was nicht im Kanon ist
[00:08:56] und was unsere, wahrscheinlich, da wird es uns beiden wohl so gehen,
[00:08:59] unsere Komparatistik-Professoren vielleicht gesagt hätten:
[00:09:02] „Über das müssen wir heute jetzt nicht wirklich reden.“
[00:09:05] Aber es ist trotzdem ein gutes Buch nicht?
[00:09:07] Aber es ist trotzdem ein gutes Buch.
[00:09:09] Jetzt bin ich gespannt auf die Gründe.
[00:09:11] Genau, du hast ja schon angefangen mit dem Cervantes.
[00:09:14] Warum ist das denn, warum, bedeutet dir das so viel?
[00:09:18] Genau, also du hast das ja in deiner Definition, war das ja schon drinnen
[00:09:22] und das ist, glaube ich, eben ein Punkt, den ich an Kanon-Literatur einfach gut finde
[00:09:26] und den ich an Kanon-Literatur einfach schätze.
[00:09:28] Und warum ich den Kanon gut finde, ist einfach, weil diese Bücher haben eben Sachen oft anders gemacht.
[00:09:35] Also ich glaube, man kann Kanon-Literatur nicht abgetrennt von Literaturgeschichte denken.
[00:09:41] Das war ja da in deiner Definition auch schon schön drin.
[00:09:43] Das heißt, der Cervantes und der Don Quijote von Cervantes ist einfach ein Buch,
[00:09:49] das erstens selbst auf Literatur reagiert hat.
[00:09:52] Also man muss sich vorstellen, im Mittelalter hat es ganz viel Ritter-Romane gegeben
[00:09:56] und der Don Quijote ist rausgekommen, im Endeffekt, wo eigentlich diese Ritter-Romanwelle schon wieder am Abklingen war,
[00:10:02] die war schon wieder vorbei.
[00:10:04] Und dann schreibt Cervantes ein Buch über den Don Quijote, wo man einfach merkt,
[00:10:08] der hat echt viele Ritter-Romane gelesen.
[00:10:10] Und das sind die ganzen Top-Boy, also die ganzen Sachen, was eben so ein Ritter-Roman ausmacht, sind drin.
[00:10:18] Aber was machte der Cervantes?
[00:10:20] Sein Protagonist, der Don Quijote, der ist, wenn man den Roman dann liest, merkt man es einfach.
[00:10:25] Das ist eigentlich ein Verrückter, der hat, also der ist irgendwie wahnsinnig.
[00:10:29] Der fantasiert das ja alles nur, eben wie gesagt, da kommt wieder das, was wir schon mal angesprochen haben, kurz.
[00:10:35] Das sind so Sachen, die jeder kennt, vom Don Quijote zum Beispiel, sind eben der Kampf gegen die Windmühlen,
[00:10:40] wo der Don Quijote meinte, er hat jetzt einen Riesen oder einen bösen Gegner, gegen den er kämpfen muss.
[00:10:46] Und dann als Leser erfährt man, dass sind ja eine Wirklichkeit eigentlich Windmühlen.
[00:10:50] Das ist nur in seiner Fantasie.
[00:10:52] Das heißt, das ist eigentlich so eines von den ersten Büchern, wo man so einen Protagonisten hat,
[00:10:58] der eigentlich, wo man sich denkt, der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, also da ist einfach ein Wahnsinniger.
[00:11:03] Und das ist einfach so gut gemacht und so was Neues und einfach so, und das war dann auch so erfolgreich und so, so einflussreich.
[00:11:15] Aber hat es dich auch mitgerissen beim Lesen?
[00:11:17] Voll, voll.
[00:11:18] Weil es ist einfach...
[00:11:19] Man hört die Begeisterung aus deiner Stimme, ich bin fast eingeschlafen beim Lesen.
[00:11:22] Wirklich?
[00:11:23] Hast du den eigentlich?
[00:11:24] Nein, das ist so großartig gemacht.
[00:11:26] Und das ist einfach witzig.
[00:11:27] Und ich finde diesen Witz, also ich habe das Buch wirklich geliebt.
[00:11:32] Und das hat ja auch dann eben seine Spuren hinterlassen.
[00:11:36] Also man kann nach Cervantes keinen Ritteroman mehr schreiben, man macht sich irgendwie lächerlich,
[00:11:41] weil also, wenn du jetzt im 16. Jahrhundert, da war noch immer, als was neu rausgekommen ist,
[00:11:46] dann ist das immer schon vor dem Hintergrund von Don Quijote passiert zum Beispiel.
[00:11:51] Das heißt, das hat eben auch seine Spuren hinterlassen in der Literaturgeschichte, aber auch in der Kunstgeschichte.
[00:11:57] Das ist leider, die Leute sehen es jetzt nicht, meine tolle Ausgabe vom DTV, von der Susanne Lange, eine super Übersetzung.
[00:12:04] Was rausgekommen ist, neue Übersetzungen, ist ein Bild drauf und das ist auch ganz berühmt.
[00:12:09] Das ist von Picasso.
[00:12:10] Das ist dieses Bild von Picasso, wo Don Quijote mit seinem Knappen, der Sancho Pansa, glaube ich, heißt.
[00:12:17] Ja, Sancho Pansa, ich krieg Flashbacks ins Studium.
[00:12:20] Drauf ist und wo Picasso dann wirklich viele Jahrhunderte später immer noch dieses Ding in der Kunstgeschichte rezipiert hat,
[00:12:28] weil einfach das natürlich auch eine gewisse, wie soll man es sagen, Befindlichkeit der Neuzeit dann war, wo man halt einfach auch aus philosophischer Tradition und dergleichen diese eben an der Urteilsfähigkeit und der Kenntnisfähigkeit des Menschen angefangen hat zu zweifeln.
[00:12:44] Das ist ja eben von der Philosophie mit Descartes, der eben was kann ich eigentlich überhaupt wissen und so, also diese ganze Unsicherheit und kann ich das überhaupt erkennen?
[00:12:54] Oder sind wir eigentlich alle verrückt wie Don Quijote und sehen nur die Sachen, so wie wir sie sehen wollen?
[00:13:00] Also es ist einfach natürlich auch ein Zeitgeist, der eingefangen worden ist und der dann eben auf dieses Wessel, also auf dieses Gefäß Ritterroman an umgesetzt worden ist, was natürlich super, super gut gemacht ist.
[00:13:13] Dieses Ritter Roman, das ist etwas, was die Leute damals kannte und der Cervantes hat einfach diese Bildanschauung da draufgesetzt und hat dann da irgendwas Neues draus gemacht.
[00:13:23] Deswegen bin ich ein großer Fan.
[00:13:25] Ich glaube auch, gute Literatur und da wandert immer Erwartungshaltungen.
[00:13:30] Und das ist dann, ob man von so einem Biest wie dem Don Quijote redet, der so große Spuren in der Literaturgeschichte hinterlassen hat oder im kleinen von Genre-Literatur, wir genießen immer die Dinge am meisten, die in welcher Form auch immer unsere Erwartungen unterwandern.
[00:13:49] Und das ist ja noch das Spannende an Lesen, an Geschichten überhaupt.
[00:13:55] Genau.
[00:13:56] Ich habe Virginia Woolf „Ein Zimmer für sich allein“ mitgebracht und ich bin sicher, dass das auch große Spuren in der Literaturgeschichte hinterlassen hat.
[00:14:08] Meine Gründe dafür sind aber persönlicher, weil ich erinnere mich noch, wie ich das, da muss ich Anfang 20 gewesen sein.
[00:14:16] Das ist mir in die Hände gefallen.
[00:14:18] Ich bin Anglistin und keine Amerikanistin.
[00:14:20] Das heißt, Virginia Woolf ist eine amerikanische Schriftstellerin gewesen und dann natürlich sehr, sehr berühmt.
[00:14:25] Aber für mich...
[00:14:27] war sie nur ein Name. Ich wusste nicht, wer das ist, was sie schreibt.
[00:14:31] Das ist ein Text der Moderne und geschrieben hat sie es 1929.
[00:14:36] Also ewig weit weg, erst mal gefühlt.
[00:14:40] Natürlich lange nicht so alt, wie der Don Quijote.
[00:14:43] Und dann ist es mir in die Hände gefallen und das war so ein kurzer Essay,
[00:14:47] ist nicht lang. Und den habe ich ganz unabhängig parallel zum Studium für mich entdeckt.
[00:14:54] Und ich weiß noch, wo ich gewesen bin, als ich das gelesen habe.
[00:14:57] Ich weiß, wie es Licht war, ich weiß, wie die Seiten war.
[00:15:00] Kennst du das, wenn man das noch genauer erinnert?
[00:15:02] Das ist so eine persönliche Erinnerung.
[00:15:04] Genau.
[00:15:05] Und dann dachte ich, dieses Buch ist über 100 Jahre alt
[00:15:10] und was die Frau schreibt, sind Belange, die mich jetzt Mitte 20 als Frau
[00:15:14] in diesem Jahrhundert, in diesem Jahrtausend anbelangen.
[00:15:18] In „Ein Zimmer für sich allein“ geht es um weibliche Kreativität, um weibliche Unabhängigkeit
[00:15:27] und um die Betonung, dass man materiell und räumlich unabhängig sein muss,
[00:15:34] als Frau, um Dinge zu schaffen.
[00:15:36] Und auch darum, und ich habe es auch deswegen mitgebracht,
[00:15:39] weil wir dann wieder über den Kanon so schön reden kann,
[00:15:41] es geht auch darum, dass Frauen auf keine Literatur-Tradition zurückblicken können.
[00:15:47] Und dass auch Frauen einen Raum brauchen, eben auch in einem Kanon,
[00:15:53] um sich kreativ zu entfalten.
[00:15:56] Und das fand ich sehr beeindruckend.
[00:15:59] Ich habe mich da so gesehen gefühlt, während ich in einem Studiengang war
[00:16:05] der, ich glaube, das stimmst du mir wahrscheinlich zu, sehr geprägt ist,
[00:16:10] der literarische Kanon ist weiß und männlich.
[00:16:14] Wie viele Dinge natürlich im Patriarchat sind die meisten 80, 90 Prozent der Texte,
[00:16:22] die wir besprochen haben in der Komparatistik,
[00:16:26] weil wir über Literaturgeschichte geredet haben, waren von Männern geschrieben.
[00:16:29] Ja, das ist natürlich eine große Kritik und eine sehr berechtigte Kritik
[00:16:33] am Kranon.
[00:16:34] Und das stimmt, das kann man auch nicht wegdiskutieren, das ist natürlich klar.
[00:16:37] Weil natürlich Kanon und Kanonisierung ist immer eine Machtfrage.
[00:16:43] Weil es ist natürlich immer wichtig, wer kann schreiben und wer wird auch gehört.
[00:16:47] Das sind zwei wichtige Punkte.
[00:16:49] Und natürlich war das leider, muss man sagen. Die Großteil der Literaturgeschichte
[00:16:56] waren das natürlich Männer und natürlich eigentlich weiße Männer oder westliche Männer,
[00:17:00] sagen wir mal so, also das ist ein westlicher Kanon.
[00:17:02] Und Oberschicht, also privilegiert auch natürlich.
[00:17:05] Das waren die, die schreiben und lesen haben können,
[00:17:08] die überhaupt erst den Zugang zur Literatur oder zur Schriftlichkeit
[00:17:10] oder Sprache sozusagen im schriftlichen überhaupt gehabt haben.
[00:17:13] Und das ist natürlich ein großes Problem.
[00:17:15] Und das, was ich gesagt habe, das muss man natürlich davor,
[00:17:19] wenn Don Quijote muss man natürlich auch wieder ein bisschen revidieren.
[00:17:22] Weil es ist natürlich schon so, wenn man natürlich einen,
[00:17:26] also einen Romanisten fragt, der sich mit der Literatur des 16. Jahrhunderts
[00:17:31] sein Leben lang beschäftigt, dann wird er natürlich sagen können,
[00:17:34] es gibt schon auch Vorläufertexte für den Don Quijote,
[00:17:37] die sind auf jeden Fall Gessenheit geraten,
[00:17:39] weil die sind einfach dann eben der Geschichte zum Opfer gefallen.
[00:17:43] Das heißt, wenn man natürlich nur spezialisiert genug ist,
[00:17:45] dann kann man natürlich sagen, ja, ja, das, was das der Cervantes gemacht hat,
[00:17:48] ist eigentlich gar nicht so modern, sondern das hat auch eine Vorgeschichte.
[00:17:52] Und das ist natürlich, also das muss man immer im Hinterkopf behalten.
[00:17:56] Nichtsdestotrotz ist das, was wir da haben,
[00:17:59] natürlich schon auch trotzdem intrinsisch und für sich schon sehr gut.
[00:18:06] Es ist natürlich schade, dass vieles, was sonst auch sehr gut war,
[00:18:10] aufgrund dieser Tratierungsmechanismen, leider eben der Geschichte
[00:18:15] ein bisschen zum Opfer gefallen ist.
[00:18:17] Aber Gott sei Dank muss man auch sagen,
[00:18:19] ist es auch so, dass der Kanon immer wieder revidiert wird.
[00:18:23] Und eben gerade so wie du gesagt hast, Virginia Woolf ist ein gutes Beispiel,
[00:18:27] eben Frauen vorher zu finden, es fallt mir auch die Schnelle,
[00:18:31] Shelley ein, die den Frankenstein geschrieben hat.
[00:18:33] Das ist genau, da gibt es einige wenige, es gibt Ausnahmen,
[00:18:37] gibt es natürlich, aber das bestätigt eigentlich nur die Regel.
[00:18:39] Aber eben gerade in den letzten 100 Jahren ist eben der Kanon immer wieder revidiert worden.
[00:18:44] Und das ist eben gerade auf Genderbasis.
[00:18:46] Also weibliche Literatur ist sehr viel dazu gekommen, wieder entdeckt worden auch.
[00:18:52] Und was natürlich auch ganz viel ist,
[00:18:54] aus der post-colonial-study-mäßig von also nicht europäisch,
[00:19:00] nicht europäisch Literatur ist ganz viel auch dazu gekommen.
[00:19:04] Und man hat auch gesehen, je auch dort hat es tolle Literatur gegeben,
[00:19:09] tolle Gedanken, Welten, die vielleicht nicht immer den westlichen entsprechen,
[00:19:14] aber die auch wirklich interessant sind und wo es auch Traditionen gibt,
[00:19:18] die auch wert ist, rezipiert zu werden.
[00:19:20] Also das ist schon sehr, sehr wichtig, dass man das immer mit denkt.
[00:19:23] Genau. Aber genug von Kann.
[00:19:25] Was hast du denn für Schund?
[00:19:28] Was ich für einen Schund dabei habe? Ich bin schon ein bisschen geschumpfen worden
[00:19:30] von unserer Kollegin der Pia, mit der wir davor kurz darüber geredet haben.
[00:19:33] Die Pia hat sich geschumpfen?
[00:19:34] Ja, also die Pia schimpft nicht.
[00:19:36] Das kann die Pia gar nicht, zudem ist die Pia nicht fähig.
[00:19:39] Aber die Pia hat gesagt, also das, was du als Schund mitbracht hast,
[00:19:42] könnte man eigentlich auch schon wieder als Kanon bezeichnen.
[00:19:44] Ich habe mich extra bemüht extra Schund mitzunehmen.
[00:19:46] Extra Schund.
[00:19:47] Und ich habe mitgebracht, das war das erste, was mir eingefallen ist,
[00:19:51] war Douglas Adams, „The Hitchhiker's Guide to the Galaxy“ oder auf Deutsch
[00:19:56] „Per Anhalter durch die Galaxis“ ist.
[00:19:58] Und wenn der Viktor sagt „mitgebracht“, dann meint er das wirklich
[00:20:00] im wörtlichen Sinne, weil er hat die Bücher dabei.
[00:20:03] Natürlich habe ich die Bücher dabei, weil ich muss ja wissen,
[00:20:04] über was ich sprich, ich kann mir das nicht vor mein Geistiges
[00:20:07] Auge halten. Und The Hitchhiker's Guide to the Galaxy ist natürlich
[00:20:11] eigentlich schon auch ein bissi
[00:20:14] Klassik und ist natürlich schon gut rezipiert.
[00:20:18] Klassischer Sci-Fi Literatur. Klassischer Sci-Fi, genau.
[00:20:21] Aber es ist eben natürlich vom Genre, es ist viel jünger.
[00:20:25] Es ist einfach ein Buch, das einen unglaublich
[00:20:30] tollen Witz hat.
[00:20:32] Es ist einfach, also, wenn du sagst,
[00:20:35] Don Quijote war dir zu langweilig, das würdest du über den Hitchhiker's
[00:20:38] Guide to the Galaxy wahrscheinlich nie behaupten, oder?
[00:20:40] Du hast ihn sicher gelesen, kann ich mir vorstellen?
[00:20:42] Nein. Ich bin kein Sci-Fi-Fan.
[00:20:43] Okay. Ja, es ist einfach ...
[00:20:45] Du würdest mir den empfehlen.
[00:20:45] Ich würde dir das sehr empfehlen.
[00:20:47] Ich finde das sehr kurzweilig, sehr witzig.
[00:20:50] Es ist einfach, finde ich, eben auch gute Literatur.
[00:20:54] Es ist einfach eine schräge Prämisse.
[00:20:57] Eben. Die Erde soll im Endeffekt abgerissen werden, um einen Highway,
[00:21:02] weil die dem Highway in der Galaxie im Wege steht.
[00:21:07] Und das ist sozusagen der Ausgangspunkt, wo es dann darum geht.
[00:21:10] Und dann, was die ganzen Protagonisten für tolle Abenteuer dann im Weltall
[00:21:16] eben erfahren und was sie da auf schräge Charaktere treffen.
[00:21:20] Und das ist einfach schon sehr unterhaltsam.
[00:21:23] Muss ich sagen, ja.
[00:21:24] Und weißt du noch, wo du warst, wo du das gelesen hast?
[00:21:27] Das erste Mal.
[00:21:28] Hast du da noch so eine haptische Erinnerung?
[00:21:30] Na, das habe ich leider nicht.
[00:21:33] Bei mir entsteht das immer bei einem guten Buch.
[00:21:35] Das ist, dass sich in mir eine haptische Erinnerung bildet.
[00:21:38] Wenn ich das Buch dann wieder in der Hand habe und kurz über den Inhalt nachdenke
[00:21:41] und mich daran zurück erinnere, wie ich es gefunden habe, dann weiß ich wieder, wo ich war.
[00:21:45] Na, das habe ich leider nicht.
[00:21:47] Schade, das hätte ich gerne.
[00:21:47] Das ist hetzig.
Das hätte ich gerne, ehrlich gesagt.
[00:21:49] Aber das kann ich bei diesem Buch jetzt gerade nicht sagen, na.
[00:21:51] Aber es ist Genre-Literatur.
[00:21:54] Und wir Komparatisten wissen, Genre tut sich sehr hart,
[00:21:57] gerade im literaturwissenschaftlichen Betrieb, anerkannt zu werden.
[00:22:02] Zwar sind jetzt Krimis, sind so langsam da, das ist so...
[00:22:05] Jetzt kommen die historischen Romane, die werden jetzt ernst genommen.
[00:22:10] Und das Genre muss sich immer irgendwie selber erst einmal beweisen,
[00:22:14] aber viele Jahrzehnte ...
[00:22:16] Einen Kanon bilden.
[00:22:17] Genau.
[00:22:18] Und dann können wir noch mal darüber reden, so in etwa.
[00:22:22] Okay, meins ist „Sie“ von Stephen King.
[00:22:27] Auf Englisch heißt es „Misery“.
[00:22:30] So heißt dann der Film auch mit Kathy Bates.
[00:22:34] Immer noch mal Wert geschaut zu werden.
[00:22:37] Das ist von 1987, das Buch.
[00:22:39] Und ja, es ist auch ein Genre-Roman.
[00:22:43] Mein Genre ist Horror in dem Fall, nicht Sci-Fi.
[00:22:47] Es ist super psychologisch.
[00:22:49] Es geht um den Number One Fan, die Annie Wilkes,
[00:22:52] die den Schriftsteller Paul Sheldon zufällig in Colorado im Schnee rettet im Auto.
[00:23:01] Und er denkt, er ist gerettet.
[00:23:03] Aber sie verlangt dann von ihm, dass er die Romanreihe,
[00:23:07] von der sie so ein großer Fan ist, weiterführt.
[00:23:10] Und sie ist total psychopathisch.
[00:23:12] Und sie bricht ihm dann berühmterweise den Fuß.
[00:23:14] Und er muss dann für sie da in diesem ...
[00:23:17] Er ist da mit ihm im Haus eingesperrt.
[00:23:19] Er kann sich nicht bewegen.
[00:23:20] Er ist verletzt von dem Autounfall, aus dem sie ihn gerettet hat.
[00:23:24] Und niemand weiß, wo er ist.
[00:23:25] Und er muss sich da freischreiben, sozusagen.
[00:23:29] Also für mich habe ich das so gelesen,
[00:23:31] auch so ein bisschen als Meta-Kommentar,
[00:23:34] natürlich, das Stephen King, der da irgendwas verarbeitet,
[00:23:39] was er ja immer macht.
[00:23:40] Und es hat so einen Touch Kammerspiel.
[00:23:43] Es ist sehr psychologisch.
[00:23:45] Und ich habe es so vor Augen.
[00:23:47] Ich weiß, wie Paul Sheldon im Zimmer sitzt,
[00:23:50] mit dem hochgelagerten Fuß.
[00:23:52] Und vor ihm hat er die Schreitmaschine.
[00:23:53] Und ich weiß noch, wie ich das Fenster sehe.
[00:23:56] Und wie er die Schritte von der Annie hört.
[00:23:59] Und da bin ich jetzt schon wieder.
[00:24:00] Und das ist für mich halt so ein Zeichen ...
[00:24:03] Hey, das hat mir voll gut gefallen.
[00:24:05] Und ich weiß noch, die Sprache hat mir damals sehr gut gefallen.
[00:24:08] Und die war auch fantastisch.
[00:24:10] Stephen King schreibt ja mal so, mal so.
[00:24:12] Er tut sich auch mit den Enden schwer.
[00:24:14] Meiner Meinung nach ist Misery eins seiner,
[00:24:17] wenn nicht sein Bestes, muss ich sagen.
[00:24:20] Das finde ich sehr gut.
[00:24:21] Weil so wie SciFi nicht dein Genre ist,
[00:24:23] ist Krimi nicht mein Genre.
[00:24:25] Aber du hast mich jetzt doch ein bisschen angefixt.
[00:24:27] Also ich ...
[00:24:28] Wenn wir das vielleicht,
[00:24:29] wir haben das bestimmt im Bestand,
[00:24:30] dann werde ich das vielleicht ausleihen.
[00:24:31] Und dann habe ich ein gutes Ding fürs Wochenende.
[00:24:34] Gutes Stichwort, wir haben es im Bestand.
[00:24:37] Denn es wurde erst ...
[00:24:38] Die Neuauflage haben wir erst bestellt von Misery
[00:24:40] auf Englisch im Original und auf Deutsch haben wir es auch.
[00:24:43] Und sie ist wahrscheinlich schon weg.
[00:24:45] Wollen wir Folgendes machen?
[00:24:47] Du liest Misery, ich lese Hitchhiker's Guide.
[00:24:51] Und dann erzählen wir uns in einer fernen Folge des Podcasts
[00:24:54] noch einmal, wie wir es gefunden haben.
[00:24:56] Das fände ich sehr schön.
[00:24:57] Das wäre eine tolle Sache.
[00:24:59] Ja, cool.
[00:25:00] Aber jetzt um noch mal die Frage zu beantworten,
[00:25:05] warum mögen wir gute Bücher, ist, glaube ich, offensichtlich.
[00:25:09] Weil es Spaß macht.
[00:25:12] Genau.
[00:25:13] Also, ich denke eben, es ist einfach eine Freude,
[00:25:17] so Sachen zu lesen.
[00:25:18] Und eben ...
[00:25:20] Die Kanon-Literatur hat also ...
[00:25:25] Es ist einfach toll, zum Beispiel zu sehen.
[00:25:28] Ich habe dir noch mehrere Bücher mitgebracht,
[00:25:30] wenn man sich zum Beispiel dann den Ulysses anschaut.
[00:25:33] Wie auch eben zum Beispiel der wieder die Odyssee rezipiert.
[00:25:36] Das heißt, das ist, also das ist gar nicht so zur Sprache gekommen,
[00:25:38] aber eben gute Schriftsteller sind einfach literarische Menschen.
[00:25:42] Und literarische Menschen lesen einfach auch sehr viel.
[00:25:46] Und das, was in der Odyssee oder auch in der Bibel,
[00:25:48] in diesen ältesten Texten, die die westliche Literatur Geschichte hat,
[00:25:53] einfach drin steckt, das wird einfach immer wieder verarbeitet.
[00:25:56] Und natürlich ändert sich die Zeit.
[00:25:58] Das heißt, es ändert sich auch die ...
[00:26:01] Also wie die Leute eben diese Sachen dann verwenden, das ändert sich auch.
[00:26:05] Und das wird dann immer wieder neu.
[00:26:07] Und gibt es wieder neue Twists und wieder neue Sichtweisen,
[00:26:09] neue Perspektiven.
[00:26:10] Und wenn man natürlich dann das Hintergrundwissen hat
[00:26:14] und die Odyssee schon lesen hat, dann liest man den Ulysses natürlich
[00:26:17] nochmal ganz mit ganz anderen Augen.
[00:26:19] Und eben gute Schriftsteller sind immer gute Leser.
[00:26:22] Und es ist einfach super, wenn man dann einen ...
[00:26:26] Vielleicht ein bisschen das Hintergrundwissen hat,
[00:26:28] dann nimmt man noch so viel mehr mit,
[00:26:30] obwohl man das natürlich auch lesen kann,
[00:26:32] ohne Hintergrundwissen und ein tolles Buch hat.
[00:26:34] Aber eben, das ist ja auch, was die Frauen ganz oft gemacht haben,
[00:26:36] Die haben sich um eben gegen den Kanon zu schreiben,
[00:26:39] haben sich die einfach Figuren aus dem Kanon bemächtigt.
[00:26:42] Das heißt, da ... also es ist auch,
[00:26:44] der Kanon ist auch als ...
[00:26:46] Waffe gegen den Kanon verwendet worden.
[00:26:48] Also es gibt so viel zu sagen und nach.
[00:26:50] Und Schrift ist unfassbar ein interessantes Thema.
[00:26:53] Und der literarische Kanon und die sogenannte Dekonstruktion des Kanon,
[00:27:00] wird uns in diesem Podcast wahrscheinlich immer wieder begleiten,
[00:27:03] immer wieder mitschwingen.
[00:27:05] Schriftsteller*innen, wie du so schön gesagt hast,
[00:27:09] schreiben immer in einer Tradition.
[00:27:11] Und gute Bücher für mich sind unabhängig von,
[00:27:19] ob das jetzt sogenannte hohe Weltliteratur ist
[00:27:23] oder sogenannte niedere Genreliteratur.
[00:27:26] Sie schreiben in einer Tradition und das, was für den Kanon gilt,
[00:27:30] gilt für jeden guten Schriftsteller.
[00:27:32] Egal, ob der Horror schreibt oder SciFi.
[00:27:35] Es ist dann gut, wenn du dich auskennst,
[00:27:37] mit dem, was du tust, wie ein guter Handwerker.
[00:27:40] Genau, es ist ein Handwerk natürlich,
[00:27:42] in gewisser Weise auch.
[00:27:44] Ja, Viktor, vielen lieben Dank, dass du heute bei uns warst.
[00:27:47] Vielen Dank für die Einladung.
[00:27:48] Es hat so viel Spaß gemacht, wie ich es mir vorgestellt habe.
[00:27:51] Schön, das freut mich.
[00:27:52] Du warst unfassbar informativ.
[00:27:54] Ich hoffe, wir können das wiederholen.
[00:27:57] Das wäre, da würde ich sehr gerne, ja.
[00:27:59] Und damit verabschieden wir uns für heute.
[00:28:03] Was findet ihr?
[00:28:05] Macht ein gutes Buch aus.
[00:28:07] Schreibt uns das auf post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at
[00:28:11] oder auf Instagram oder Facebook.
[00:28:14] Der Hashtag ist #Gemeinsambesser
[00:28:16] Und bis dahin, alles Liebe, alles Gute.
[00:28:19] [Musik]
[00:28:45] Das Vorwort ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck
[00:28:49] und Teil der Stadtstimmen, dem Audiokanal der Stadt Innsbruck.