Audiokanal „Stadtstimmen“

Kultur ist hörbar! Mit dem Audiokanal „Stadtstimmen“ können Sie die Podcasts „Archivwürdig“ und „S’Vorwort“ unterwegs oder zuhause hören.

Archivwürdig

In der Podcast-Sendung des Innsbrucker Stadtarchivs spricht Tobias Rettenbacher, Mitarbeiter des Stadtarchivs Innsbruck, mit Gästen über verschiedene, stadtgeschichtliche Themen.

2. Staffel:

Die zweite Staffel steht ganz im Zeichen von gelebter Geschichte. In den Interviews erzählen Innsbrucker ZeitzeugInnen von ihren Erinnerungen an Kindheit, Schulzeit, Freizeitaktivitäten und vieles mehr. Die zweite Staffel beinhaltet sechs Folgen, die in einem 14-tägigen Rhythmus veröffentlich werden.

1. Staffel:

In der ersten Staffel werden neben dem eigenen Archiv auch andere Archive im Stadtgebiet, wie etwa das Tiroler Landesarchiv oder das Subkulturarchiv thematisiert. Die erste Staffel beinhaltet sechs Folgen, die in einem 14-tägigen Rhythmus veröffentlich werden.

S'Vorwort

Stadtbibliothek meets Pop.Kultur.Literatur – im Podcast der Stadtbibliothek reden die Bibliothekarinnen Christina und Pia miteinander und mit Gästen über all das, was Literatur sein kann: von Mainstream bis Nische, über Bücher und Filme bis Comics und Gaming.

Wöchentliche Folgen

In den wöchentlich erscheinenden Folgen sprechen die Stadtbibliothekarinnen Christina und Pia über ein Thema aus der Popkultur, und warum sie dieses mögen oder eben nicht...

Transkription

[00:00:00]  [Musik]

[00:00:14]  Willkommen zum Vorwort, dem Podcast der Stabbibliothek Innsbruck.

[00:00:19]  Mein Name ist Christina.

[00:00:20]  Und ich bin die Pia.

[00:00:21]  Und heute haben wir ein ganz besonderes Thema, auch wenn ich das jedes Mal sage.

[00:00:25]  Aber ich finde, das ist wirklich ein besonderes Thema, nämlich wir reden über ...

[00:00:29]  Cosplay.

[00:00:30]  Und stellen uns die Frage, warum mögen wir eigentlich Cosplay?

[00:00:33]  Wir kommen dann noch zu einem sehr wichtigen Punkt, nämlich wir hatten letzte Folge in unserer

[00:00:38]  "Warum mögen wir eigentlich Manga"-Folge, das ist eine logische Fortsetzung, eine Abstimmung.

[00:00:43]  Und da haben wir unsere Zuhörerinnen und Zuhörer aufgefordert, über Instagram auf

[00:00:51]  stabbibliothek.innsbruck abzustimmen, welche von drei Manga-Reihen wir ankaufen sollen.

[00:00:58]  Alle drei sind in sich abgeschlossen.

[00:01:00]  Wir haben dann gesagt, wir machen die Abstimmung.

[00:01:03]  Das Ergebnis ist jetzt da, frisch heute Vormittag hereingeflattert.

[00:01:07]  Und das darf ich jetzt bekannt geben, falls ihr die Folge letzte Woche noch nicht gehört

[00:01:13]  habt.

[00:01:14]  Da haben wir darüber geredet und uns damit auseinandergesetzt, was sind Manga eigentlich,

[00:01:19]  obwohl viele von euch das wahrscheinlich schon wissen werden.

[00:01:21]  Und wir haben auch massig Gründe gefunden, warum man Manga lesen sollte und warum das als

[00:01:26]  Lesen zählt übrigens.

[00:01:28]  Wir haben aber auch ein bisschen kritisch uns geäußert zu dem Thema.

[00:01:33]  Also das hören lohnt sich.

[00:01:35]  Die Folge ist online und kann direkt nach dieser gehört werden.

[00:01:39]  Wir erweitern unseren Manga-Bestand.

[00:01:41]  Die Pia, du hast es schon in unsere Liste eingetragen, das wird am Montag bestellt.

[00:01:46]  Ich habe die Zahlen mitgebracht.

[00:01:48]  Auf Platz 3 mit 6 Prozent der Stimmen ist Bakuman gelandet.

[00:01:54]  Platz 2 mit 17 Prozent der Stimmen hat Noragami erreicht und damit gewinnt Death Note

[00:02:02]  mit der deutlichen Mehrheit von 77 Prozent der Stimmen die Abstimmung und wird angekauft.

[00:02:09]  Yes!

[00:02:10]  Warum ‚Yes‘?

[00:02:11]  Das war mein Lieblingsmanga deswegen.

[00:02:15]  Ja, wir freuen uns sehr, oder?

[00:02:17]  Ja, total.

[00:02:18]  Ist eine würdige Ergänzung in unserem Manga-Bestand.

[00:02:21]  Wie geht es jetzt weiter damit?

[00:02:22]  Was machen wir jetzt?

[00:02:23]  Ja, also ich habe sie schon in unsere Liste eingetragen.

[00:02:26]  Das heißt am Montag bestellen wir das.

[00:02:29]  Dann geht die Bestellung raus, dann kommt es an, arbeitet man es rein und dann stellen

[00:02:34]  wir es schön in unserer Manga-Abteilung bei uns im Belletristikbereich aus.

[00:02:39]  Genau, also bei den Graphic Novles, bei den anderen Mangas findet ihr dann auch Death Note

[00:02:44]  und für den Fall das, was dann inzwischen auch ganz gerne passiert,

[00:02:47]  die ersten 1-2 Bände schon ausgeliehen sind, haben

[00:02:49]  wir ja noch ganz viele andere Reihen, die sich auch zu lesen lohnen.

[00:02:54]  Genau.

[00:02:55]  Pia, warum mögen wir eigentlich Cosplay?

[00:02:58]  Ich habe bei der Recherche für dieses Thema unerwartet meine Nische gefunden.

[00:03:02]  Wir müssen den Podcast...

[00:03:04]  Bist du zu Cosplayern übergegangen?

[00:03:06]  Na, wie folgt.

[00:03:07]  Ich glaube, dass intertextuelle Interpretation von soziologischen Phänomenen genau meine

[00:03:13]  Nische ist und mein Vorschlag für den Podcast-Titel.

[00:03:15]  Es ist vielleicht nicht so knackig wie S‘Vorwort.

[00:03:20]  Na ja, aber genau, wir kommen jetzt direkt auch zum Thema und zum Einstieg

[00:03:26]  outen wir uns einmal, bist du Cosplayerin?

[00:03:30]  Na.Ich muss sagen ich auch nicht.

[00:03:32]  Also zu Halloween vielleicht mal was angezogen.

[00:03:34]  Ah, das muss man unterscheiden.

[00:03:36]  Halloween-Kostüme sind kein Cosplay.

[00:03:39]  Wir werden es dann definieren, was Cosplay genau ist für alle die Zuhörerinnen und

[00:03:43]  Zuhörer, die das vielleicht nicht wissen oder nicht genau wissen, weil sie es vielleicht

[00:03:46]  nur peripher mitbekommen haben.

[00:03:48]  Genau, aber detto, das letzte Mal, wo ich verkleidet war, war ich ein Musketier zu Fasching im

[00:04:01]  Kindergarten.

[00:04:02]  Aber warum?

[00:04:03]  Ich meine, nach der Manga-Folge haben wir halt auch was gesucht, was ein bisschen thematisch

[00:04:10]  passt, gerade zur Verkündung, das wir jetzt Death Note kaufen können.

[00:04:13]  Aber warum sprechen wir überhaupt über das Thema Cosplay?

[00:04:17]  Und da finde ich, wie ihr ja wisst, wir haben den #gemeinsambesser und wir haben

[00:04:25]  auch in unserer Folge, warum wir Bibliotheken mögen über das Konzept von dem ‚bibliotheken‘

[00:04:32]  im Sinne von einem Verb gesprochen.

[00:04:34]  Und ich finde, dass das als Thema total rein passt.

[00:04:38]  Warum werden wir dann im Laufe der Folge sicher noch sehen.

[00:04:43]  Ich finde jetzt einmal zusammengefasst, dass ähnlich wie Fanfiction ist Cosplay einfach

[00:04:48]  ein sehr kreatives Hobby und es passiert nämlich abseits vom passiven Medienkonsum.

[00:04:53]  Es ist aktiv und setzt sich aktiv mit Medien alle Art auseinander und vereinnahmt die

[00:05:01]  Inhalte dieser Medien für eigene Zwecke.

[00:05:05]  Also für mich ganz parallel zu Fanfiction, vielleicht auch Fanart.

[00:05:10]  Ja.

[00:05:11]  Fancontent einfach generell, da gibt es ja einen Haufen, da gibt es ja Fanmusik, so

[00:05:15]  Leute, die dann Musik über ihre, keine Ahnung, Lieblingsserie, Lieblingsbuchserie, was auch

[00:05:21]  immer schreiben.

[00:05:22]  Fanvideos, gibt Fanfilme und da ist halt auch ein Aspekt davon Cosplay.

[00:05:29]  Wir haben uns ja beide letzte Folge darüber unterhalten, dass wir auch Manga gelesen haben,

[00:05:33]  auch schon als Jugendliche, auch in dieser Zeit, wo es überhaupt nicht etabliert war,

[00:05:39]  gerade so in Tirol vielleicht, unseres subjektiven Eindrucks nach.

[00:05:44]  Bist du da in irgendeiner Form einmal auf den Begriff gestoßen oder hat dir das vor unserer

[00:05:52]  Folge heute was gesagt?

[00:05:54]  Cosplay, ich hab's halt aus der Fankultur gekannt, aus dem Internet.

[00:05:59]  Ich kann jetzt ehrlich gesagt nicht sagen, wann ich das erst einmal entdeckt hab.

[00:06:05]  Aber es werden halt immer wieder mal tolle Cosplays geteilt oder so, in den Gruppen,

[00:06:11]  in Reddit oder so.

[00:06:12]  Wenn man in Harry Potter Foren scrollt und mal schaut, dann wird

[00:06:18]  so was immer wieder mal geteilt und eben das hab ich dann halt einmal gesehen.

[00:06:21]  Aber eben nicht jetzt aktiv damit beschäftigt hab ich nicht wirklich.

[00:06:25]  Obwohl es da schon eine ziemlich große Gemeinschaft gibt, ich hab mal geschaut, ob es in welchen

[00:06:29]  Zahlen gibt.

[00:06:30]  Ich hab nicht wirklich offizielle Zahlen gefunden, wird auch wahrscheinlich schwierig sein,

[00:06:35]  das rauszufinden.

[00:06:36]  Aber es gibt ja ‚Cos_Now‘, das ist so eine Webseite, die sich speziell darauf spezialisiert hat.

[00:06:42]  Und die sagen, dass es in Deutschland um die 15.000 Menschen gibt, die diesem Hobby

[00:06:48]  aktiv nachgehen.

[00:06:50]  Also sind nicht wenige.

[00:06:52]  Und was interessant war, die haben auch Umfragen gemacht, um rauszufinden, so wie so der typische

[00:06:58]  Cosplayer, die typische Cosplayerin ausschaut.

[00:07:01]  Und das war dann schon interessant für mich, weil vom Alter her, waren die Leute, die dem

[00:07:09]  Hobby nachgehen zwischen 18 und 24 Jahre alt, ab 25 hat es dann stetig abgenommen.

[00:07:14]  Und auch vom Geschlecht, der hat einen definitiven Trend geben.

 [00:07:21]  Es war ein eindeutig mehr Frauenanteil, als Männeranteil.

[00:07:23]  Ich glaub, also zum Alter könnte ich mir vorstellen, da hab ich die Theorie, dass das

[00:07:30]  hat sich ja mehrere Gründe, aber dass einfach sich der Lebensmittelpunkt verlegt und mit

[00:07:40]  dem Vollzeitjob oder mit der Gründung von einer Familie bleibt einfach generell nicht

[00:07:48]  viel Zeit für Hobbys.

[00:07:50]  Und vor allem so aufwendige Hobbys, das muss man jetzt auch sagen.

[00:07:56]  Es ist zwar kreativ, aber es ist schon aufwendig, so ein ganzes Kostüm zu kreieren.

[00:08:00]  Man muss vielleicht auch neue Fähigkeiten lernen, Nähen, Stricken, was auch immer.

[00:08:04]  Also das nimmt wahrscheinlich schon um einiges mehr Arbeit in Anspruch.

[00:08:08]  Also jetzt vielleicht eben Fanfiction einfach einmal eine kleine Geschichte schreiben oder

[00:08:11]  so.

[00:08:12]  Ist vielleicht schon ja aufwendiger.

[00:08:14]  Und was den Frauenanteil angeht, das ist auch interessant und diskutierenswert.

[00:08:21]  Warum ist es eigentlich so?

[00:08:24]  Zum Cosplay selber, da kann man sich dann schon die Frage stellen, ist es, ich glaub, das

[00:08:31]  ist für mich, spiegeln sich da in Fandoms an sich in diesen Räumen, über die wir auch

[00:08:39]  schon geredet haben, die Möglichkeit von marginalisierten Gruppen oder in der Gesellschaft marginalisierten

[00:08:45]  Gruppen wieder, die dann andere Identitäten leben können.

[00:08:48]  Da käme man ein bisschen dazu.

[00:08:50]  Aber das würde für mich auch den Frauenanteil erheblich erklären, weil da einfach sehr

[00:08:56]  viel mit Identität im Cosplay auch gespielt wird.

[00:08:59]  Meines Eindrucks nach.

[00:09:01]  Und es ist eventuell auch so, dass diese Art von Kreativität, die wie du sagst beinhaltet,

[00:09:08]  zu basteln, zu nähen, zu schminken, sich mit anderen Kulturen in diesem Sinne zu befassen

[00:09:18]  und sich auf diese Weise auch auszutauschen, einfach eine sehr weiblich konnotierte Sache

[00:09:25]  ist.

[00:09:26]  Das haben sie bei der Umfrage eben auch gesagt, dass sie davon ausgehen, dass es vielleicht

[00:09:29]  auch damit zusammenhängt.

[00:09:30]  Und es ist vielleicht auch eher so, dass Männer das vielleicht auch eher nicht zugeben wollen,

[00:09:35]  auch vielleicht auch nicht an diese Umfrage teilgenommen haben aus diesen Gründen.

[00:09:39]  Aber bevor wir da weiter reden, vielleicht klären wir mal, was ist Cosplay und woher

[00:09:44]  kommt es eigentlich?

[00:09:45]  Beim Cosplay geht es um das Nachbilden von Figuren aus Medien.

[00:09:51]  Das können Manga sein oder von mir ist auch die Animeadaptionen, Filme, Games und auch

[00:09:57]  andere Medien wie zum Beispiel Literatur.

[00:09:58]  Ich meine, du hast jetzt gleich Harry Potter genannt.

[00:10:01]  Es geht darum, dass nicht nur das Aussehen dieser Figuren und ich weiß, dass man das

[00:10:06]  eben im Cosplay Charaktere nennt.

[00:10:10]  Ich kann das nicht Charaktere nennen, weil mein Literaturprofessor hat mir

[00:10:16]  eingetrichtert, dass das Figuren heißen und das werde ich für immer so sagen müssen.

[00:10:20]  Und dass man die Figuren möglichst genau nachstellt.

[00:10:23]  Das ist die eine Sache, aber es geht vor allen Dingen darum auch die Charaktereigenschaften

[00:10:27]  möglichst authentisch und genau wiederzugeben.

[00:10:31]  Wobei es oft nicht ums Schauspielen geht, also sich hineinversetzen, sondern da ist immer

[00:10:35]  so ein Spannungsverhältnis zwischen dir als Person, dann auf der anderen Seite der Figur

[00:10:42]  in zum Beispiel dem Anime und in der Mitte dein verkleidetes Selbst und dann geht es ums

[00:10:49]  Posieren für Fotos und dem Nachstellen von Szenen.

[00:10:54]  Und es ist also keine Schauspielerei in dem Sinne.

[00:10:58]  Aber es ist trotzdem, und da liegt die Betonung auch drauf, auf Spiel, auf dieses kreative

[00:11:06]  Ausleben, dieses Spannungsfeld, das möchte man fast sagen.

[00:11:10]  Und da bin ich dann auf diese soziologische Ader gestoßen, wo ich dann eine Abhandlung

[00:11:19]  gelesen habe zum Thema Cosplay, weil wie immer ist die Wissenschaft so ein bisschen geneigt

[00:11:27]  so popkulturelle Strömungen erst mal außer Acht zu lassen und fängt jetzt erst langsam

[00:11:31]  an sich damit zu befassen.

[00:11:32]  Und da wurde dann diese Performativität von Identität -

[00:11:37]  Darum geht es ja ganz viel bei Judith Butler,

[00:11:40]  da geht es um das Genderthema,

[00:11:41]  aber auch bei Irving Goffman: Identität ist nicht festgesetzt, sondern flexibel

[00:11:54]  und die performed man,

[00:11:59]  wenn ich das so laienhaft ausdrücken darf.

[00:12:01]  Das sieht man auch zum Beispiel ganz interessant bei Cosplayern.

[00:12:05]  Die nennt man dann, habe ich gelesen, ‚Crossplayer‘.

[00:12:08]  Zum Beispiel eine Frau, eine männliche Figur cosplayed oder ein Mann eine weibliche Figur.

[00:12:15]  Und da hast du automatisc h schon, vielleicht ohne irgendwelche politischen oder anderweitigen

[00:12:21]  Hintergedanken,

[00:12:22]  Grenzüberschreitungen, also von arbiträren Grenzen.

[00:12:28]  Ja, genau.

[00:12:30]  Dieses strikt binäre, das oft in unserer Gesellschaft so, das wird irgendwie aufgelöst.

[00:12:37]  Das habe ich wahnsinnig faszinierend gefunden.

[00:12:40]  Aber im Spiel.

[00:12:41]  Und es hat mich auch so Cosplay, also Spiel, die kindliche, bitte zu unterscheiden, kindisch,

[00:12:49]  sondern kindliche Art, sich mit am Thema zu befassen.

[00:12:52]  Das nämlich von Neugier und, also so getrieben ist von Neugier und von der Lust aus Spiel.

[00:12:59]  Und deswegen finde ich diese ganze Sache so unfassbar sympathisch.

[00:13:04]  Ich finde ja, wir sollten alle mehr spielen.

[00:13:07]  Auch die über 25-Jährigen, die dann oft keine Gelegenheit mehr haben, weil es das Leben

[00:13:13]  nicht mehr so zulässt, leider.

[00:13:15]  Wie ist es aber entstanden, um das noch abzuschließen?

[00:13:18]  Und zwar, in den 1980er Jahren in Japan wurde das dort groß.

[00:13:23]  Weil da das hängt, so ein bisschen zusammen mit der, da ist so die erste Generation von

[00:13:31]  Anime- und Manga-Fans in Japan erwachsen geworden.

[00:13:34]  Das heißt, da hatten die auf einmal die Mittel und Wege Fansein anders auszudrücken.

[00:13:41]  Und es gilt als Fanpraxis.

[00:13:43]  Die ist auch entstanden, weil der Urheberrechtsschutz in Japan, wurde strikt forciert.

[00:13:50]  Das hat dann verhindert, es Nachahmung verhindert in jeglicher Form.

[00:13:56]  Dieses Nachahmen galt aber eben nicht für das Gestalten von Kleidung, Accessoires, Waffen

[00:14:03]  von den Figuren in den Medien, die konsumiert worden sind.

[00:14:07]  Und deswegen wurde das so ein neuer Weg, sich kreativ auseinandersetzen, ohne solche Urheberrechtsverletzungen

[00:14:15]  zu begehen.

[00:14:16]  Wobei es in Japan nach wie vor sogenannte Doujinshi gibt.

[00:14:23]  Ich spreche es bestimmt falsch aus.

[00:14:25]  Kann man sich vorstellen wie ein Fanzine.

[00:14:27]  Wie ein Fan-Magazin oder quasi Fan-Fiction, aber halt von einem Manga als Manga, aber halt

[00:14:40]  selber herausgegeben und selber gezeichnet und so. Ja und so ist es ein bisschen entstanden und

[00:14:46]  ab den 90er Jahren war ja dann, da haben wir letztes Mal schon drüber geredet, der Manga und

[00:14:50]  Animeboom in den USA und in Europa und so ist es da auch groß geworden. Allerdings der Begriff

[00:14:57]  wurde geprägt von dem japanischen Autor Nobuyuki Takahashi und der hat nämlich sich in Los Angeles

[00:15:05]  auf der Science-Fiction Worldcon im Jahr 1984 die ganzen kostümierten Fans angesehen und hat

[00:15:13]  daraus dann einfach den Begriff abgeleitet und ist dann nach Japan getragen. Ist interessant,

[00:15:20]  weil ich hab nämlich bei den Ursprüngen des Cosplay gefunden, dass es schon in den 1960er Jahren in den

[00:15:25]  USA Cosplays gegeben hat auf Science-Fiction-Conventions. Genau auf das Gleiche bin ich auch

[00:15:31]  gestoßen, und dass es sogar so früh zurück geht bis zum Jahr 1939, wo es schon die ersten Sci-Fi-

[00:15:37]  Conventions oder Gatherings oder so gegeben hat. Ja, das ist interessant wie zwei ganz verschiedene

[00:15:44]  Kulturen ineinander verschmelzen. Genau, also wie es dann wieder und wie es jetzt sich so

[00:15:50]  anfühlt als wäre es etwas, dass das aus Japan zu uns gekommen ist, aber dabei ist es irgendwie in

[00:15:55]  den USA auch schon gewesen. Also für mich ist das irgendwie so ein Indiz dafür, dass Menschen da

[00:15:59]  einfach das Bedürfnis danach haben auf diese Weise zu spielen oder sich auszudrücken. Genau, und so

[00:16:08]  findet man halt die Begriffe. Genau. Und heutzutage hat man es überall gefühlt auf sehr vielen

[00:16:15]  Conventions, also es gibt ja die Comic-Cons oder die Frankfurter Buchmesse, also das ist jetzt nicht

[00:16:20]  mehr so begrenzt wie es vielleicht früher mal war. Also immer dann wenn es irgendwie um Fans geht,

[00:16:26]  um Fan-Kultur, tauchen auch Cosplayer auf. Was ich auch noch interessant gefunden habe, was ich

[00:16:33]  vorher noch sagen wollte, weil du ja gesagt hast, wenn man älter ist, nachher hat man und

[00:16:36]  eben vielleicht ein Job hat, Kinder hat, hat man vielleicht nicht mehr die Zeit sich damit mit

[00:16:40]  diesem Hobby zu beschäftigen. Interessanterweise bei dieser Umfrage von dieser Webseite, was so das

[00:16:46]  48 Prozent, das war der größte Teil, berufstätig waren sogar. Ich glaube schon, dass man einen Teil

[00:16:51]  dann auch die Mittel und Wege hat, Cosplay als Hobby zu betreiben und es war auch interessant, weil es waren vor

[00:16:58]  allem auch Leute aus der Kreativbranche und das macht schon Sinn, weil wenn du selber schon

[00:17:02]  Näherin bist oder im Make-up Artist oder so in irgendeinem kreativen Beruf arbeitest, wo du schon

[00:17:08]  gewisse Fähigkeiten mitbringst, ist das für die irgendwie eine logische Erweiterung. Oder es

[00:17:16]  ist umgekehrt und du suchst ja einfach beruflich eine Ausdrucksweise, die irgendwie dem nahe bleibt,

[00:17:25]  was du auch gern privat macht. Und das Cosplay einfach nur eine weitere erweiterte Form,

[00:17:33]  diese Ausdrucksweise ist so von diesem Wunsch nach Spiel oder nach Kreativität oder wie auch immer.

[00:17:39]  Genau, du hast ja schon gesagt, es gibt auch inzwischen im Deutschsprachengraum sehr,

[00:17:44]  sehr viele Messen. Regelmäßig hören auch wir als Bibliothekarinnen auch in den sowohl zur Leipziger

[00:17:49]  Buchmesse als auch zur Frankfurter Buchmesse. Wir gehen ja auch viel auf Fortbildungen und

[00:17:53]  auf Vorträge und entweder sind wir selber auch so eine Buchmesse mal präsent oder Leute kommen

[00:18:01]  danach und erzählen uns davon und dann irgendwie unabdingbar das Kommentar: ‚Ja und ganz viele

[00:18:07]  Verkleidete waren.‘ Und es ist inzwischen auch etabliert, also sowohl die Leipziger als auch die

[00:18:14]  Frankfurter Buchmesse nehmen sich dem an und erkennen das auch als Zielpublikum. Es gibt

[00:18:24]  außerdem die deutsche Cosplay-Meisterschaft, die wird zusammen in Zusammenarbeit mit der

[00:18:29]  Frankfurter Buchmesse gemacht und dem Verein "Animexx" heißt der. Das ist, meines Wissens

[00:18:38]  nach, die größte deutschsprachige Plattform. Das ist so eine Internetseite, wo man sich als

[00:18:46]  Community trifft. Im Endeffekt. Große Conventions in Deutschland wären noch die Dokomi, die sind

[00:18:54]  Düsseldorf, die Connichi in Kassel, die German-Comic-Con nach dem Vorbild von der in Los Angeles,

[00:19:00]  allerdings in Dortmund, Berlin und Frankfurt und die Comic-Con Germany in Stuttgart. Und dann

[00:19:06]  habe ich noch einmal geschaut, was gibt es denn in Österreich und gibt es in Österreich? Ja,

[00:19:10]  in Österreich gibt es ganz viel. Die ,Ani‘ - okay, ich weiß jetzt kriegen wir wahrscheinlich die ersten -

[00:19:16]  die AniNite oder die Ani’Nite‘. Seid’s nett zu mir, wenn ihr mich korrigiert. Die NipponNation,

[00:19:24]  die Vienna Comic-Con, die HanamiCon in Graz und in Tirol, die hat gerade erst stattgefunden, die

[00:19:31]  LoriCon, nämlich in Seefeld. Okay, habe ich auch noch nicht gewusst. Ja, die hat vom 8. bis 9. Juni

[00:19:38]  stattgefunden im Olympiasport- und Kongresszentrum in Seefeld. Und das war mir, also ich weiß,

[00:19:46]  ich war an dem Tag letztes Jahr im Sommer zufällig auch in Seefeld und bin dann da so langspaziert

[00:19:53]  und genau an dem Zentrum da vorbei. Und auf einmal kommen wir da Cosplayer entgegen. Was sehen

[00:20:01]  meine Augen da? In Tirol laufen einem nicht einfach so Cosplayer entgegen. Also entweder

[00:20:11]  du hast Skioutfit an oder eine Wanderhose. Und das kennt man vielleicht, wenn mein Frankfurt am

[00:20:20]  Weg ist um die Buchmesse rum und die Leipzig, aber nicht in Tirol. Und dann war da ganz zufällig

[00:20:25]  genau die LoriCon letztes Jahr. Das ist ganz witzig. Auf diesen Messen geht es ganz viel um

[00:20:31]  Kreativität und was wir noch nicht erwähnt haben, ist, wie gemeinschaftlich dieses ganze Hobby ist.

[00:20:38]  Also die allermeisten Cosplayer, wobei es Ausnahmen gibt, die allermeisten treiben das als Hobby und geben

[00:20:46]  mehr Geld raus als sie … Also da geht es nicht ums Geldverdienen. Das finde ich auch sehr bemerkenswert.

[00:20:51]  Auf diesen Messen gibt es dann Workshops, egal ob es ums Nähen oder ums Handwerkliche geht,

[00:20:58]  wie bastle ich meine Waffe. Man ist einfach Teil einer Community online, aber dann auch eben vor Ort.

[00:21:05]  Und das ist sicher was Schönes, dass wenn man sich dann auch gegenseitig austauschen kann,

[00:21:08]  Talente austauschen kann, Tipps austauschen kann, aber sich gegenseitig dann auch irgendwie

[00:21:13]  hyped und sagt, wie toll die Kostüme gegenseitig sind, ist sicher eine total nette Community.

[00:21:17]  Mir ist aufgefallen, also ich habe immer den Eindruck, das wird von außen so ein bisschen

[00:21:22]  belächelt. Siehst du das auch so? Aber ich glaube, dass es auch besser geworden.

[00:21:27]  Ich glaube am Anfang war das so ganz außen vor mit so: ‚Okay, das sind ein paar komische,

[00:21:35]  die das halt machen.‘ Und inzwischen, wie du schon gesagt hast, dass es auch größere

[00:21:40]  eben Buchmessen auch so angenommen haben und das auch so bewerben. Ich glaube nicht,

[00:21:45]  dass das so selbstverständlich ist. Vor ein paar, vor einem Jahrzehnt oder so wäre das wahrscheinlich

[00:21:49]  noch nicht der Fall gewesen. Viele von diesen Treffen sind dann auch ehrenamtlich organisiert.

[00:21:55]  Diese Vereine werden teilweise ehrenamtlich oder zum Großteil ehrenamtlich geführt. Also das

[00:22:00]  ganz viel Communitywork unsichtbar dahinter, um diese ganzen Vernetzungen überhaupt stattfinden

[00:22:09]  zu lassen. Und das voranzutreiben, ja. Genau. Und einfach diesen Raum auch so möglichen für den

[00:22:15]  Austausch. Und das ist so, ja eigentlich auch, wofür wir als Bibliothek stehen.

[00:22:21]  Ein Raum für alle. Ja, und was mir total gefällt, ist dieses Partizipative,

[00:22:26]  dieser Aspekt daran, dass man nicht passiver Konsument ist von etwas, sondern aktiv was

[00:22:36]  an sich nimmt. Das war ja auch bei der Fanfiction-Folge ein bisschen ein Thema. Aktiv was an sich nimmt und

[00:22:41]  das für sich selber gestaltet. Ich weiß nicht, ich habe das jetzt, wo ich so ChatGPT so viel

[00:22:45]  verwendet habe jetzt einmal. Da habe ich so das Gefühl gehabt und dann liest du halt - in der Früh liest du

[00:22:51]  halt die Nachrichten, dann brauchst du eine schnelle Info und googlest das halt. Und dafür ist

[00:22:55]  Google ja auch ausgerichtet, dass du dir nichts mehr merkst, sondern dass du einfach auf Google

[00:22:59]  gehst. Und dann tippst du noch schnell deinen .. ‚Ich brauche ein Essay für 200 Wörter für dieses

[00:23:05]  und jenes‘ ein. Und nichts mehr kommt so aus einer, also jedes -  aus einer kreativen Ader heraus von dir

[00:23:12]  selber - Ja, jedes, jedes Zünglein Neugier, das in dir entstehen könnte, weil du... Von irgendeiner

[00:23:20]  Maschine übernommen. Ja. Da hast du ja die Antwort. Aber das ist was, das kann keine

[00:23:26]  Maschine machen, das musst du nur selber. Aber hast du auch den Eindruck oder meinst du, dass das...

[00:23:32]  Ja, ich glaube eben, das ist doch schon so ein Hobby, das eben Kreativität auf jeden Fall fördert.

[00:23:36]  Und da hilft einmal aus dem Alltagstrott heraus zu kommen. Gerade jetzt sind wir so gewohnt,

[00:23:44]  einfach nur auf unsere Computer zu starren. Und wenn es nicht die Computer sind, dann sind es die

[00:23:49]  Handys oder die Fernseher. Und dann ist sowas kreatives, wo ich was auch machen muss mit bei den

[00:23:55]  Händen schon auch sicher angenehm und fein und eine Abwechslung. Ja, ich kann mir das schon vorstellen,

[00:24:04]  dass das ... Aber ich kann es jetzt nicht sagen, weil ich es natürlich selber noch nicht

[00:24:07]  ausprobiert habe. Das müsste ich ausprobieren. Aber ich glaube nicht, dass ich so gut nähen kann,

[00:24:11]  dass ich das hinkriege. Irgendwann müssen wir mal ein Cosplayer oder eine Cosplayerin einladen und die

[00:24:18]  sollen uns das dann genau erzählen, wie das dann funktioniert. Aber ich habe auch so ein

[00:24:23]  bisschen den Verdacht, dass die Leute sich auch fragen, was machen die denn da eigentlich? Weil es

[00:24:29]  hat ja keinen Sinn als den Selbstzweck. Ich sage, meine These ist...

[00:24:34]  - intrinsisch motiviert. - Ja, es ist Abseits vom Kapitalismus, [00:24:41]  Abseits von allen gesellschaftlichen Erwartungen. Und wie du ganz am Anfang der Folge gesagt hast,

[00:24:47]  übertritt sogar Grenzen teilweise -  wir haben von Gender geredet und von solchen

[00:24:55]  Geschichten, dass ich mir schon... Also, dass ich schon glaube, dass viele Leute das gar nicht

[00:25:02]  verstehen, wie viel Flexibilität das innerlich erfordert. Und wie viel Mut. Gerade so die ersten

[00:25:12]  paar Male kann ich mir vorstellen, dass er fordern dürfte, wenn du in vollem Kostüm...

[00:25:17]  - In die Öffentlichkeit gehst? - In die Öffentlichkeit gehst. Und die alle Blicke und oft sind

[00:25:24]  ja... wird ja beurteilt. Ich habe schon das Gefühl, dass das noch verurteilt wird oft. Oder zumindest

[00:25:32]  bestaunt im positiven Sinne, manchmal begafft im negativen Sinne. Und das wird, finde ich, zu wenig

[00:25:41]  in den Vordergrund gerückt. Wie erstaunlich... Wir nutzen die ganze Zeit das Wort "kreativ".

[00:25:52]  Sondern ich glaube, wir wollen eigentlich... Ich weiß ich eigentlich sage, wie erstaunlich...

[00:25:56]  auch nicht „mutig“, aber wie tief menschlich das eigentlich ist, immer dieses Spiel beizubehalten,

[00:26:03]  diesen Wunsch nach, das nicht zu verlieren. Weil ich glaube nicht, dass es... Wir reden ja auch von

[00:26:08]  der Realitätsflucht bei den Romanen und so. Das würde ich auch immer gern vorgeworfen. Ich glaube

[00:26:14]  auch nicht, dass das der größte Antrieb ist. Ich glaube, der größte Antrieb und da müsste

[00:26:19]  ihr, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, muss bitte eure Meinung dazu sagen, ist meine Meinung nach

[00:26:26]  Community, dieses Zusammenkommen. Zugehörigkeit zu einer Gruppe, die sich unter anderem total

[00:26:37]  super versteht und genau weiß, was die anderen auch so denken, wie man selbst. Pia, ein Abschlusswort.

[00:26:44]  Danke fürs Zuhören. Vielleicht, da wir jetzt ja auch die Death Note haben, vielleicht marschiert mal

[00:26:50]  jemand von euch im Light-Kostüm oder im – so wie heißt er jetzt nochmal? Ich hab das alles schon vergessen.

[00:26:57]  L? L, genau. Aber L ist super easy, weil der hat... Warte, ich weiß, der ist gerade zufällig. Der hat

[00:27:02]  Jeans an und ein weißes Oberteil. Aber ich glaube, er ist immer barfuß. Also wenn ihr keine Schuhe

[00:27:12]  anhabt, dann wissen wir Bescheid. Wobei der Shinigami, ist das Shinigami? Ich weiß nicht, was

[00:27:16]  die ganzen Begriffe nicht mehr. Ja, es ist ein Shinigami. Genau. Es ist ein Shinigami. Todesgott, wie auch

[00:27:23]  immer. Da wäre ich dann impressed, wenn jemand in diesem Kostüm auftaucht. Auf jeden Fall,

[00:27:29]  würden wir uns freuen, wenn ihr auch im Kostüm bei uns mal vorbeischaut und unsere Mangaabteilung

[00:27:35]  begutachtet. - Aber das geht auch ohne Kostüm. - Das geht auch ohne Kostüm. Wir nehmen alle. Der Raum für

[00:27:40]  alle. - Und unsere Mangaabteilung begutachtet mit dann bald einmal den neuen „Death Note“. Danke

[00:27:47]  fürs Zuhören und bis zur nächsten Folge. Ihr könnt uns gerne eure Meinung auf post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at

[00:27:56]  oder auf Instagram oder Facebook. Teil... Was habe ich jetzt, wie habe ich den Satz angefangen?

[00:28:03] - ‚Sagen‘. – Sagen! Den Rest schneidest du heraus. - Mach ich immer. - Okay. Danke fürs Zuhören/Bis zum nächsten …. - Sag du‘s. –  Danke fürs Zuhören

[00:28:19]  und fröhliches Mangalesen. Tschüss.

[00:28:22]  Das Vorwort ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck und Teil der „Stadtstimmen“,

[00:28:51]  dem Audiokanal der Stadt Innsbruck.

Transkription

[00:00:00]  [Musik]

[00:00:15]  Ja, dann legen wir einfach mal los zum Podcast. Herzlich Willkommen zum

[00:00:20]  „S’Vorwort“, dem Podcast der Stadtbibliothek Innsbruck. Mein Name ist Christina.

[00:00:24]  Und ich bin Pia. Und wir sprechen heute über ein ganz besonders spannendes Thema, zumindest

[00:00:30]  für mich, nämlich über historische Romane. Pia, auf einer Spannungsskala von eins bis zehn, wo bist du da?

[00:00:39]  Es kommt ganz aufs Thema drauf an. Das ist das, was ich mir auch da heraus gesucht habe dazu, weil

[00:00:44]  es ist jetzt nicht das Genre, wo ich sofort hingehe. Ich habe ein Paar gelesen, aber dann waren das Sachen,

[00:00:52]  wo mich spezifisch dieses Thema interessiert hat. Es ist jetzt nichts, wo ich in die Buchhandel

[00:00:57]  und die Bibliothek reingehe und sage, ach, gehen wir einfach einmal zu den historischen Romanen. Das mache ich nicht.

[00:01:02]  Das heißt, dass du tatsächlich historische Romane dann ganz konkret für so einen gewissen

[00:01:07]  „Bildungspurpose“, also um den Bildungsnutzen, gelesen im Sinne von, ach, mich interessiert jetzt die Zeit oder?

[00:01:15]  Oder die Personen. Ich habe mir zwei Beispiele aufgeschrieben, die mir auch noch eingefallen sind. In der Schule haben wir zum Beispiel etwas über

[00:01:23]  Sträflingskolonien gelernt und das hat mich dann interessiert. Und daher habe ich nachher die „Abby Lynn“-Saga

[00:01:29]  vom, wie heißt der jetzt, Rainer Schröder gelesen. Das hat mich dann einfach interessiert und deswegen

[00:01:36]  habe ich dann die Bücher gelesen. Und das andere, was mir auch noch eingefallen ist, ganz spezifisch war dann

[00:01:40]  „Raven Queen“ von Pauline Francis. Das ist über die Lady Jane Grey und da war ich damals in London und war im Tower

[00:01:48]  of London und habe über sie gelernt, also über sie erfahren, über das Audiobook dort und daher habe ich das

[00:01:54]  gelesen, weil es mich dann interessiert hat. Also ich bin so zu historischen Romane gekommen und es war

[00:02:00]  nicht: okay, ich gehe zu die historischen Romane und schau mal, was es gibt.

[00:02:02]  Und bevor wir jetzt weiter in das Thema einsteigen, um zu klären, warum mögen wir historische Romane

[00:02:11]  oder vielleicht auch nicht, habe ich eine Genre-Definition mitgebracht, um das einmal

[00:02:18]  abzustecken und zwar würde ich die jetzt hier einmal ausbreiten, wenn das okay ist. Der historische Romane

[00:02:26]  ist ein literarisches Genre, das sich durch seine Fokussierung auf vergangene Zeiten und historische

[00:02:32]  Ereignisse auszeichnet. So weit, so klar. In diesem Genre werden fiktive Geschichten oder Figuren in einem realen

[00:02:40]  historischen Kontext präsentiert. Dabei wird oft eine akkurate Darstellung der historischen

[00:02:46]  Periode angestrebt, wobei historische Ereignisse, Orte und Persönlichkeiten in die Handlung

[00:02:53]  integriert werden. Der historische Roman ermöglicht das Leser*innen in vergangene Epochen einzutauchen und

[00:03:00]  Geschichte auf eine lebendige und unterhaltsame Weise zu erleben. Während gleichzeitig Aspekte der

 

 

[00:03:06]  menschlichen Natur und universelle Themen erkundet werden, also wie in jedem Roman. Und es ist ja genau

[00:03:12]  dieser letzte Satz, dass man Geschichte auf eine lebendige und unterhaltsame Weise erleben möchte,

[00:03:19]  was du hier gerade auch geschildert hast. Du hast von einer geschichtlichen Periode einen Hintergrund

[00:03:25]  erfahren und wolltest dann mehr eintauchen. Und dann hast du da mehr gesucht, als nur was dir

[00:03:35]  ein Geschichtsbuch geben kann? Was hat dir das da gegeben? Eben, da kommt man gerade in diese Periode und

[00:03:41]  denkt, oder ist man gerade in dieser Periode, in dieser Zeit oder denkt an diese Person und denkt sich, wie hat sich die

[00:03:46]  sich damals gefühlt? Oder wie war das damals? Wir haben die Leute das damals erlebt und dann

[00:03:51]  interessiert einen das halt und dann will man vielleicht noch mehr machen, als nur reine Fakten lesen.

[00:03:56]  Ja, genau, also was für mich Literatur auch ausmacht ist dieses, sich hineinversetzen und beim

[00:04:05]  historischen Roman halt eben im konkreten Kontext der Zeit, der auch von Interesse ist,

[00:04:10]  aus dem einen oder anderen Grund. Bei mir ist es vor allen Dingen das englische Mittelalter gewesen,

[00:04:19]  das mich gepackt hat und entsprechend in die Kante historischer Roman habe ich geschlagen,

[00:04:26]  sozusagen. Da konnte ich dann eine Weile auch nicht genug bekommen. Ich habe auch tatsächlich

[00:04:33]  zwei Empfehlungen mitgebracht an historischen Romanen, die beide in das Genre fallen, aber beide

[00:04:41]  so bisschen, also sehr unterschiedlich sind. Das eine ist literarischer und das andere ist vielleicht

[00:04:46]  mehr, wie man sich so einen typischen Genre Roman vorstellt. Die würde ich dir jetzt einmal

[00:04:53]  kurz vorstellen und unseren Hörerinnen und Hörern.

[00:04:56]  Leg los!

[00:04:57]  Und zwar die erste Person, die ich mitgebracht

[00:04:59]  habe ist die Rebecca Gablé, die ja schon seit vielen Jahrzehnten inzwischen historische

[00:05:05]  Romane im deutschsprachigen Markt veröffentlicht. Sie ist eine deutsche Schriftstellerin und ihre

[00:05:10]  historischen Romane, die berühmteste ist die „Waringham Saga“. Ich würde es als Action-Abenteuer-Romane

[00:05:17]  bezeichnen. Die haben meistens auch einen männlichen Protagonisten, sind oft sehr

[00:05:23]  Stereotyp auch in ihrem Aufbau. Also wenn du einen Rebecca Gablé Roman kennst, dann hast du eine

[00:05:30]  Idee davon, wie sie es immer und immer wieder aufbaut mit verschiedenen, also schon Twists,

[00:05:37]  aber es ist vom Stereotyp her das Gleiche. Sie sind recht stereotype Geschlechterrollen auch,

[00:05:43]  muss ich sagen, aber es ist auch oft eine Underdog-Geschichte, was ich auch weiß, dass es viele

[00:05:51]  Leserinnen und Leser zu schätzen wissen. Und meine absolute Empfehlung dadrin ist der „König der

[00:05:57]  pupurnen Stadt“. Das ist schon 2002 rausgekommen. Da spielt vor allen Dingen die mittelalterliche

[00:06:03]  Stadt London eine zentrale Rolle und meines Erachtens nach ist das eigentlich ihr bestes Werk oder

[00:06:12]  das, was ich am liebsten gelesen habe. Und die zweite, die ich mitgebracht habe, ist die

 

 

[00:06:16]  Hilary Mantel, die ja vor kurzem leider verstorben ist und zwar mit ihrer Tudor-Trilogie über

[00:06:25]  Thomas Cromwell. Für alle, die es nicht wissen, Thomas Cromwell ist oder war eine bedeutende

[00:06:31]  Figur während der Herrschaft vom Heinrich VIII. König von England im 16. Jahrhundert.

[00:06:36]  Heinrich ist der mit den vielen Frauen, der ein paar davon auch zu Köpfen gemeint hat. Und Cromwell

[00:06:43]  war dann irgendwann Chefminister, der ist dann in seinen Diensten von Heinrich aufgestiegen, war

[00:06:49]  Chefminister, kontrollierte ganz viel von der Politik und der Verwaltung Englands.

[00:06:54]  Fiel letztlich aber in Ungnade und wurde dann angeklagt der Häresie und hingerichtet und

[00:07:01]  trotzdem hatte er und hat er nach wie vor einen sehr großen Einfluss in der Geschichte

[00:07:05]  Englands und spielt eine große Rolle. Diese Figur hat sich Hilary Mantel vorgenommen in einer

[00:07:11]  Trilogie, drei historische Romane: „Wölfe“, „Falken“, „Spiegel und Licht“ von 2009 bis 2020, wo sie eben

[00:07:19]  Aufstieg und Fall von Cromwell beschreibt. Ich würde es als wesentlich literarischer einstufen und

[00:07:26]  aufgrund seiner Detailliertheit, also der Detailliertheit des Textes, auch etwas anspruchsvoller

[00:07:32]  als jetzt vielleicht die Gablé-Romane. Und das fand ich dann sehr interessant. Beides Englisches

[00:07:37]  Mittelalter, sind beides historische Romane, aber es stellt eine gewisse Bandbreite dar,

[00:07:41]  was man sich, was man unter dem Genre verstehen kann und wie viel Platz da ist.

[00:07:48]  Hast du, ich weiß du liest es nicht so gerne, du hast es schon gesagt, aber hast du was mitgebracht

[00:07:55]  irgendeine Empfehlung oder? Ich habe es mir ein bisschen angeschaut, auch eben weil es darum

[00:08:00]  gegangen ist, okay, wie recherchiert man denn für historische Romane, wie schauen da die

[00:08:03]  AutorInnen selber nach, wo das ist, was da passiert ist.

[00:08:19]  Genau, ganz kurz, weil wir das vergessen

[00:08:12]  haben oder dazuzusagen, dass ein großer Teil neben den Empfehlungen und zu schauen, was ist denn jetzt

[00:08:17]  ein historischer Roman, ist genau das Pia, was du gesagt hast, dass die interessante Frage ist

[00:08:21]  ja eigentlich, wie recherchieren Autorinnen und Autoren für diese Bücher, weil das ist,

[00:08:26]  das kann man sich vielleicht ja gar nicht vorstellen, wie dieser Vorgang ist und darauf haben

[00:08:31]  wir uns ja auch vorbereitet für diese Folge, da haben wir uns ja auch einiges auch angeschaut.

[00:08:34]  Ich habe mir auch angeschaut, wie sich die Gablé und Mantel vorbereiten und jetzt bin ich gespannt,

[00:08:40]  was du rausgefunden hast. Ich habe ja mal die Outlandereihe angeschaut, die ist geschrieben

[00:08:46]  worden von Diana Gabaldon ich sage das immer falsch, also schreiben tut mir das „Gabaldon“, aber sagen tut

[00:08:54]  man "Gavaldon",

[00:08:55]  Na, echt?

[00:08:56]  also mit V, ich habe extra nachgeschaut, weil ich es nicht gewusst habe.

[00:08:58]  Das habe ich, glaube ich, 20 Jahre falsch gesagt.

[00:09:00]  Ich auch, ich habe immer "Gabaldon" gesagt, also

 

[00:09:02]  "Gavaldon" heißt es.

[00:09:04]  Okay, dann „Gavaldon“.

[00:09:06]  Genau, auch wieder was gelernt und da sind schon einige

[00:09:10]  Teile heraus, 9 von 10 sollen es werden, sind es im Moment, aber 10 sollen es werden und sie ist

[00:09:20]  ein interessanter Fall, die Reihe ist ja sehr, sehr bekannt, läuft auch sehr gut, landet ständig auf

[00:09:27]  den Bestsellerlisten, es gibt ja auch die Serie dazu von Starz, da sind jetzt da auch schon,

[00:09:33]  warte jetzt muss ich gerade nachschauen, 6 Staffeln haben wir glaube ich, genau, und 8 Staffeln werden es, also und die geht ja

[00:09:41]  auch extrem gut, diese Serie, also richtige Bestseller. Und das ist ein interessanter Fall,

[00:09:46]  weil das war ihr erstes Buch, das sie geschrieben hat. Sie hat vorher noch nie was geschrieben

[00:09:50]  gehabt und ihr erstes Buch war dann gleich ein historischer Roman.

[00:09:53]  Wobei darf ich da kurz eine Zwischenfrage stellen, die ist ja, aber das ist ja nicht rein historisch, oder?

[00:09:59]  Eben, das ist der interessante Fall, sie ihr wollte, einen historischen Roman schreiben, sie hat gesagt, ich will

[00:10:04]  so richtig klassischen, dicken, großen historischen Roman schreiben, dadurch, weil sie aus einem

[00:10:12]  wissenschaftlichen Hintergrund gekommen ist. Sie hat ein PhD gehabt in Verhaltensökologie und hat

[00:10:16]  deswegen natürlich auch wissenschaftlich halt viel recherchiert.

[00:10:19]  Übrigens auch sehr spannend,

[00:10:21]  weil die Hilary Mantel hat Rechtswissenschaft studiert und die Rebecca Gablé hat neben

[00:10:31]  Mediävistik, also Mittelalterkunde, auch verschiedenste Studien abgeschlossen, das ist so ein gewisses

[00:10:36]  Recherche-Fieber, muss man dann schon haben.

[00:10:39]  Genau, also das eint, jetzt alle drei Autorinnen,

[00:10:43]  über die wir heute schon geredet haben.

[00:10:45]  Ja, interessant. Ja, und sie hat eben, und daher hat sie gedacht,

[00:10:49]  das fällt mir sicher am einfachsten, weil sie sich gedacht hat, okay, wenn mir sonst nichts

[00:10:54]  einfällt, ich kann ja immer noch was dazu recherchieren und mir das klauen. Und daher hat sie

[00:11:00]  begonnen, das zu schreiben. Sie hat niemandem gesagt, dass sie schreibt. 18 Monate

[00:11:05]  hat sie dafür gebraucht für das erste Buch, das dann 1991 veröffentlicht worden ist, und sie hat

[00:11:11]  das eben als Übung angesehen. Sie wollte einfach einmal ausprobieren, wie das funktioniert. Und

[00:11:16]  das Problem war halt, sie schreibt über Schottland im 18. Jahrhundert und hat dann begonnen,

[00:11:22]  über diese Hauptfigur, die Claire zu schreiben. Und diese Figur ist ihr aber nicht so richtig

[00:11:27]  gelungen, die hat ständig irgendwie so freche, moderne Bemerkungen gemacht. Und das ist aber

[00:11:32]  erst im Schreiben passiert und dann hat sie sich ewig lang gedacht, was mache ich denn bloß? Und dann

[00:11:36]  ist eben dieses Zeitreise-Element dazu gekommen, weil sie sich gedacht hat, nein, ich will die nicht

[00:11:41]  so ändern. Ich möchte die so modern behalten, so frech und modern. Und daher wandele ich das Ganze um

[00:11:48]  und mache es in einen Zeitreise-Roman.

 

[00:11:50]  Das finde ich jetzt besonders interessant, weil genau

[00:11:53]  vor dieses Problem sah sich ja auch die Rebecca Gablé gestellt. Weil du hast ja, gerade im

[00:12:00]  historischen Roman, brauchst du ja eine Identifikationsmöglichkeit zwischen den Figuren

[00:12:08]  und besonders den Protagonisten und den Leser*innen. Und sie hat darüber auch gesprochen,

[00:12:16]  wie sie in ihrem Schreibprozess, dass sie immer, es ist immer ein Balanceakt ist zwischen der Modernität

[00:12:24]  der Figuren und die irgendwie relatable zu machen für uns als Publikum, aber dann auch eine

[00:12:30]  gewisse Authentizität beizubehalten, weil es im mittelalterlichen England zum Beispiel,

[00:12:36]  hat sie das Beispiel angeführt, dass es da komplett normal war, also Sexismus und sonstige,

[00:12:43]  Homophobie. Also das war natürlich da alles ganz anders, als wir es heute empfinden.

[00:12:49]  Andere Wertevorstellungen, andere kulturelle Vorstellungen.

[00:12:53]  Ich glaube, dass sie das, also das ist, dass diese Protagonisten, gerade also in dieser Zone des

[00:12:59]  historischen Romans sage ich einmal, wo man sich nicht so weit aus dem Fenster lehnt,

[00:13:03]  dass ja dann auch doch eher populäre Literatur ist.

[00:13:07]  dass man da zur Moderne hintendiert und deswegen für mich lesen sich auch ihre Protagonisten,

[00:13:14]  die meistens männlich sind, auch immer so gleich, und finde ich interessant, dass die Gabaldon da diesen Ansatz gewählt hat.

[00:13:22]  Das heißt, sie hat diesen Fantasy-Aspekt aus einem Schreibprozess heraus ist das so entstanden?

[00:13:28]  Genau. Also das war vorher null so geplant. Sie wollte einen klassischen historischen Roman machen.

[00:13:32]  Interessant.

[00:13:33]  Und nachher, eben dadurch, wie sie sie geschrieben hat, hat sie sich gedacht, das passt nicht rein,

[00:13:38]  ich muss doch was anderes machen und dann ist dieses Zeitreise-Element dazukommen.

[00:13:42]  Genau. Fand ich recht interessant, das so zu machen.

[00:13:47]  Und sie hat auch immer gesagt bei der Recherche, sie kombiniert die Recherche und das Schreiben.

[00:13:52]  Also es ist nicht so, dass sie vorher recherchiert und dann schreibt, sondern sie macht beides gleichzeitig.

[00:13:57]  Sie hat auch, also sie recherchiert sehr viel, sie hat 1500 Bände zu Hause,

[00:14:02]  nur für die Recherche darunter eben Bücher über Medizin über Heilmittelpflanzen,

[00:14:09]  weil die Hauptfigur ist auch Krankenschwester im zweiten Weltkrieg gewesen und reist dann eben nach Schottland,

[00:14:14]  in das 18. Jahrhundert.

[00:14:15]  Daher muss sie sich halt auch medizinisch auskennen.

[00:14:17]  Und dann natürlich auch so Sachen wie Lexika, Slangwörterbücher, Gälische Wörterbücher

[00:14:27]  und auch Bücher über die Traditionen in Schottland und die Highlandkultur.

[00:14:31]  Also da hat sie sehr, sehr viel recherchiert und sie recherchiert auch vorwiegend mit Büchern.

[00:14:36]  Sie sagt, sie verwendet das Internet, aber eher sporadisch.

[00:14:39]  Und auch nur zum Beispiel für Sachen, wenn sie sich nicht vorstellen kann, wie etwas ausschaut,

[00:14:43]  dafür hat sie es öfter verwendet.

 

 

[00:14:45]  Da würde mich, also wir sprechen, da ja von drei Autorinnen, die das schon sehr lange betreiben

[00:14:51]  und die natürlich ihre Methoden haben.

[00:14:56]  Und ich würde dann auch gerne noch mal erzählen, wie die Gablé und die Mantel,

[00:14:59]  was die dazu so sagen, wie sie recherchieren.

[00:15:03]  Mir ist nur gerade eingefallen, es ist sicher interessant, wie sich das in der Zukunft entwickelt.

[00:15:08]  Wenn du dann so Tools hast, wie zum Beispiel ChatGPT.

[00:15:14]  Du holst dir da ja, wenn die Infos denn dann auch stimmen,

[00:15:19]  kannst du dir die Infos per Internetanbindung dann ja direkt auch in deine GPT-Konsole holen.

[00:15:26]  Ich glaube, das wird dem einen oder anderen Schriftsteller und der ein oder anderen Schriftstellerin

[00:15:31]  die Arbeit sicher erleichtern.

[00:15:33]  Und gerade auch bei so rechercheintensiven Genres wie dem historischen Roman kann ich mir zumindest vorstellen.

[00:15:38]  Das kann ich mir schon vorstellen, dass es das einfacher macht.

[00:15:41]  Wobei Gabaldon, sie ist nicht so begeistert vom Internet.

[00:15:44]  Sie hat gesagt, das Internet geht halt nicht sehr tief in die Thematiken hinein.

[00:15:50]  Und dafür sind natürlich so spezifische Werke schon hilfreich.

[00:15:55]  Vor allem, wenn man so ausführlich über etwas schreibt.

[00:15:57]  Also für mich wirken ihre Bücher wirklich vorwiegend wie historische Romane und nicht wirklich wie Fantasy.

[00:16:05]  Fantasy, habe ich sehr viel gelesen.

[00:16:07]  Dieses Fantasy-Element ist nur ein bisschen da, aber der größte Teil ist wirklich in diesem Zeitalter, spielt in diesem Zeitalter.

[00:16:14]  Und da merkt man ihr auch die Recherche an.

[00:16:17]  Also gerade eben das, was mir aufgefallen ist, da habe ich auch noch nicht einmal gewusst, wie sie recherchiert.

[00:16:22]  Das mit den Heilmitteln, da hat man wirklich das Gefühl, die Frau kennt sich aus, obwohl man sich selber nicht auskennt.

[00:16:29]  Aber da merkt man ihr die Recherche auch an.

[00:16:32]  Und da denke ich mir, da hilft glaube ich das Internet auch nur begrenzt weiter.

[00:16:35]  Ja, das ist sicher ein guter Punkt, weil gerade mit historischen Materialien,

[00:16:42]  nur was im Internet auch wirklich dargestellt ist, kann dir irgendein Tool oder eine Suchmaschine oder was auch immer ein Algorithmus einspielen.

[00:16:52]  Ganz viele von den Recherche Materialien, das sind alte Texte, alte Briefe, teilweise Jahrhunderte alte Sachen,

[00:16:59]  sind vielleicht nicht oder nur in geschlossenen Datenbanken, wenn überhaupt digitalisiert verfügbar.

[00:17:07]  Sicher ist da ganz viel einfach nicht digitalisiert, noch, wo du dann gar nicht zugreifen kannst.

[00:17:12]  Abgesehen davon, dass Rebecca Gablé zum Beispiel sagt, dass sie sehr gerne vor Beginn eines Romanens Recherche-Reisen macht.

[00:17:23]  Also sie reist dann auch tatsächlich, wenn möglich, zu den Orten in ihrem Fall Großbritannien, über die sie dann was schreiben möchte.

[00:17:32]  Und das ist ein großer Teil von ihrem Prozess.

[00:17:34]  Aber sowohl bei Gablé als auch bei Mantel habe ich bei meiner Recherche, wie Sie recherchieren, für ihre Romane

[00:17:42]  schon so herausgelesen, dass sie sehr detailorientiert und strukturiert sind.

[00:17:47]  Also die Mantel zum Beispiel stellt sich von Anfang an eine Struktur auf.

[00:17:53]  Also die legt dann aus, worüber schreibt sie, wo ist der Anfang, Mitte, Ende und alles dazwischen, welche Figuren spielen da mit

 

[00:18:03]  und macht daraus dann Biografien.

[00:18:05]  Und natürlich, wenn das historische Figuren sind, dann geht sie da in die Texte rein.

[00:18:09]  Dann geht sie in verschiedenste Bibliotheken, kann ich nur annehmen.

[00:18:13]  Also man zieht sich halt das Material.

[00:18:15]  Schaut sich historische Dokumente an, manchmal muss man dafür dann Latein können.

[00:18:21]  Oder Mittelhochenglisch oder wie auch immer.

[00:18:25]  Oder wie bei der Gabaldon Gälisch.

[00:18:27]  Ja, die hat das auch. Die hat eben Gälisch-Wöterbücher, wobei sie gesagt hat, bei Gälisch hat sie auch Hilfe von einer Gälischen Sängerin,

[00:18:33]  die ihr fast mehr hilft als die Wörterbücher.

[00:18:35]  Es ist natürlich auch fein, wenn du eine Expertin hast, auf die du dich verlassen kannst.

[00:18:39]  Die Hilary Mantel zum Beispiel hat jahrelang umfangreiche Recherchen durchgeführt für ihre Cromwell-Trilogie, bevor sie überhaupt auch nur ein Wort geschrieben hat.

[00:18:49]  Und ihr ist es ganz, ganz wichtig, dass diese historischen Fakten stimmen.

[00:18:53]  Und sie möchte es so akkurat wie nur möglich darstellen.

[00:18:59]  Und ich glaube, der Grad der Wichtigkeit ist bei ihr noch mal so hochgeschraubt in ihren Romanen.

[00:19:07]  Also man merkt auch, wie detailverliebt die Romanen sind, wenn man es wirklich liest.

[00:19:13]  Ich habe alle drei gelesen.

[00:19:15]  Und ich sage jetzt mal, sie sind so schon rechercheaufwendig. Aber da hast du das Gefühl gehabt, du stehst neben dem Cromwell und siehst, welchen Stempel er verwendet.

[00:19:25]  So en détail war das.

[00:19:27]  Und auch bei der Gablé, hast du diese Struktur gemerkt.

[00:19:31]  Und sie hat ja auch Mediävistik studiert.

[00:19:35]  Das heißt auch da hat sie sich ja über viele, viele Jahre mit einer Thematik tiefgehend befasst, bevor sie überhaupt in den Schreibprozess gelangt ist.

[00:19:45]  Das heißt, ein tieferes, ich glaube, unsere drei Autorinnen eint ein tiefes Interesse und eine Leidenschaft für das Thema.

[00:19:51]  Eine strukturierte und detailverliebte Arbeitsweise.

[00:19:55]  Grundsätzlich nicht zu unterschätzen, gerade an Ausbildung in dem Thema.

[00:20:00]  Und dann in den Schreibprozess hinein eben auch diese Struktur mitbringen und dann auch immer weiter recherchieren.

[00:20:09]  Ich kann mir nur vorstellen, dass du dann halt schreibst und dann gehst du weg, um wieder was zu recherchieren.

[00:20:15]  Und dann kommst du wieder zurück und schreibst halt weiter.

[00:20:17]  Bis du irgendwann dann deine 700 bis 1000 Seiten hast.

[00:20:21]  Und da ist ja gerade dann, ist ja der historische Roman auch, so eine perfekte Sommerlektüre,

[00:20:27]  weil da hat man dann Zeit, solche dicken Wälzer so zu lesen.

[00:20:30]  Oh, ja.

[00:20:31]  Ja, und man sich so richtig reinfallen lassen kann.

[00:20:35]  Ich muss auch sagen, also ich habe die Gablé gelesen und dann lange keinen historischen Roman mehr.

[00:20:43]  Und dann war ich ganz, ganz beeindruckt, was das Genre alles noch vermag und was man mit dem Genre noch alles machen kann,

[00:20:53]  als ich dann die Hillary Mantel gelesen habe.

[00:20:55]  Aber es gibt ja auch durchaus historische Romane, die sind wesentlich kürzer,

[00:20:59]  als diese dicken Brocken, über die wir jetzt geredet haben.

 

[00:21:03]  Manche sind auch Einzelbände und gar nicht eine Trilogie oder so.

[00:21:07]  Und es gibt auf der ganzen Bandbreite ganz viel, dass man sich mitnehmen kann.

[00:21:13]  Und ich meine, wenn man einen E-Book-Reader hat, dann ist sowieso kein Problem.

[00:21:17]  Das ist das positive im Sommer, ja.

[00:21:20]  Das finde ich ja interessant, dass eben die Figuren, die auch so modern vorkommen,

[00:21:25]  auch bei der Gablé, die ja nicht so ein Zeitreise-Element einbaut, wo das Sinn machen würde dann,

[00:21:30]  das finde ich jetzt interessant.

[00:21:32]  Ich glaube, das ist auch der Grund, warum ich nicht so ein Fan von historischen Romanen bin, weil

[00:21:37]  Fan…

[00:21:38]  das kommt eben, wie gesagt, immer aufs Thema drauf an.

[00:21:39]  Aber mich stört es irgendwie so, dass diese Frauen dann immer so in dieser Zeit gefangen sind,

[00:21:46]  auch wenn sie sich versuchen zu wehren und rebellisch sind.

[00:21:48]  Da gibt es ja auch jede Menge Beispiele von rebellischen Frauen,

[00:21:52]  über die ein historischer Roman geschrieben wird.

[00:21:55]  Ich habe mir zum Beispiel aufgeschrieben, „Zuleika“ von der Bernardine Evaristo

[00:22:00]  ist jetzt zum Beispiel gerade herausgekommen über eine Frau im Römischen Reich,

[00:22:05]  die verheiratet werden soll und sich jetzt total dagegen wehrt.

[00:22:08]  Oder auch „Lil“ von Markus Gasser, die ist Unternehmerin in New York,

[00:22:13]  die damals gegen alle Regeln verstoßen hat.

[00:22:16]  Also diese Beispiele gibt es schon zu mass.

[00:22:20]  Aber es sind halt doch Frauen, die in der Zeit gefangen sind,

[00:22:24]  auch wenn sie verzweifeln versuchen, da was zu ändern.

[00:22:26]  Und das habe ich dann bei „Outlander“ irgendwie so gern mögen,

[00:22:29]  dass sie als Hauptfigur sehr wohl weiß, dass es anders zugehen könnte.

[00:22:32]  Okay, ja, verstehe.

[00:22:34]  Und auch dagegen hält gegen diese Struktur, die da vorhanden ist.

[00:22:39]  Also das habe ich dann so toll gefunden.

[00:22:41]  Ja, da hast du das Potenzial von historischen Roman und der Genregrenze

[00:22:47]  zur Fantasy, da ist das Potenzial ausgeschöpft.

[00:22:51]  Ich glaube nämlich, dass das der Grund ist, warum die Rebecca Gablé

[00:22:54]  immer männliche Protagonisten schreibt,

[00:22:57]  weil die natürlich wesentlich mehr Macht und Spielraum haben.

[00:23:00]  Und das sind da auch immer weiße, männliche Protagonisten,

[00:23:03]  weil sie dadurch…

[00:23:07]  …automatisch Vorteile mitbringen oder?

[00:23:09]  Ja, und durch diese Vorteile in der Geschichte selber,

[00:23:10]  sie sind zwar Underdogs, aber nicht so Underdog,

[00:23:13]  dass sie sich nicht hinaufarbeiten könnten

[00:23:15]  oder reich werden könnten oder erfolgreich Ritter sein könnten

[00:23:20]  oder was auch immer.

[00:23:22]  Und das ist, aber es ist einfacher, es so zu schreiben,

[00:23:27]  da bin ich mir sicher, weil es auch viel angenehmer,

[00:23:29]  viel leichter runter rutscht.

[00:23:31]  Zum Abschluss habe ich von Peter Prange noch etwas mitgebracht,

[00:23:34]  nämlich die „10 Thesen zum historischen Roman“,

 

[00:23:36]  die ich jetzt einmal kurz noch vorstellen wollen würde,

[00:23:39]  wenn das passt? Peter Prange ist ein deutscher Schriftsteller auch,

[00:23:42]  der schreibt auch historische Romane,

[00:23:44]  man kennt ihn vielleicht von der “Weltenbauer-Trilogie“.

[00:23:47]  Bist du bereit für zehn Thesen Pia?

[00:23:49]  Leg los.

[00:23:50]  These Nummer eins, ein historischer Roman ist kein Geschichtsbuch.

[00:23:54]  Ein historischer Roman ist keine popularisierte Wissenschaft.

[00:23:59]  Er meint damit, dass ein historischer Roman die Geschichte

[00:24:03]  nicht reduzieren will, aber für sich nutzen

[00:24:07]  und zwar für das Erzähl-Element und für das Spannungs-Element,

[00:24:10]  was du ja auch schon angesprochen hast.

[00:24:12]  Nummer drei: Ein historischer Roman handelt nicht von Geschichte,

[00:24:16]  sondern vom Leben.

[00:24:17]  Ein historischer Roman ist dramatisiertes Leben.

[00:24:20]  Ein historischer Roman ist ein realistischer Roman,

[00:24:23]  manchmal mit Fantasie-Elementen, wie wir heute gelernt haben.

[00:24:26]  Ein historischer Roman ist ein Entwicklungs-Roman,

[00:24:29]  ist ein Seelenspiegel, ist ein Gegenwarts-Roman,

[00:24:33]  nämlich der Roman als Medium der Selbstverständigung.

[00:24:36]  Damit meint er, man möchte sich ja immer irgendwie

[00:24:39]  dem Leser ausdrücken, der Leserin gegenüber ausdrücken

[00:24:42]  und den Spiegel auch vorhalten.

[00:24:44]  Ein historischer Roman ist kein Abbild, sondern ein Sinnbild.

[00:24:48]  Punkt Nummer zehn, ein historischer Roman ist zuerst und vor allem ein Roman.

[00:24:53]  Fand ich, das hat noch mal gut gepasst

[00:24:57]  und irgendwie ein bisschen schön zusammengefasst,

[00:24:59]  was wir in dieser Folge festgestellt haben.

[00:25:02]  Was meinst du?

[00:25:03]  Ja, finde ich auch.

[00:25:04]  Bist du zufrieden mit seinen Thesen?

[00:25:05]  Ich bin zufrieden mit seinen Thesen.

[00:25:07]  Ja, und wie steht es mit euch?

[00:25:10]  Mögt ihr historische Romane?

[00:25:11]  Welche historischen Romane habt ihr gelesen?

[00:25:13]  Welche gefallen euch besonders gut?

[00:25:16]  Habt ihr vor im Sommer jetzt welche zu lesen?

[00:25:19]  Was nehmt ihr denn in den Urlaub so mit?

[00:25:21]  Schreibt uns das unter post.stadtbibliothek@insbook.gv.at

[00:25:27]  oder gerne auch auf Instagram oder Facebook.

[00:25:30]  Bis zum nächsten Mal.

[00:25:34]  Bis zum nächsten Mal und alles Liebe, alles Gute, schönen Urlaub, schönen Sommer.

[00:25:40]  Bis dahin, Tschüss.

[00:25:41]  [Musik]

[00:26:05]  „S’Vorwort“ ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck

[00:26:09]  und Teil der „Stadtstimmen“, dem Audiokanal der Stadt Innsbruck.

Transkription

[00:00:00]  Vorsicht, der Genuss dieses Podcasts kann zu vermehrten Bibliotheksbesuchen führen.

[00:00:06]  Da hast du mir voll meine Nervosität genommen, weil du einfach eine halbe Stunde vorher anfängst.

[00:00:22]  Einfach so wie es ausgemacht war.

[00:00:25]  Das ist eine Frechheit.

[00:00:28]  [Musik]

[00:00:42]  Ja, hallo und herzlich willkommen zum „S’Vorwort“, dem Podcast der Stadtbibliothek Innsbruck.

[00:00:47]  Mein Name ist Christina und heute habe ich einen ganz besonderen Gast, beziehungsweise eine Gästin,

[00:00:52]  nämlich meine liebe Kolleginnen, die Verena. Hallo Verena.

[00:00:55]  Hallo Christina.

[00:00:56]  Es freut mich sehr, dass du dich, darf ich es sagen, überwunden hast, heute bei uns zu sein.

[00:01:01]  Da haben wir ein bisschen darüber geredet, bevor du dich bereit erklärt hast, oder?

[00:01:05]  Ja, ich weiß auch nicht, wie mir das passiert ist , dass ich jetzt hier sitze.

[00:01:09]  Ja, das passiert, wenn man sich im Pausenraum über die Arbeit unterhaltet.

[00:01:16]  Und zu weit aus dem Fenster lehnt.

[00:02:17]  Ja.

[00:01:19]  Viel zu weit aus den Fenster lehnt.

[00:01:21]  Das ist auch der Grund, warum ich hier sitze.

[00:01:25]  Viele von uns haben diese Feuertaufe schon überstanden, die Pia und ich haben sie ja letztes Jahr schon gemacht

[00:01:30]  und waren fürchterlich nervös

[00:01:32]  am Anfang. Inzwischen geht es ein bisschen besser, wenn man es wöchentlich macht.

[00:01:36]  Umso froher bin ich, dass du jetzt da bist.

[00:01:39]  Und wir beschäftigen uns heute mit der folgenden Frage, nämlich: Warum mögen wir eigentlich Kafka?

[00:01:47]  Verena, wie sind wir denn jetzt auf das Thema gekommen?

[00:01:51]  Es gibt eine neue Fernsehserie im ORF „Kafka“, die der David Schalko gemacht hat, der ist Regisseur,

[00:01:58]  und der Daniel Kehlmann das Drehbuch geschrieben hat.

[00:02:00]  Und ich habe die Serie gesehen und irgendwie sind wir im Pausenraum darauf zu sprechen gekommen.

[00:02:05]  Und deshalb sitzen wir jetzt hier.

[00:02:07]  Und die Frage ist natürlich, warum macht man eine Serie über Kafka?

[00:02:12]  Naja, zum Ersten mal ist es der 100. Todestag.

[00:02:16]  Der Kafka ist, beziehungsweise der kommt, also dieses Jahr, er ist am 03.06.1924 gestorben,

[00:02:23]  ist jetzt 100 Jahre tot bald.

[00:02:26]  Und zu dem Anlass machen wir auch die Folge.

[00:02:29]  Zu dem Anlass gibt es die Serie.

[00:02:31]  Und irgendwie kann man sich ja ein bisschen fragen.

[00:02:35]  Ich habe immer das Gefühl, man nimmt diese Sachen zum Anlass, damit man halt irgendwas hat, worüber man reden kann.

[00:02:40]  Ja.

[00:02:43]  Und bei allem, was ich dann so gegoogelt habe über Kafka und über Interviews mit dem David Schalko und dem Daniel Kehlmann,

[00:02:51]  sie finden Kafka wirklich immer noch sehr toll.

[00:02:54]  Und sie sagen, er ist der Autor des 20. Jahrhunderts.

[00:03:02]  Er gilt ja als Klassiker der Weltliteratur.

[00:03:06]  Wir haben ja im Podcast schon öfter über den Begriff "Weltliteratur" geredet

[00:03:12]  und sind uns einig, dass es ein sehr westlicher Kanon ist.

[00:03:15]  Und stellen ja auch immer mal wieder den Kanonbegriff in Frage. Für die Folge heute

[00:03:20]  haben wir uns ein bisschen unterschiedlich vorbereitet.

[00:03:23]  Du hast dir die Serie angeschaut.

[00:03:25]  Ich habe nochmal zwei Erzählungen von Kafka gelesen.

[00:03:28]  Ja.

[00:03:29]  Ja, das erste Mal seit zehn Jahren.

[00:03:32]  Was hast du gelesen?

[00:03:34]  Dass du mir so inhaltlich tiefe Fragen stellst, damit habe ich jetzt nicht gerechnet.

[00:03:41]  Na, ich habe gelesen „Die Verwandlung“ und „Das Urteil“.

[00:03:45]  Also zwei sehr kurzweilige Sachen.

[00:03:49]  Ich muss auch sagen, also Kafka evoziert in mir immer erst einmal so „oh, bitte nicht“.

[00:03:55]  Und ich weiß nicht, ob dir das aufgefallen ist, aber wo wir im Pausenraum mit anderen Teammitgliedern dadrüber gesprochen haben,

[00:04:01]  hat es so 50/50 oder ich würde sogar sagen 80/20 Reaktionen gegeben von wegen:

[00:04:07]  „Boah, nicht der Kafka.“

[00:04:09]  Also ich habe das Gefühl, Kafka hat so einen verstaubten, also deprimierenden Anklang.

[00:04:14]  Wenn du „Kafka“ hörst, denkst du, „boah jetzt wird es deprimierend“.

[00:04:17]  Wie ist da die Serie?

[00:04:19]  Also, ich habe die Serie nicht als deprimierend empfunden.

[00:04:23]  Sie versuchen hier vor allem sein Leben mit seinen Werken zu verknüpfen.

[00:04:29]  Das heißt, sie finden in jeder Folge Anhaltspunkte, warum er wann was geschrieben hat.

[00:04:36]  Jede Folge steht unter einem anderen Blickwinkel, würde ich jetzt einmal sagen.

[00:04:42]  Eine Folge geht um die Familie, eine Folge geht ums Büro.

[00:04:47]  Ich meine er ist ja Versicherungsangestellter der staatlichen Unfallversicherung.

[00:04:52]  Was ich ja eigentlich sehr witzig finde, weil … sehr bürokratischer Mensch war.

[00:04:57]  Andere Folgen gehen eben um die drei wichtigsten Frauen in seinem Leben.

[00:05:02]  Eine natürlich um den Max Brod, dem wir es zu verdanken haben, dass wir Kafka kennen.

[00:05:06]  Der hat ja gegen Kafkas Willen, im Endeffekt postum, seine Werke veröffentlicht, die noch unveröffentlicht waren.

[00:05:15]  Ganz viel auch Tagebücher und so weiter.

[00:05:17]  Genau, genau, genau.

[00:05:19]  Und nach allem, was ich nachgelesen habe ist das, was Kafka so besonders macht,

[00:05:23]  abgesehen davon, dass er unfassbar tolle Texte verfasst hat,

[00:05:26]  auch, dass er so viel Tagebuch geschrieben hat.

[00:05:30]  Das heißt er ist der Autor, über den man am meisten weiß, weil er so akribisch Tagebuch geschrieben hat.

[00:05:37]  Und es gibt einen Kafka-Biografen, der auch für die Serie, bei der Serie mitgearbeitet hat,

[00:05:45]  beziehungsweise immer die Informationen geliefert hat.

[00:05:48]  Und das ist der Reiner Stach.

[00:05:50]  Der hat eine dreiteilige, unfassbare Biografie über Kafka geschrieben.

[00:05:54]  Und, glaube ich, macht sein Leben lang nichts anderes, als sich mit Kafka

[00:05:59]  zu beschäftigen, wie auch immer man das jetzt finden mag.

[00:06:03]  Das ist so die Art von Literaturwissenschaftler, der immer tiefer und tiefer in sein Rabbit Hole verschwindet.

[00:06:11]  Bis er dann eine dreiteilige Biografie macht und dann eine Serie beim ORF begleitet.

[00:06:18]  Und er hält Vorträge.

[00:06:21]  Also, ich glaube, er macht wirklich nichts anderes.

[00:06:24]  Und wir haben ihn da.

[00:06:26]  Natürlich.

[00:06:28]  Das ist ein Standardwerk, wie du sagst.

[00:06:30]  Haben wir den natürlich in der Bibliothek genauso wie die ganzen Werke von Kafka,

[00:06:34]  haben wir auch alle, finden sich auch alle.

[00:06:37]  Ich habe mir dann auch die Frage gestellt, wird Kafka wirklich noch so viel gelesen und was haben wir über Kafka da?

[00:06:45]  Und ich habe dann nachgeschaut.

[00:06:47]  Und wenn ich nur den Autor Kafka eingebe, dann haben wir 19 Datensätze da.

[00:06:54]  Für alle, die es jetzt nicht sehen, die Verena hat in typisch bibliothekarischer Manier…

[00:06:59]  Ist es die Excel-Tabelle? Ja?

[00:07:02]  Statistik.

[00:07:04]  Statistik, aus unserem Bibliotheksprogramm ausgedruckt.

[00:07:09]  Und hat sich angeschaut, wie viele verschiedene Sachen wir von Kafka insgesamt haben.

[00:07:14]  Und hast du auch Zahlen, wie gut die gehen?

[00:07:16]  Also, Kafka als Autor, nicht als Person.

[00:07:20]  Das ist noch ein Unterschied.

[00:07:22]  Haben wir 19 Sachen da. Hörbücher, Bücher.

[00:07:25]  Und ja, sie gehen alle.

[00:07:28]  Um die fünf, sechs Mal war mindestens jedes verliehen.

[00:07:32]  Und wir haben sie nicht schon seit 20 Jahren im Haus.

[00:07:35]  Also, es war in den letzten zwei, drei Jahren.

[00:07:38]  Ich zum Beispiel habe mir dieses Kurzgeschichtenbändchen, das ich mir da ausgeliehen habe.

[00:07:43]  Das ist eine Ausgabe von Fischer Taschenbuch.

[00:07:46]  Und das dürfte, wann ist das rauskommen, wahrscheinlich…

[00:07:50]  Wir haben es seit Februar 2023.

[00:07:52]  Ja.

[00:07:53]  Also, ganz ein modernes kleines Bändchen, total schön auch gestaltet, finde ich.

[00:07:57]  Man sieht es jetzt nicht, es wird aber in den Shownotes verlinkt, das kann man sich auch bei uns ausleihen.

[00:08:02]  In dem Kontext stellt sich ja die Frage, warum, also dieses erste Grausen, das mich ergriffen hat,

[00:08:10]  wo wir angefangen haben, darüber zu sprechen, dass wir mal eine Folge über Kafka machen könnten

[00:08:16]  bezieht sich auch so ein bisschen auf meine Erfahrung mit Kafka.

[00:08:21]  Also, erstens einmal meine ersten Berührungspunkte davon waren, da war ich noch weit weg von jedwedem Arbeitsfeld, von jedwedem Nine-to-Five-Job.

[00:08:32]  Sondern das war zuerst in der Schule und dann früh im Studium.

[00:08:37]  Und jetzt, wo ich „Die Verwandlung“ vor allen Dingen noch einmal gelesen habe. Kafka erzählt ja in der Moderne.

[00:08:44]  Kafka ist dem Expressionismus zuzuordnen, dem literarischen, der neuen Subjektivität, die er aber im Gegensatz zu vielen seiner Zeitgenossen mit einer sehr großen Sachlichkeit ausdrückt.

[00:08:55]  Da habe ich das erste Mal in meinem Leben seit ich Kafka gelesen habe und ich hätte nicht mehr zu Kafka gegriffen, wenn wir nicht heute die Folge gemacht hätten.

[00:09:05]  Gewisse Parallelen, ich würde es mal für mich, habe ich da auch durchaus kapitalismuskritische Züge darin gelesen, Leistungsgesellschaft, das Funktionieren. Er funktioniert irgendwann nicht mehr in der Erzählung,

[00:09:15]  also der Georg Samsa, weil er zum Käfer wird und sein erster Gedanke ist, er muss aber trotzdem weiter arbeiten gehen und so weiter und so fort.

[00:09:23]  Und dann löst sich dieses Familienkonstrukt so nach und nach auf.

[00:09:26]  Die ganze Familie ist abhängig von seiner Erwerbstätigkeit und so, da habe ich mir gedacht

[00:09:31]  vielleicht lesen wir Kafka auch einfach zu … weil da habe ich das erste Mal die Literatur so verstanden, wie ich finde, dass man sie am besten versteht, nämlich auf einer persönlichen Ebene und davor war es immer auf einer theoretischen, völlig abstrahierten Ebene. Also in der Schule und im Studium.

[00:09:48]  Ein anderer Autor, der Italo Calvino, hat auf die allgemeine Frage geantwortet, warum wir Klassiker lesen sollten.

[00:09:56]  Insgesamt hat er zwei Antworten gehabt.

[00:09:58]  Die erste Antwort ist: „Dein Klassiker“, also der Klassiker, den man selber vielleicht zu Hand nimmt, ist der, der dir nicht gleichgültig sein kann und der dir dazu dient, dich in Bezug oder im Gegensatz zu ihm zu definieren.

[00:10:14]  Und das hat mir besonders gefallen.

[00:10:17]  Weil das hat für mich aufgegriffen, dass ich mich immer im Gegensatz zu Kafka definiert habe, als Leserin und dass ich gemerkt habe, dass viele Leute sich oft im Gegensatz oder im Bezug zu einem Klassiker definieren.

[00:10:28]  „Ich mag Kafka.“

[00:10:30]  „Ich habe mir „kafkaesk“ auf die Hand tätowiert.“ Oder so.

[00:10:33]  Gibt es auch im Literaturstudium zumindest.

[00:10:36]  Okay.

[00:10:40]  Hättest du dich vor der Folge im Bezug auf Kafka definiert oder im Gegensatz zu Kafka?

[00:10:47]  Hast du seine Texte, war das was, das dir was gegeben hat oder hattest du dich da gar nicht damit beschäftigt?

[00:10:54]  Also wir haben die Verwandlungen in der Schule gelesen.

[00:10:58]  Und ich kann mich, ich habe es gerne gelesen und ich kann mich einfach an den Schluss erinnern,

[00:11:05]  dass die Familie glücklich Kutsche fahren geht, nachdem endlich der Käfer endlich gestorben ist.

[00:11:11]  Und das hat mich damals schon geschockt, ich meine da es doch ein Familienmitglied war.

[00:11:18]  Und ich denke, man kann Kafka ganz viel herauslesen.

[00:11:23]  Ja, ich habe mich auch nie wieder mit Kafka beschäftigt, bis eben zur Serie.

[00:11:27]  Und ich habe es ganz interessant gefunden, vielleicht auch mit meinem Hintergrund,

[00:11:31]  ich habe irgendwann einmal Geschichte studierte, dass es um sein Leben geht, um die Zeit, um den Zeitgeist.

[00:11:40]  Es geht darum, wie er gelebt hat, was er getan hat, welche Ängste er gehabt hat.

[00:11:49]  Alles aus seinem Tagebuch heraus. Es sind ganz viele Zitate von ihm drinnen.

[00:11:53]  Und man versteht es ein bisschen besser.

[00:11:57]  Ich meine die Frage bleibt immer noch, warum über Kafka, okay, 100 Jahre, alles in allem,

[00:12:03]  ist das ein interessantes Bild über die Zeit.

[00:12:06]  Bevor ich jetzt auf den zweiten Grund, warum man Klassiker lesen soll, von Calvino zu sprechen komme,

[00:12:14]  dazu, das ist genau das, was Literatur allgemein und Klassiker der Weltliteratur,

[00:12:22]  die im Kanon verhaftet sind, insbesondere so interessant macht,

[00:12:26]  weil man sie ja aus großem zeitlichen Abstand oft liest und dann im Kontext ihrer Zeit lesen sollte oder fast muss.

[00:12:35]  Kafka ist ja…, er hat expressionistisch geschrieben, und er hat im Epochenbegriff von einer Literatur,

[00:12:45]  die man ja auch erst immer im Nachhinein definieren kann.

[00:12:49]  Es ist die literarische Moderne und die zeichnet sich halt insbesondere durch das Aufkommen von…,

[00:12:54]  also die Industrialisierung hat da Fuß gefasst.

[00:12:58]  Die Leute haben in der Stadt gelebt, Kafka selber war in einer Versicherungsanstalt tätig, der hat Jus studiert.

[00:13:07]  Es gab die Wissenschaft, hat neue Erkenntnisse hervorgebracht, die Relativitätstheorie von Einstein.

[00:13:13]  Freud ist mit seiner Psychoanalyse, um die Ecke gekommen.

[00:13:16]  Es war auch was, was Kafka sehr beeinflusst hat.

[00:13:19]  Und dieser komplette gesellschaftliche Umbruch, all diese Neuerungen in der Gesellschaft,

[00:13:26]  die hat er sicherlich als Kind seiner Zeit, ohne das bewusst darstellen zu wollen,

[00:13:32]  jetzt also so herausgearbeitet irgendwie.

[00:13:35]  Und das liest man aus ihm heraus und das ist wahrscheinlich was gute Schriftsteller*innen ausmacht,

[00:13:41]  dass man das im Kontext dann so aus ihren Texten schöpfen kann.

[00:13:47]  Und es ist ja auch sehr interessant, weil uns das ja auch gerade passiert.

[00:13:50]  Wir leben in einer Zeit von immensen Umbrüchen, sowohl technologisch als auch umwelttechnisch als auch politisch.

[00:13:59]  In 100 Jahren schauen die Leute auch wieder zurück auf die Literatur, die heute entstanden ist

[00:14:05]  und reden vielleicht über jemand anderen, so wie wir jetzt über Kafka.

[00:14:10]  Da sagt der Calvino, warum sollte man es lesen? Ganz salopp: Weil es besser ist, als es nicht gelesen zu haben.

[00:14:16]  Das wäre einfach die bessere Wahl von beiden.

[00:14:19]  Das stimmt ganz sicherlich und du darfst nicht vergessen,

[00:14:23]  du hast jetzt ganz viele Veränderungen aufgezählt und es werden noch mehr.

[00:14:27]  Es ist ja noch der erste Weltkrieg darin gefallen, die Donaumonarchie ist zerfallen.

[00:14:33]  Er war zuerst Deutsch-Tscheche, das heißt, in Prag eigentlich zur Elite gehörend.

[00:14:39]  Und dann, nach dem Krieg, war er plötzlich Tscheche und plötzlich hat man nicht mehr Deutsch sprechen können,

[00:14:46]  dürfen, sollen in der Arbeit, in der Firma, was davor gang und gäbe war.

[00:14:52]  Also das sind auch Umbrüche und ich weiß nicht, das ist zumindest in der Serie ein Zitat,

[00:14:57]  aber er sagt einmal er kann keine Sprache wirklich, weder Deutsch noch Tschechisch.

[00:15:03]  Und das finde ich auch ganz spannend, dass er sich da immer zurücknimmt und immer wieder den Eindruck erweckt,

[00:15:10]  dass das nicht gut genug ist und er will immer irgendwie besser sein und alles noch besser machen.

[00:15:17]  Und ja, es ist ihm, obwohl er die Vernichtung seiner Texte wollte, weil sie ihm nicht gut genug waren, gelungen.

[00:15:24]  Dank oder wegen Max Brod, der es ja damit auch nicht sehr leicht gehabt hat, glaube ich, mit diesem Erbe.

[00:15:32]  Warum mögen wir eigentlich Kafka?

[00:15:37]  Vielleicht ist die Antwort auf die Frage, ich weiß nicht, ob du mir zustimmst, Verena.

[00:15:42]  Man muss ihn ja nicht mögen, aber „Das Urteil“ ist kurz genug, als dass man ihn wenigstens gelesen haben könnte.

[00:15:48]  Ich glaube, man kommt gar nicht aus.

[00:15:51]  Also wir müssen ihn nicht unbedingt mögen und nicht seine Werke schätzen, aber man kommt nicht daran vorbei, egal was man liest.

[00:15:59]  Und vielleicht hast du es gesehen, ich habe uns das Innsbruck-liest-Buch mitgebracht, weil Kafka darin vorkommt.

[00:16:06]  Und wenn man sich mit einem Thema beschäftigt, dann stolpert man in allen Bereichen drüber.

[00:16:12]  Zum Beispiel wird hier nur von einem „Bücherregal“…

[00:16:16]  da steht dann halt, listet die Autorin auf, was für Bücher im Regal stehen.

[00:16:21]  Und natürlich steht da auch Kafka drinnen.

[00:16:23]  Natürlich. Was denn sonst?

[00:16:26]  In der Buchhandlung neue Bücher über Kafka sind mir begegnet.

[00:16:31]  Mir ist Kafka in den letzten Wochen überall begegnet.

[00:16:34]  Also wir können ihn gar nicht ausstellen.

[00:16:37]  Und da möchte ich zum Abschluss noch eine kleine Gesellschaftskritik anschließen.

[00:16:43]  Weil natürlich rezipiert sich das Verlagswesen und in dem Fall auch die Medienlandschaft immer wieder selber.

[00:16:53]  Weil in dem Kontext, und da reden wir auch wieder im Kontext von Kanon und Kanonbildung,

[00:16:59]  und die Texte, die wir eben immer und immer wieder neu rezipieren wollen,

[00:17:03]  sind leider und nach wie vor Texte von weißen Cis-Männern,

[00:17:08]  die, auch wenn Kafka sicher als Underdog gelten mag, so wie er sich selbst darstellt.

[00:17:17]  Also das ist so ein bisschen das Gefühl, das man vielleicht bekommt,

[00:17:23]  wenn man sich mit Kafka beschäftigt, weil er ja, wie du schon gesagt hast,

[00:17:27]  immer so unzufrieden mit seinem eigenen Schreiben war.

[00:17:29]  Und dieses typische gequälte Künstler-Dasein halt

[00:17:32]  ist die Tatsache, dass wir Geburtstage und Todestage und Veröffentlichungstage,

[00:17:39]  was weiß ich für Tage immer wieder zum Anlass nehmen,

[00:17:42]  immer wieder die gleichen Stimmen zu rezipieren,

[00:17:44]  ist halt deswegen kommen wir dem ja nicht aus.

[00:17:46]  Und während ich nicht finde, dass Kafka verlustig gehen sollte,

[00:17:49]  und ich schon sehe, dass das einen großen Mehrwert hat,

[00:17:52]  finde ich es schon bedauerlich, dass wir ganz viele Stimmen,

[00:17:55]  die es sonst gegeben hätte von Frauen aus seiner Zeit,

[00:17:58]  die vielleicht auch in die Moderne hineingeschrieben hätten,

[00:18:01]  aber stattdessen halt das Abendessen kochen haben müssen

[00:18:04]  und deswegen nicht die Zeit hatten, die Nächte durchzuschreiben.

[00:18:07]  Oder marginalisierte Gruppen, die gar nicht schreiben konnten,

[00:18:11]  weil sie von der Bildungsgesellschaft komplett ausgeschlossen waren,

[00:18:14]  aus nicht eigenem Verschulden, dass wir diese Stimmen nie hören werden

[00:18:19]  und dass wir immer nur die gleichen…, es ist ein bisschen eine Echokammer, finde ich.

[00:18:23]  Und das schwingt für mich inzwischen immer mit,

[00:18:27]  wenn wir diese kanontypischen Autoren,

[00:18:30]  und das sind leider halt nicht immer,

[00:18:32]  aber meistens Autoren, männliche Form, besprechen.

[00:18:35]  Ich weiß nicht, ob du mir da zustimmst?

[00:18:38]  Ich stimme dir völlig zu.

[00:18:40]  Und ich habe mir auch bei der Serie beim Schauen eben genau diese Frage gestellt.

[00:18:45]  Und ich habe dann mir überlegt,

[00:18:47]  na ja, gibt es auch jetzt in diesem Kontext, in dieser Serie eine Frau

[00:18:51]  oder eine andere Person, die eigentlich für mich persönlich interessanter ist als Kafka.

[00:18:57]  Und ich habe sie natürlich gefunden.

[00:19:00]  Und zwar ist es die Milena Jesenská.

[00:19:05]  Sie hat seine Werke ins Tschechische übersetzt.

[00:19:08]  Sie war auch eine Briefliebe vom Kafka.

[00:19:12]  Sie verbringen auch einmal ein paar Tage in Wien.

[00:19:15]  Aber sie hat wirklich ein spannendes Leben gehabt.

[00:19:17]  Ihr Vater hat sie in die Psychiatrie einweisen lassen,

[00:19:21]  weil sie heiraten wollte, er wollte sie entmündigen lassen.

[00:19:24]  Sie hat dann doch den Ernst Polack heiraten dürfen.

[00:19:27]  Sie sind dann nach Wien, waren bettelarm, haben sich durchgekämpft.

[00:19:31]  Sie wollte Journalistin sein.

[00:19:33]  Und es kommt da in der Folge gut raus, dass sie ganz viele verschiedene Sachen gemacht hat

[00:19:37]  und ganz ein spannendes Leben geführt hat.

[00:19:39]  Und im Endeffekt im Nationalsozialismus, im Widerstand,

[00:19:43]  tätig war und im Konzentrationslager gestorben ist.

[00:19:47]  Also, ganz eine starke Frau, die wirklich ein spannendes Leben geführt hat,

[00:19:54]  das jetzt vielleicht spannender als das von einem Versicherungsangestellten aus Prag ist.

[00:19:59]  Dann würde ich jetzt mal sagen, vielleicht.

[00:20:02]  Es gibt auch, weil sie eben mit Kafka Briefe geschrieben hat,

[00:20:06]  gibt es auch eine Biografie über sie oder mehrere über sie.

[00:20:09]  Und es gibt auch journalistische Texte, die sie verfasst hat.

[00:20:13]  Also, da wäre auch eine Basis da, wo man mal was daraus machen könnte.

[00:20:17]  Okay, ich sehe schon.

[00:20:19]  Habe ich vielleicht eine Chance oder haben wir und die Hörerinnen und Hörer eine Chance,

[00:20:23]  dass du wieder zu Gast bist?

[00:20:25]  Wie hat es dir denn gefallen heute bei uns?

[00:20:27]  Ja, es hat mir sehr gut gefallen.

[00:20:30]  Ich darf jetzt auch nichts anderes sagen.

[00:20:33]  Nein, es war total nett und wir haben jetzt fein gequatscht.

[00:20:37]  Ich war im Endeffekt nicht so nervös, wie ich dachte.

[00:20:40]  Und ja, es war ganz fein.

[00:20:43]  Also, eine Empfehlung von der Verena von Alois Prinz.

[00:20:47]  „Ein lebendiges Feuer - die Lebensgeschichte der Milena Jesenská“.

[00:20:52]  Haben wir auch in der Stadtbibliothek, alles verlinkt in den Shownotes.

[00:20:55]  Und damit endet unsere Folge heute.

[00:20:57]  Danke, Verena, dass du dir die Zeit genommen hast.

[00:20:59]  Ja, sehr gerne, Christina.

[00:21:01]  Vielen Dank für die Einladung.

[00:21:03]  Jederzeit.

[00:21:05]  Und die Frage ist, lest ihr Kafka, habt ihr Kafka gelesen?

[00:21:09]  Mich würde interessieren, habt ihr Kafka in der Schule gelesen?

[00:21:12]  Und wie war dort euer Eindruck?

[00:21:14]  Schreibt uns auf post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at

[00:21:19]  oder auf Instagram oder Facebook.

[00:21:21]  Der Hashtag ist #gemeinsambesser.

[00:21:23]  Wir wünschen euch gutes Lesen und bis zum nächsten Mal.

[00:21:26]  [Musik]

[00:21:49]  „S’Vorwort“ ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck

und Teil der „Stadtstimmen“,

[00:21:54]  dem Audiokanal der Stadt Innsbruck.

Transkription

[00:00:00]  Vorsicht, der Genuss dieses Podcasts kann zu vermehrten Bibliotheksbesuchen führen.

[00:00:07]  Hallo und herzlich willkommen zurück beim Vorwort, dem Podcast der Stadtbibliothek Innsbruck.

[00:00:27]  Ich bin ChatGPT und das sind Pia und Christina. In der heutigen Folge fragen wir uns, warum mögen wir eigentlich ChatGPT?

[00:00:35]  Ja und auch von mir herzliches Willkommen. Danke ChatGPT für diese schöne Einleitung. Hi Pia.

[00:00:42]  Hallo Christina. Ja, das war jetzt schon das neue Modell von ChatGPT, das GPT4O, wie Sie es genannt haben.

[00:00:50]  Das hat jetzt auch eine nicht schlechte Sprachfunktion, oder? Also noch nicht ganz überzeugend, aber es klingt schon recht gut.

[00:00:58]  Es war ein bisschen creepy. Und zwar ist unser heutiges Thema, um das genau zu sein, nicht nur, um wir ChatGPT mögen,

[00:01:09]  sondern auch uns gewisse Nachteile, und zwar einen ganz spezifischen Nachteil anzuschauen, das wären nämlich die Halluzinationen.

[00:01:17]  Was das ist, klären wir auch gleich. Einsteigen würden wir mit, auch wenn die meisten Leute es ganz sicher schon kennen,

[00:01:26]  damit was ist ChatGPT eigentlich. Kurzgefasst ist es einfach ein Chatbot des US-amerikanischen Unternehmens OpenAI.

[00:01:35]  GPT steht für Generative Pre-Trained Transformer und es simuliert, wie wir gerade schon gehört haben, die menschliche Kommunikation.

[00:01:44]  Der Durchbruch in künstlich Intelligenz existiert ja schon jetzt sehr viele Jahrzehnte fast.

[00:01:52]  Also das hat es mit Ellen Touring und Konsorten so innen, ich glaube, fünf oder sechzigern angeht.

[00:01:58]  Und wurde dann stetig weiterentwickelt. In den neunzigern gab es einen größeren Durchbruch.

[00:02:02]  Wenn ich mich jetzt richtig erinnere an die Recherchen, aber so im Mainstream angekommen ist es 20/22.

[00:02:09]  Da hat OpenAI sein Chatbot auf die Öffentlichkeit losgelassen und seitdem ist es in aller Hunde und es hat auch ein regelrechten Hype gegeben.

[00:02:20]  Der inzwischen ein bisschen abflattet, sieht man auch an den Zahlen.

[00:02:23]  In jener 23 konnte OpenAI an Subwax bis zu 100 Millionen Nutzer verzeichnen.

[00:02:30]  Das ist ein unglaubliches Wachstum gewesen.

[00:02:32]  Das war damals die am schnellsten wachsende Website und davor hat den Spitzenplatz TikTok gehabt.

[00:02:40]  Das ist ja auch so unfassbar in den Mainstream explodiert ist, weil man sich daran erinnert.

[00:02:45]  Inzwischen gibt es mehr Konkurrenz, Google's Gmini und der Hype flaut auch ein bisschen ab.

[00:02:51]  Und deswegen sind die Zahlen jetzt steigen nicht mehr explosionsartig an, aber halten sich auf einem sehr hohen Niveau.

[00:02:58]  ChatBT 3.5 ist das Modell, das bis vor kurzem das kostenlose Modell der Öffentlichkeit zugänglich war, endet mit dem Stand 22.

[00:03:06]  Das ist auch ein wichtiges Hintergrundwissen, weil wir auch darüber reden werden, wie man ChatBT für Recherchezwecke benutzt und zwar möglichst sicher benutzt.

[00:03:17]  Es gibt ein Zahlenmodell 4.0 und inzwischen ist es auf den Markt gekommen und da sieht man auch die rasanten Entwicklungen dieser ganzen Technologie.

[00:03:25]  ChatBT 4.0 und das war auch das Modell, das wir gerade gehört haben, das den Text für uns eingesprochen hat am Anfang.

[00:03:34]  So, das war eine kurze Zusammenfassung jetzt, wo wir den Überblick haben kommen wir zum Thema nämlich den Halluzinationen.

[00:03:41]  Das ist keine, also das kommt, ist Analogie aus der Psychologie, beim Menschen ist es eine Wahrnehmungsstörung.

[00:03:48]  In ChatBT betrieben sieht sich Halluzination auf Antworten und Ausgang des Modells, die unerwartet, unangemessen oder irrelevant sind.

[00:03:56]  Pia, du benutzt jetzt ChatBT auch schon eine Weile immer mal wieder, wie es ihnen deine Erfahrungen gibt.

[00:04:03]  Also an sich verstehe ich natürlich, warum es ein Feind ist, das zu verwenden.

[00:04:07]  Gerade für Recherche, für Brainstorming kann es sehr angenehm sein, weil man halt so ein gewisser Hauptpunkt in der Hand gleich gesagt kriegt vom Chatbot.

[00:04:17]  Aber für intensiver, in-depth Recherche würde ich es jetzt nicht verwenden.

[00:04:22]  Also ich habe jetzt auch nur die Gratis-Version verwendet, muss ich sagen.

[00:04:25]  Das heißt, ich kann jetzt mit dieser neuen Version, da kann ich nichts dazu sagen.

[00:04:28]  Aber die Gratis-Version würde ich mal nicht dafür verwenden.

[00:04:30]  Man kann sich nicht hundertprozentig sicher sein, was er, ich weiß nicht, warum er sagt, aber er ist jetzt einfach ein Er.

[00:04:37]  Ob das, was er sagt, da richtig stimmt.

[00:04:40]  Dazu muss man vielleicht noch einmal kurz erklären, wie funktioniert denn diese sogenannte künstliche Intelligenz eigentlich.

[00:04:46]  Weil es ist insofern keine dem Menschen-Analoge-Intelligenz,

[00:04:52]  sondern das Programm basiert auf einem sogenannten neuronalen Netzwerk und maschinellen Lernen.

[00:04:59]  Das neuronale Netzwerk ist wie ein mathematisches Modell, das versucht, wie das menschliche Gehirn zu funktionieren.

[00:05:05]  Beispielsweise kann man neuronalen Netzwerken ein Bild zeigen, also von einem Hund oder einer Katze.

[00:05:11]  Und je mehr Bilder man dem zeigt, desto genauer, zielgenauer kann, das Netzwerk unterscheiden, ist das ein Hund oder eine Katze.

[00:05:19]  Und alle Informationen, die wir über Chatchi BD abrufen, sind Informationen, die es quasi, so wie er gesagt, gefüttert bekommen hat.

[00:05:30]  Und Maschinen-Lernen heißt einfach nur, dass Computer es möglich ist, aus Erfahrungen in Anführungsstrichen selbstständig zu lernen.

[00:05:42]  Das heißt, die werden dann nicht mehr explizit programmiert, genau.

[00:05:46]  Sondern sie können dann unter Anleitung trainiert werden oder sogar ohne Anleitung.

[00:05:51]  Oder du kannst zwei Chatbots nebeneinander stellen und sie sich gegenseitig lernen lassen.

[00:05:56]  Also das ist dann das, was nicht mehr so einfach zu fassen ist, sowohl für uns, glaube ich, psychologisch als auch philosophisch, wo man irgendwann an die Grenze zu Definition stößt, was ist denn Intelligenz?

[00:06:08]  Und das darf man auch nicht bei den neueren Modellen vergessen.

[00:06:12]  Und das wird sich, wenn die Folge online ist, vielleicht hat sich dann schon wieder was getan, weil es einfach so schnell geht.

[00:06:17]  Man redet nicht, also das ist so täuschend echt inzwischen.

[00:06:21]  Man redet aber nicht mit einem intelligenten Wesen, das aus Erfahrungswerten schöpft, sondern da werden nur Daten abgefragt.

[00:06:30]  Aber es ist schon großartig, weil so wie es Chatchi-Bidi formuliert, die Antworten, ist es wirklich wie ein Gespräch.

[00:06:36]  Und das ist ein bisschen rückzauhend im Bereich Ancanny Valley, wo man wirklich immer so unterscheiden kann, ist das jetzt ein Mensch oder ist das ein Gerät?

[00:06:45]  Es ist ein bisschen großartig, muss man wirklich sagen, und es ist aber ein sehr gut trainiertes Gerät.

[00:06:51]  Es kam schon sehr viel, aber gleichzeitig ist es ein bisschen unsicher, zu verwerfen.

[00:06:58]  Zum Zeitpunkt der Aufnahme ist das Chatchi-Bidi 4O, also das neueste Modell, gerade hast du rausgekommen.

[00:07:06]  Das heißt, ich hatte da nur wenige Stunden Gelegenheit da ein bisschen zu testen.

[00:07:10]  Aber da muss ich schon sagen, dass ich da schon auf der Couch gesessen habe gestern und einfach völlig fasziniert war, weil was ja jetzt alles kann schon.

[00:07:22]  Ja, ich habe vorher eben auch das Gratismodell genutzt und habe deswegen nie diese Internetrecherchemöglichkeit gehabt.

[00:07:31]  Und als ich das dann gestern ausprobiert habe, kurz völlig obskure Fakten von irgendeiner Serie, wo irgendeine Figur in irgendeiner Folge irgendwas einmal gesagt hat, das habe ich abgefragt, weil ich wissen wollte, wie das genau als Zitat ging.

[00:07:46]  Und das hat er mal innerhalb von Sekunden ausgespuckt.

[00:07:49]  Und selbst, ich hätte das wahrscheinlich über Google schon ausgefunden, es hätte aber natürlich wesentlich länger gedauert und da.

[00:07:56]  Und dann habe ich mir gedacht, jetzt lass ich es mir noch vorlesen von einer sehr angenehmen und auf englisch sehr menschlich klingenden Computerstimme.

[00:08:04]  Und dann ist das schon wie so ein kleiner Kopf in deiner Tasche sozusagen.

[00:08:11]  Und du hast das wahrscheinlich auf dem Handy oder was weiß ich.

[00:08:13]  Und das ist schon, also da ist es dann ganz schwierig, glaube ich, sich zu, man muss sich vor Augen halten, das ist kein intelligentes Wesen.

[00:08:23]  Und es kann schwierig sein, immer präsent zu hinterfragen.

[00:08:28]  Ich stelle mir das halt gerade im Alltag, denke ich, daran.

[00:08:31]  Ich denke auch schon so ein Fake News, da hat man jetzt ja schon Probleme, Webseiten zu unterscheiden, die die Wahrheit sagen und Webseiten zu unterscheiden, wo die Quellen nicht sehr seriös sind.

[00:08:40]  Da tun wir uns ja schon schwer.

[00:08:42]  Und man wird ja auch schon jetzt reingelegt von so Robocalls und so, wo die eine Maschine anruft und dir sagt, irgendwer braucht Geld oder so.

[00:08:51]  Und die Leute überweisen es dann wirklich.

[00:08:52]  Also da haben wir ja schon Probleme.

[00:08:54]  Also das kann natürlich auch extrem ausgenutzt werden.

[00:08:58]  Wir reden ja heute über die Halluzinationen, insbesondere auch deswegen, weil als Bibliothek wissen wir, dass viele Leute, egal ob das hier Schüler*innen sind, Student*innen oder einfach Privatpersonen, die was rausfinden wollen, zu recherchen.

[00:09:15]  Ja, und zu recherchen, zu wecken, solche Sachen auch verwenden ist ja logisch, mache ich auch schon.

[00:09:19]  Und deswegen wollten wir da heute einfach mal darüber reden, weil wie du schon gesagt hast, das ist so ein Horiz der potenziellen Fehlinformation.

[00:09:27]  Wir haben ja auch Bücher diesbezüglich, wo die Leute sich ja auch informieren können und die vielleicht auch helfen.

[00:09:34]  Wir haben zum Beispiel bei der Technikhammer einstiegende Charitptie von Rolf Jäger oder wir haben auch eine Abteilung für kreatives Schreiben.

[00:09:46]  Da geht es in den Buch um Schreiben mit Charitptie für Autorinnen und Autoren von Sandra Ustin, auch für die Pädagogik-Abteilung.

[00:09:53]  Da hat man zum Beispiel auch Sachen, KI-Tools für den Unterricht, zum Beispiel von Ines de Florio Hansen.

[00:09:59]  Aber auch wir haben auch kritische Auseinandersetzungen, wie wir sie auch schon angesprochen haben, in der Philosophie-Abteilung zum Beispiel "Was kann und darauf künstliche Intelligenz?"

[00:10:07]  heißt der Titel von Julian Niederhoh-Mellen.

[00:10:10]  Also das heißt, wir haben auch Sachen, da wir sich auch gerne bei uns ein bisschen umschauen und da ein bisschen Recherche betreiben.

[00:10:17]  Genau, also weil es einfach unglaublich ist, sich mit dem Thema in Zukunft auseinanderzusetzen, das wirkt nicht mehr wegzudenken sein.

[00:10:28]  Die Wählinformationen werden, wie wir schon angesprochen haben, immer schwerer zu erkennen sein.

[00:10:34]  Und da wird nämlich die Kompetenz der Quellenkritik so unfassbar wichtig,

[00:10:42]  dass man nämlich, das ist das, was zumindest bei uns damals war, Wikipedia hatte große Strahle, also das große, wo man plötzlich diese Online-Enzyklopädie hatte,

[00:10:55]  auch als Schüler in Zugänglich, wo uns eingebläut worden ist, dass wir das nicht zitieren dürfen.

[00:11:04]  Der Grund ist, weil natürlich jeder, wo alles online stellen kann und im Endeffekt ist JGPD und Konsorten nur die Erweiterung dieses Prinzipes.

[00:11:15]  Nur, dass es da ein bisschen schwieriger ist, rauszufinden, was die Quelle ist.

[00:11:18]  Das ist einmal, erst mal am Ende der Folge kommen wir noch zu ein paar Tipps, wie man da damit umgehen kann.

[00:11:25]  Ich stelle mich dir vollkommen zu, weil was noch nicht ist, aber was jetzt rasant passieren wird, ist auch, selbst wenn man Quellen-Scherche betreibt,

[00:11:34]  je mehr Leute sich Texte von der KI erstellen lassen und diese dann wiederum ungeprüft auf vermeintlich sicherer Begründung.

[00:11:41]  Internetseiten stellen, desto tiefer geht die Spirale der

[00:11:45]  Fehlinformation, dass man dann irgendwann eine Quelle zur Hand nimmt, nachdem man

[00:11:50]  ChatGPT gefragt hat und die Quelle im Internet dann aber auch wieder nicht

[00:11:53]  sicher ist, weil die auch wiederum von einem anderen Chatboard erstellt worden

[00:11:57]  ist und vielleicht auch fehlerhaft. Also es wird eine große Frage sein, wie überprüft

[00:12:02]  man diese Informationen. Und da kommt zum Beispiel so etwas wie der Brock House, dann

[00:12:08]  doch so alt, wo ich es klingen mag, retten zur Seite.

[00:12:14]  Weil auch die Infokanemie verlassen. Genau, weil da tatsächlich Leute dahinter sitzen,

[00:12:20]  die diese Einträge überprüfen und diese Einträge schreiben. Inzwischen braucht man

[00:12:25]  das aber nicht mehr im Bücherregal stehen haben, man braucht doch nicht mehr

[00:12:29]  händisch in die Bibliothek zu kommen, um das Ding da außenregal zu wuchten,

[00:12:33]  sondern wir haben ja ein Angebot, geil? Wir haben den digitalen Brock House,

[00:12:38]  kann jeder jeder verwenden, der bei uns oder die bei uns Kundin ist. Da braucht man

[00:12:43]  nur die Anmeldetenformationen bei uns, mit denen man sich auch auf der Webseite

[00:12:47]  für die Medien anmelden kann und mit diesen gleichen Infos kommt man dann

[00:12:50]  auch beim digitalen Brock House rein und da gibt es sowohl die Erwachsenenversion,

[00:12:55]  aber auch eine für Kinder und für Jugendliche. Ja, also das wirklich, wenn man

[00:12:59]  sich nicht sicher ist, ob die KI die richtige Antwort ausspuckt und es um Daten

[00:13:05]  und harte Fakten geht, dann schaut man da schnell rein und es ist dann kein Text,

[00:13:09]  der von einer KI generiert da reingestellt worden ist, wie es zum Beispiel

[00:13:12]  in der Fikipedia durchaus passieren kann auch schon inzwischen.

[00:13:15]  Pia, bevor wir zu den Tipps kommen, du hast Halluzination glaube ich mitgebracht, oder?

[00:13:20]  Ja genau, das ist ein bisschen ein Spoiler für die Zukunft, aber wir machen ja eine

[00:13:23]  Folge zu historischen Romanen. Da habe ich ein bisschen recherchiert,

[00:13:26]  habe ich vorhin an und habe eben auch Chatipiti ausprobiert und wollte einfach

[00:13:30]  Beispiele haben für rebellische Frauen in historischen Romanen.

[00:13:35]  Ich habe die Frage genauso bestellt und er hat mir Beispiele genannt, auch brav

[00:13:40]  dann gleich erklärt warum diese Frauen rebellisch waren, aber er hat sich mehr

[00:13:44]  darauf konzentriert auf die rebellischen Frauen und nicht auf das Genre,

[00:13:50]  den historischen Romanen. Das heißt, dann habe ich zum Beispiel Antworten bekommen,

[00:13:55]  wie Stolz und Vorurteil von Jane Austen oder Little Women von Louisa May Elcott

[00:14:03]  und das sind schon Romane, wo es um eine andere Zeit geht, aber die auch in dieser

[00:14:11]  anderen Zeit geschrieben wurden. Das heißt eigentlich zeitgenössische Romane.

[00:14:15]  Und das hat er nicht erkannt. Und ich habe ihn dann in der Nachhinein nachgefragt,

[00:14:21]  habe ich dann gefragt, ist Stolz und Vorurteil wirklich ein historische Roman

[00:14:24]  und dann hat er mir erklären angefangen, warum es zum Teil historisch Roman ist

[00:14:29]  und warum es zum Teil nicht historisch Roman ist. Und das ist natürlich dann

[00:14:33]  schwierig, weil wenn ich als Nutzerin das selber nicht weiß und nachfrage und

[00:14:37]  erklärt mir wieder eine Unwahrheit, wird es natürlich schwierig.

[00:14:40]  Ich habe ihn dann ausgebessert, habe gesagt, nein das stimmt nicht und habe

[00:14:43]  erklärt, warum das jetzt in dieser Zeit geschrieben wurde und deswegen ein

[00:14:47]  zeitgenössische Roman ist und dann hat er sich bedankt und gesagt, das war falsch

[00:14:53]  von ihm und es tut ihm leid und danke, dass ich ihn ausgebessert habe. Und dann

[00:14:56]  habe ich ihn gefragt, ob das dann nicht auch auf die Luhm zu trifft und das hat

[00:15:00]  er dann überrissen. Da ist er dann mitgekommen, das hat er dann ausgebessert,

[00:15:05]  hat gesagt, ah ja, das stimmt dann absolut, das ist dann auch nicht richtig, aber es

[00:15:09]  waren nicht nur die zeitgenössischen Romane, zum Beispiel ganz anderer Chancen,

[00:15:12]  das auch erwähnt. Zum Beispiel hat Katniss Aberdeen und als Tribute von Panemreihe

[00:15:18]  genannt und das ist ein dystopischer Roman. Ja, da ist es lustig, bei der Antwort hat er

[00:15:26]  dann selber schon geschrieben, obwohl die Tribute von Panem ein dystopischer Roman

[00:15:30]  sind, ist Katniss Aberdeen eine rebellisch Frau. Also ihm war absolut bewusst, dass es

[00:15:34]  nicht stimmt, aber hat es trotzdem genannt. Und dann hat er sogar viel mehr erwähnt,

[00:15:39]  also er hat die Elizabeth Swan, also der Fluchtageredigreie, auch als Beispiel genannt.

[00:15:44]  Keine historische Figur auch. Und dann hat er dann auch, dann habe ich ihn ausgebessert,

[00:15:50]  und er hat auch gesagt, ich entschuldige mich für das Missverständnis, ist es Teil

[00:15:54]  der Nachbinderei, ich hätte das klarer darstellen sollen.

[00:15:57]  Höchlich ist es Roman, es stimmt einem auch immer zu. Also es ist auch, wenn es einem nicht

[00:16:03]  zustimmt, das habe ich einmal ausprobiert, wo ich gestern schnell noch, wo ich an klaren,

[00:16:07]  er hat mir gesagt, ich weiß nicht mehr, welchen Schriftsteller ich gefragt habe,

[00:16:12]  wie alt er ist, und ich habe dann so getan, dass würde das nicht stimmen und habe ihn

[00:16:15]  korrigiert. Und dann hat er gesagt, ja, du hast recht. Und dann hat er aber wieder die

[00:16:19]  richtige Zahl gesagt. Also beharrt er schon.

[00:16:23]  Weil beharrt er auf die Sacken, aber es widersprich, ich glaube, es ist programmiert, damit es

[00:16:31]  möglichst smooth und angenehmer hinsegelt. Und das stimmt dir zu, auch wenn du komplett

[00:16:36]  umrechtest und es dich auswässert. Ein Molly. Aber nach diesen Korrekturen habe ich dann

[00:16:43]  gesagt, okay, mit diesem Wissen im Hintergrund kannst du mir bitte nochmal rebellische Frauen

[00:16:48]  aus historischem Romanen nennen. Und dann hat das richtig gemacht. Dann hat er wirklich

[00:16:53]  eben Cleopatra, ein Bonny, also und dann hat er wirklich auch die Frauen und die richtigen

[00:16:58]  Romanen gewählt. Allerdings waren es alles ältere Romanen. Und jetzt habe ich gesagt,

[00:17:02]  ich kann schon neuere auch erwähnen. Das hat er dann auch gemacht, aber sie waren

[00:17:07]  trotzdem immer noch ein bisschen älter, also von zu 18 und so. Da war dann sogar ein

[00:17:12]  eins dabei, wo wir die Reihe haben, die Fotografin von Petra Doos Benning. Die haben wir auch

[00:17:17]  bei den historischen Romanen. Und dann habe ich gesagt, okay, kannst du mal welcher ist

[00:17:21]  2024 erwähnen? Und dann hat er gesagt, nein, das geht nicht.

[00:17:25]  Ja, das hat man eben gesagt. Weil der Datensatz, die Version, die Buch für die Recherche,

[00:17:31]  für die Folge genommen, hast du die 3.5, die keinen Zugang aufs Internet hat und die

[00:17:34]  trainiert bis zum Stand hier in der 22. Aber das zeigt ein sehr schönes Beispiel auf,

[00:17:39]  dass das eben keine Intelligenz ist, sondern dass das ein mit Daten trainiertes Programm

[00:17:47]  ist. Und deswegen, das hat die Erfahrung, habe ich mit der Version auch gemacht, die

[00:17:53]  stärksten Outputs kriegst du so, wenn du solche Sachen recherchierst, für so 2015 bis 2018,

[00:18:00]  das scheint es einfach mehr Datensätze zu geben. Neuere Sachen im Literaturbereich,

[00:18:05]  vielleicht nach 18, darauf ist es wahrscheinlich einfach noch nicht gut genug trainiert. Und

[00:18:11]  noch sieht man sehr schön daran, wo da das Limit herrscht und das ist einfach nur Datensätze

[00:18:17]  sind. Und es ist eine andere Folge, wo wir über andere Probleme reden, die GPT hat, was Urheber

[00:18:25]  recht und dergleichen angeht, das ist ja auch ein riesengroßes Thema, das schneiden wir aber

[00:18:31]  deswegen heute gar nicht an. Das Beispiel zeigt nun aber auf, wie man mit GPD gut umgehen kann.

[00:18:38]  Deswegen kommen wir jetzt zu unseren Tipps im Umgang mit einem Programm wie GPD. Zum einen hast du

[00:18:45]  dich ja in den Dialog mit dem Programm gegeben. Das heißt, du hast nicht eine Abfrage gemacht

[00:18:51]  und das dann einfach dabei belassen, sondern du hast Rückfragen gestellt, du hast deine Promz,

[00:18:56]  wie man das nennt, spezifiziert, du hast das Programm korrigiert und dann hast du wahrscheinlich

[00:19:03]  so eine Form von Dialog gegeben mit dem Programm, oder? Ja, genau. Also er hat sich dann natürlich auch immer

[00:19:08]  auf die vorigen Antworten bezogen und das hat er auch verstanden. Also da muss ich nicht nochmal sagen,

[00:19:13]  okay, die ganze Frage nochmal formulieren, sondern ich kann sagen, na bitte, mach das nochmal neu

[00:19:19]  oder so und das versteht er dann. Also beim 3.5er, ich habe damit da ein bisschen gearbeitet, nicht

[00:19:24]  bis uns ins umendliche zurück, tatsächlich. Also wenn du da einen sehr langen Thread hast,

[00:19:29]  dann verliert er den Faden irgendwann buchstäblich, aber ich bin mir sicher auch mit den neueren,

[00:19:35]  besseren Modellen hat ein längeres Gedächtnis. Und das nächste ist, du hattest Fachwissen zu dem

[00:19:41]  Thema, wo du ihn gefragt hast oder wo du das Programm gefragt hast und konntest deswegen einschätzen,

[00:19:47]  was du machst. Wenn man gar keine Ahnung von einem Thema hat wird, also je weniger Ahnung man hat,

[00:19:54]  desto gefährlicher wird es im Endeffekt, weil man sich teilweise ja fast im Blimflug auf Fakten

[00:20:00]  verlassen muss, die man nicht einmal bedenkt zu überprüfen. Deswegen macht, finde ich, das Nutzen

[00:20:04]  gerade so im schwulischen Kontext wahrscheinlich Sinn, wenn man das in der Gruppe macht, wenn mehrere

[00:20:11]  Leute die gleiche Anfrage auch stellen und man die Antworten dann im Plenum austauscht. Oder aber,

[00:20:17]  wenn man sich eine Pia sucht, die sich gut mit Literatur auskennt, einfach jemanden eine Fachfrau

[00:20:24]  oder einen Fachmann, ein Lehrer, eine Lehrerin, Dozentinnen, Professorinnen, die zu dem Thema was

[00:20:31]  wissen und die man dann auch fragen kann. Also einfach in die Welt rauskommt, Leute fragen, die

[00:20:37]  dafür Experten sind, sozusagen, wenn das möglich ist. Und das hast du auch gemacht, du hast die KI

[00:20:42]  gefragt, stimmt das? Also man kann auch ganz salopp einfach einmal zurückfragen, ist diese

[00:20:49]  Information korrekt, gerade wenn es um wichtige Infos geht und das nächste, was man machen kann,

[00:20:54]  ist gerade, das geht aber nur dann, wenn die Version, die man benutzt, auch Internetanschluss hat,

[00:20:59]  bitte gib mir die Quellen durch oder sage mir die Quellen auf und die muss man dann in

[00:21:04]  kleiner Arbeit durchgehen und schauen, stimmt das wirklich, welche Website ist es, ist die Website

[00:21:10]  sicher, woher kommen die Texte auf der Website, sind die von der KI generiert oder schreiben das,

[00:21:15]  schreibt das Fachpersonal, wird das überprüft und so weiter und so fort. Werden Kritik halt?

[00:21:20]  Ja, ich glaube, da haben wir jetzt schon viel über das Thema geredet, das eher so ein Service-Podcast

[00:21:29]  oder eine Service-Folge von unserem Vorwort. Wie hast du dem noch was hinzutun, noch selber am

[00:21:34]  Tipp oder Erfahrungswerte noch? Nein, also wir haben wirklich alles wichtige,

[00:21:39]  mein erwähnt. Und das ist der Thema, das man auf jeden Fall ausbauen kann, wie gesagt,

[00:21:43]  Datenschutz oder Urheberrecht, da kann man immer noch mal eine Folge drüber machen,

[00:21:49]  also ich glaube, das ist endlos und dieses Gerät wird ja auch, diese Maschine wird ja auch immer

[00:21:53]  besser und wird sich auch wandeln und dann gibt es noch wahrscheinlich einiges mehr Punkte,

[00:21:58]  die man dann alle besprechen kann. Es ist jedenfalls eine sehr aufregende Zeit,

[00:22:02]  es ist vielleicht ab und zu fühlt sich ein bisschen ominös an, aber ich bin persönlich der

[00:22:09]  festen Überzeugung, dass wenn man sich mit diesen Themen auseinandersetzt, wenn man sich damit

[00:22:13]  beschäftigt und diese Dinge auch alle hinterfragt, was ist es denn wirklich, was bedeutet künstliche

[00:22:18]  Intelligenz, was ist maschinelles Lernen und so weiter und so fort, dass man dann diese Dinge

[00:22:24]  für sich nutzen kann, als Tools, die sie sein sollen und die dann nicht umgekehrt quasi über

[00:22:31]  dich beeinflussen oder dich will. Ja, genau. Und damit danken wir euch fürs Zuhören. Wie sind eure

[00:22:39]  Erfahrungen mit ChatGPT? Schreibt uns auf poststadtbibliothek@insbruck.at, Instagram oder Facebook.

[00:22:45]  Tschüss, ciao!

[00:23:13]  Das Vorwort ist eine Produktion der Stadtbibliothek "Innsbruck" und Teil der Stadtstimmen, dem

[00:23:18]  Audiokanal der Stadt "Innsbruck".

[00:23:20]  Ich hoffe, ihr seid heute sehr gut.

Transkription

[00:00:00]  Hallo und herzlich willkommen bei dem Vorwort, dem Podcast der Stadtbibliothek Innsbruck.

[00:00:26]  Ich habe heute einen ganz besonderen Gast bei mir sitzen, Caroline Wahl, die Autorin des

[00:00:33]  Romans 22 Bahnen, ein Spiegelbestseller, wie ich schon erwähnen darf und das heurige Buch für

[00:00:41]  die Aktion Innsbruck liest. Herzlich willkommen.

Ich freue mich hier zu sein.

Jetzt habe

[00:00:46]  ich natürlich vergessen, wer ich bin. Ich heiße Boris Schön. Ja, es freut mich sehr, dass du da bist.

[00:00:50]  Du bist gestern in Innsbruck angekommen, wie sind denn die Eindrücke?

Super schön, also voll überwältigt.

[00:00:56]  Mit den Bergen und so. Also ich wusste, also man weiß ja schon, wie es ungefähr aussieht,

[00:01:01]  Aber wenn man da ist, dann ist man schon nochmal beeindruckt. Das freut mich sehr.

[00:01:09]  Ich freue mich auch, dass ich mehrere Tage hier bin, dass ich jetzt nicht nur einen Abend habe.

[00:01:12]  Oft ist man ja nur eine Lesung da, dass man dann einfach mal ein bisschen Zeit hat,

[00:01:17]  auch die Stadt ein bisschen kennenzulernen. Eben, das ist am Bahnhof ankommen abends oder

[00:01:22]  am späten Nachmittag und am nächsten Tag in der Früh wieder abreißen. Das ist natürlich ja meistens so.

[00:01:27]  Das dürfte aber auch schon auch was gewesen sein, was du in letzter Zeit viel gehabt hast,

[00:01:30]  oder?

Ja, immer fast, ja. Das ist manchmal so, dass man in die Lesung hat, die nah beieinander

[00:01:36]  sind und dann hat man zwei Nächte in einem Hotel und das ist dann immer super cool. Man kann

[00:01:42]  mal richtig ankommen, Koffer auspacken und so.

Meine erste Frage ist ein bisschen,

[00:01:46]  eine Aktion wie Innsbruck liest, das werden jetzt 10.000 Bücher verteilt und dazu gibt es

[00:01:50]  dann ein Veranstaltungsprogramm. Hast du sowas ähnliches schon erlebt?

Ich habe Bernd liest ein

[00:01:54]  Buch gemacht, ja.

Und wie war das so für dich?

Ja auch cool, weil man halt auch so ein Veranstaltung hat,

[00:02:02]  die so unterschiedlich sind. Also sind ja dann immer ganz andere Rahmen und das macht einfach Spaß,

[00:02:07]  weil man, ich finde, das ist so eine ganz andere Form von Veranstaltung, weil man so die Stadt

[00:02:14]  richtig kennt, aber auch die Leser irgendwie anders sind. Man hat das Gefühl,

[00:02:19]  die ganze Stadt genießt diese Aktion irgendwie.

Ja, es ist natürlich jetzt, was die nächsten Tage

[00:02:25]  auf dich zukommt, ist natürlich sehr viel Kontakt mit sehr vielen Menschen, die zu den Lesungen

[00:02:30]  kommen, aber natürlich auch zu den Signierstunden. Und was auch auf dich zukommen wird, ist, wie du

[00:02:36]  jetzt eh schon gesagt hast, ein besonderer Ort. Wir haben ja auch diesmal zum Beispiel eine Lesung

[00:02:39]  in der Aula von einem städtischen Hallenbad und ich freue mich schon sehr.

Ja, das war immer cool,

[00:02:45]  es macht Spaß.

Ja, jetzt habe ich so eine Frage. Wie war das damals, wie du erfahren hast,

[00:02:50]  dass du bei der Aktion teilnimmst? Kannst du dich dann noch dran erinnern?

Ja, also als die Anfrage

[00:02:54]  kam, war es glaube ich schon so, dass mein Terminkalender recht voll war und dass ich einfach keine Termine

[00:03:00]  mehr angenommen habe. Also dass es quasi eine Warteliste gab und das hat mir dann meine Veranstaltungsreferentin weitergeleitet, sie meinte schau mal drüber, das ist ganz cool. Und habe ich sofort ja gesagt,

[00:03:11]  Innsbruck, ich hab Bock auf Österreich und habe mich voll gefreut.

Dein Terminkalender ist

[00:03:18]  natürlich eben so voll, weil du ja sehr erfolgreich mit deinem ersten Roman bist und es kommt dann

[00:03:23]  auch bald der zweite, wobei dann möchte ich dann später noch kurz darauf zurückkommen. Mich würde

[00:03:27]  interessieren, wie war denn jetzt so diese Reise eigentlich? Es ist dein Debüt, du hast dich

[00:03:33]  hingesetzt, hast dir gedacht, ich schreibe einen Roman und wie ging das dann los? Wie bist du zum

[00:03:38]  Dumont-Verlag gekommen, hast du das eingeschickt, war das mit Agentur oder darf ich sowas fragen?

[00:03:45]  Ja klar, also ich habe den Text geschrieben, als ich so einen anderen Job hatte in Zürich, der mir

[00:03:51]  nicht gefallen hat und dann dachte ich, ich mache das jetzt irgendwie und habe gleich die ersten

[00:03:56]  Seiten schon einer Agentur geschickt, damit ich irgendwie so eine Bestätigung hatte, dass ich meine

[00:03:59]  ganze Freizeit jetzt nicht irgendeine Mist widme und die haben mich auch bestärkt zum Weitermachen

[00:04:03]  und haben dann auch recht früh gesagt, dass sie mich vertreten und als der Text fertig war, wurde der

[00:04:09]  eben gepitched an mehrere Verlagen und dann gab es eine Auktion, da haben mehrere Verlage mitgeboten

[00:04:13]  und dann habe ich mich für Dumont entschieden und es ging irgendwie alles Schlag auf Schlag, also

[00:04:19]  die wollten das recht früh bringen und dadurch ist irgendwie alles so ganz nah beieinander und alles

[00:04:23]  wurde irgendwie immer krasser bis jetzt.

Und hatte ich das dann so ein bisschen überrollt,

[00:04:32]  der Erfolg, der dann gleich auch nachkam?

Ja schon, also ich hatte auch irgendwie das Gefühl,

[00:04:38]  dass ich im Anfang gar nicht so richtig genießen konnte, weil es so viel war und weil ich auch so

[00:04:41]  viel unterwegs war und dann irgendwie gar nicht Zeit hatte, mal mich hinzusetzen und sagen,

[00:04:44]  was passiert hier eigentlich? Aber jetzt habe ich irgendwie inzwischen das Gefühl,

[00:04:49]  dass ich mich jetzt so dran gewöhne, auch darüber freue und auch diese neue Rolle irgendwie

[00:04:54]  akzeptiert habe und jetzt auch voll genieße.

Jetzt vielleicht eine etwas andere Frage, aber das interessiert mich

[00:04:59]  schon immer, ich habe da schon von anderen Autorinnen und Autoren gehört, wenn man so ein Buch hat,

[00:05:04]  mit dem man so extrem viel unterwegs ist, hat sich das Buch für dich dann verändert

[00:05:09]  und so gelesen bzw. bis du jetzt schon, ich sage es jetzt mal so, ein bisschen müde aus 22 Bahnen

[00:05:15]  vorzulesen und über das Buch zu sprechen oder ist das, also so, "Juhu, jetzt kommt das zweite,

[00:05:20]  jetzt habe ich ein neues Thema, oder?

Also ja, ich freue mich schon jetzt auch für den „Windstärke 17“

[00:05:26]  auch, aber es macht auch immer Spaß aus „22 Bahnen“ zu lesen, vor allem mit den Leser*innen zu sprechen,

[00:05:33]  weil die doch immer, weil doch immer neue Lesarten und neue Fragen dazu kommen, weil natürlich

[00:05:39]  häufen sich manche Fragen auch, das ist klar und da spielt man auch die Antworten inzwischen ab,

[00:05:44]  wie so ein, weiß nicht, da ist man manchmal genervt von seinen eigenen Antworten, die immer

[00:05:49]  gleich sind, aber es ist trotzdem auch immer anders und ich versuche es eben auch zu variieren

[00:05:55]  mit den Lesestellen, dadurch ist es für mich auch ein bisschen aufregender, aber ich freue mich jetzt

[00:05:58]  natürlich auch jetzt

[00:06:02]  aus einem anderen Text zu lesen.

[00:06:03]  Jetzt, das ist dein neues Buch, „Windstärke 17“.

[00:06:08]  Kannst du dazu was sagen?

[00:06:09]  Ja, also, das geht um Ida, zehn Jahre später,

[00:06:13]  die nach dem Tod ihrer Mutter auf die Insel Rüben flüchtet.

[00:06:16]  Und dort versucht klarzukommen.

[00:06:18]  Und dann aufgenommen wird von einem Kneipenbesitzer, dessen Frau,

[00:06:21]  und dann kommt dann auch noch eine männliche Hauptfigur dazu.

[00:06:25]  Und ja, das ist so der Inhalt.

[00:06:28]  Also, das heißt, es knüpft ein bisschen an?

[00:06:31]  Aber es kann auch unabhängig vom Ersten gelesen werden.

[00:06:33]  Es sind zwei unabhängige, voneinander funktionierende Romane.

[00:06:37]  Aber ja, man erkennt ein paar Figuren wieder.

[00:06:39]  Das heißt, für alle Fans und Faninnen,

[00:06:42]  eine gute Chance, und dass das nächste Buch auch sehr gut gefällt, oder?

[00:06:46]  Ja, auf jeden Fall.

[00:06:47]  Ich freu mich auf jeden Fall, sehr, dass du jetzt noch,

[00:06:50]  bevor das Buch in zehn Tagen kommt, "Windstärke 17" Zeit hast -

[00:06:55]  Ich freu mich, dass du jetzt noch mal die letzte Energien für

[00:06:59]  „22 Bahnen“ und die Aktion mit uns hast.

[00:07:03]  Hast du schon irgendwie so eine gewisse Erwartung,

[00:07:06]  was dann noch passieren könnte in den nächsten Tagen oder so?

[00:07:10]  Oder hast du irgendwie so was, was du dich noch freust?

[00:07:13]  Ich will einfach voll offen sein.

[00:07:15]  Und bin einfach gespannt, wie die Veranstaltung so werden,

[00:07:20]  wer so kommt.

[00:07:22]  Was die, wie die auch „22 Bahnen“ fanden.

[00:07:28]  Es ist ja eben nicht, dass die jetzt in die Buchhandlung gehen

[00:07:31]  und sich das Buch kaufen.

[00:07:32]  Und ich glaube, dadurch kommt es ja auch dazu,

[00:07:35]  dass manche Menschen das lesen, die es vielleicht nicht unbedingt lesen.

[00:07:39]  Und deswegen bin ich schon gespannt.

[00:07:41]  Auf jeden Fall. Und das ist auch, muss ich jetzt schon sagen,

[00:07:44]  die Verteilaktion hat ja bereits vor ein paar Tagen begonnen.

[00:07:47]  Und es geht weg, wie warme Semmel.

[00:07:49]  Also, da glaube ich, dass dann auch viele Gespräche sein werden.

[00:07:53]  Das ist ja auch so ein Konzept, das wir geändert haben,

[00:07:56]  ist immer das Veranstaltungsprogramm.

[00:07:58]  Hat gleichzeitig gestartet mit der Verteilaktion.

[00:08:01]  Inzwischen wird früher verteilt.

[00:08:02]  Das heißt, dass auch die Leute einfach die Chance haben,

[00:08:05]  das Buch schon zu lesen, bevor sie zur Veranstaltung kommen

[00:08:08]  oder eben mit denen gesprochen haben oder zur Signierstunde.

[00:08:11]  Ja, also, die eine Sache ist noch die.

[00:08:13]  Ich habe auf, glaube ich, Instagram gesehen,

[00:08:15]  dass du auf Bali warst und dort wieder geschrieben hast.

[00:08:18]  Hast du denn, hast du „Windstärke 17“ auch auf Bali geschrieben?

[00:08:21]  Teilweise, ja.

[00:08:22]  Der Roman spielt ja auf Rügen

[00:08:25]  und dann habe ich auch einen Großteil auf Bali geschrieben.

[00:08:28]  Und dann haben meine Lektoren immer Witze gemacht,

[00:08:31]  dass Rügen so dargestellt wird wie Bali.

[00:08:33]  Dass da so ganz viele junge Autralier sind,

[00:08:35]  die mit Scooter oben ohne  rumfahren

[00:08:37]  und ganz viel Matcha Latte getrunken wird

[00:08:39]  und Bowls gegessen werden.

[00:08:41]  Ja, ich schreibe gerade an meinem dritten Roman.

[00:08:44]  Und ich möchte gerne auch am Anfang einen Jahresrhythmus

[00:08:47]  beibehalten, veröffentlichen.

[00:08:49]  Wir gucken, wie lange ich das durchziehe.

[00:08:51]  Das heißt, du würdest dich, wenn ich die Frage stellen würde,

[00:08:54]  wo du dich in 5 Jahren siehst, ungefähr beim sechsten oder siebten Roman sehn.

[00:08:58]  (Lachen)

[00:08:59]  Ja, hoffentlich.

[00:09:01]  Weil vielleicht habe ich dann auch schon so ein Haus am Meer,

[00:09:04]  ich glaube, in fünf Jahre noch nicht.

[00:09:06]  Aber ich bewege mich darauf zu.

[00:09:08]  Irgendwo am Meer schreiben, hoffentlich.

[00:09:11]  Und glücklich.

[00:09:13]  Jetzt habe ich doch noch eine Frage, die mir gerade so kommt.

[00:09:16]  Du hast ja wahrscheinlich auch so das erste Mal diese ganze ...

[00:09:19]  Ich weiß nicht, wie stark warst du denn vorher

[00:09:21]  im Literaturbereich verknüpft?

[00:09:24]  Hast du die Lesungen einfach auf Buchmessen gefahren?

[00:09:26]  Oder warst du so eigentlich außerhalb

[00:09:28]  von diesem literarischen Betrieb und bist jetzt da komplett quer eingestiegen?

[00:09:33]  Ja, ich habe immer voll viel gelesen.

[00:09:35]  Auch viel in Stadtbibliotheken und so abgehängt als Jugendliche

[00:09:39]  und als Kind.

[00:09:40]  Und wollte dann nach dem Abi unbedingt was mit Literatur machen.

[00:09:44]  Und nach dem Studium eben gerne in Verlagen arbeiten.

[00:09:47]  Und in Verlagen habe ich dann gemerkt,

[00:09:49]  dass ich gerne die Seite wechseln würde.

[00:09:51]  Und dass ich gerne auch mal schreiben möchte.

[00:09:54]  Ich habe dann auch mal mitgekriegt,

[00:09:56]  wie so die Abläufe sind und das Schriftstellerdasein,

[00:09:58]  ein bisschen entromantisiert wurde.

[00:10:01]  Und dann hatte ich wie gesagt so ein Kackjob in einem anderen Verlag.

[00:10:04]  Und dann dachte ich, jetzt ist doch ein guter Zeitpunkt,

[00:10:06]  dich an deinen ersten Roman zu setzen.

[00:10:08]  Und musst du dich da überwinden zum Schreiben?

[00:10:11]  Oder setzst du dich hin und schreibst einfach?

[00:10:13]  Also jetzt setze ich mich hin und schreib, wenn ich Zeit habe.

[00:10:17]  Mit der Hand?

[00:10:18]  Nee, ne, mit dem MacBook. Immer MacBook dabei.

[00:10:21]  Mit der Hand leider früher immer mit so einem Büchlein.

[00:10:24]  Und da habe ich immer Tagebuch geschrieben.

[00:10:26]  Jetzt alles auf dem Laptop. - Auch kein Notizheftchen mehr?

[00:10:29]  Nee, irgendwie nicht.

[00:10:31]  Aber Elke Heidenreich hatte ich letztens im Gespräch mit Elke Heidenreich.

[00:10:34]  Und sie meinte, ich soll auf jeden Fall wieder Tagebuch schreiben.

[00:10:37]  Das ist ganz wichtig.

[00:10:38]  Und ich glaube, ich mache das jetzt auch wieder.

[00:10:41]  Vielleicht mache ich dann auch wieder Notizen.

[00:10:43]  Und also 50 Bände, so wie Thomas Mann in Leder gebunden,

[00:10:46]  und dann postmortem bringen.

[00:10:50]  Das interessiert bestimmt ganz viele Wahnsinnig.

[00:10:52]  (Lachen)

[00:10:53]  Wissen wir ja noch nicht.

[00:10:54]  Okay, super.

[00:10:55]  Dann wünsche ich dir auf jeden Fall viel Spaß bei der Aktion.

[00:10:59]  Ich hoffe, wir haben spannende Tage miteinander.

Bestimmt.

[00:11:01]  Genieß den Aufenthalt in Innsbruck.

[00:11:03]  Ganz viel Glück auch für dein nächstes Buch.

[00:11:06]  Viel Energie und viel Spaß und bis zum siebten Roman.

[00:11:08]  Ja, danke.

[00:11:10]  Ich freue mich jetzt auf die Tage hier in Innsbruck.

[00:11:13]  Und damit endet S’Vorwort Innsbruck-Liest-Edition.

[00:11:16]  Wir bedanken uns herzlich für alle Teilnehmenden

[00:11:19]  und für alle Hörerinnen und Hörer.

[00:11:21]  Und in der übernächsten Woche geht's dann wieder

[00:11:24]  wie gewohnt mit dem Vorwort weiter.

[00:11:26]  Bis dahin, feines Lesen.

[00:11:29]  (Lockere Musik)

[00:11:30]  (Lockere Musik)

[00:11:32]  10.000 gratis Bücher und kostenlose Veranstaltungen

[00:11:57]  vom 30. April bis zum 10. Mai.

[00:12:00]  Innsbruck-Liest zum 20. Mal.

Transkription

[00:00:00]  Sie hören eine Sonderausgabe vom „S’Vorwort“, anlässlich des 20. Jubiläums von „Innsbruck liest“.

[00:00:27]  Willkommen beim Podcast der Stadtbibliothek Innsbruck, „S’Vorwort“. Mein Name ist Boris Schön und heute geht es wieder um die Aktion „Innsbruck liest“.

[00:00:36]  Und diesmal wollen wir ganz an die Anfänge der Aktion zurückkehren. Dafür haben wir zwei ganz besondere Gäste eingeladen, Birgit Neu und Thomas Pühringer.

[00:00:47]  Darf ich euch kurz bitten euch vorzustellen, was ihr beruflich macht und was vor allem eure Aufgabe war, bei der ersten Ausgabe von „Innsbruck liest“, Birgit bitte.

[00:01:00]  Ja, vielen Dank. Wie gesagt, Birgit Neu, ich war damals vor 20 Jahren Kulturamtsleiterin der Stadt Innsbruck und hatte damals das Glück, gemeinsam mit meinem Team diese wunderbare Aktion ins Leben rufen zu dürfen.

[00:01:13]  Heute bin ich immer noch für den Bereich Kultur zuständig, bin heute die Abteilungsleiterin bei der Stadt für den Gesellschaftsbereich, Kultur, Sport, Gesundheit und Bildung.

[00:01:24]  Thomas?

[00:01:25]  Thomas Pühringer, schönen Tag auch von meiner Seite. Habe 2002 bei der Bürgermeisterin Hilde Zach im Büro als Büroleiter angefangen und so mit der Birgit zusammenarbeiten dürfen.

[00:01:36]  Jetzt zu „Innsbruck liest“, wie ging denn das los? Wo war die Idee plötzlich da? Von wem kam die?

[00:01:44]  Da kann ich dann gleich an den Thomas weitergeben. Wir wollten im Kulturamt etwas machen für die Literaturszene vor Ort und einfach auch eine Aktion, die das Lesen und die Literatur in den Mittelpunkt stellt.

[00:01:57]  Und dann kam eben vom Büro des Bürgermeisters eine ganz schöne Idee und da gebe ich jetzt an dich, Thomas, weiter.

[00:02:03]  Ja, danke, Birgit. Man möchte es kaum meinen, aber damals waren die Inhalte noch nicht so mit den Anleihen verfügbar wie heutzutage.

[00:02:12]  Und irgendwo ist mir ein Zeitungsartikel untergekommen aus einer amerikanischen Stadt, also aus den USA, wo man eine vergleichbare Aktion gestartet hat.

[00:02:20]  Und Birgit, da musst du jetzt helfen, ich glaube Wien war ein bisschen früher dran als wir, aber ich denke, es ist ein ganz großes Danke, jetzt im Nachhinein nach so vielen Jahren, an Hilde Zach,

[00:02:31]  die damals Bürgermeisterin und Kulturreferentin war und vor allem an dich, Birgit und dein Team und das Kulturamt, wie ihr diese Aktion umgesetzt habt,

[00:02:38]  weil wir uns da in Innsbruck schon in einigen Punkten, finde ich, wohltuend abheben von anderen Städten.

[00:02:44]  Ja, genau so war es. Wir haben dann diese Anregung vom Büro des Bürgermeisters sofort aufgegriffen und haben uns überlegt, wie können wir diese Aktion für Innsbruck adaptieren?

[00:02:54]  In Wien wurden ja damals, wenn ich es richtig in Erinnerung habe, 100.000 Bücher verteilt an die Bevölkerung.

[00:03:00]  Wir wussten, dass wir diese Dimensionen in Innsbruck nicht erreichen können, aber auch nicht erreichen müssen.

[00:03:05]  Wir haben das sozusagen down-gegraded auf die Dimensionen, wie sie für unsere Stadt passen und haben aber auch überlegt, wie wir die Sache etwas anders angehen können.

[00:03:16]  Und zwar in dem Sinne, erstens, dass wir die heimischen Literaturveranstalter in diese Aktion gerne einbinden möchten, weil es soll ja eine Aktion sein,

[00:03:25]  wo sehr viele vor Ort auch davon profitieren. Und das zweite war, dass wir von Anfang an die Jury-Entscheidung, die Auswahl des Buches in fachkundige Hände legen wollten.

[00:03:36]  Und da haben wir mit dem Brenner-Archiv von Professor Johann Holzner einen ganz tollen Partner gewonnen, der mit uns gemeinsam die ersten Jahre „Innsbruck liest“ veranstaltet, begleitet hat und vor allem damals auch den Vorsitz der Jury übernommen hat.

[00:03:51]  Und da waren wir sehr froh, dass wir diese Aktion von Anfang an so fachkundig begleiten haben können.

[00:03:57]  Ja, den Jury-Vorsitz, gibt es ja immer noch in der Form, das ist ja sozusagen auch immer noch das Qualitätssiegel der Aktion, dass eine Person aus der Wissenschaft sozusagen kontrolliert, was das Ergebnis der Jury ist, welches Buch es ist und nicht stimmberechtigt ist.

[00:04:13]  Also das hat sich ja erhalten.

[00:04:15]  Ich glaube, ein wichtiger Aspekt ist auch der Zeitpunkt, dass es immer im Frühling präsentiert wird, das Buch. Manche Menschen nehmen sich das mit als Urlaubslektüre oder wie auch immer.

[00:04:26]  Manche warten regelrecht, das weiß ich aus meiner Umgebung, die sagen, ich will keine einzige Ausgabe versäumen.

[00:04:32]  Vielleicht schreiben sie sich das in den Kalender herein, wann die neue Aktion wieder stattfinden wird.

[00:04:36]  Und ich denke auch für den Handel ist es ein wichtiger Unterschied, dass bei uns das im Frühling passiert, weil da die Weihnachtszeit doch für den Buchhandel die allerwichtigste Zeit im Jahr ist, wo die Hautumsätze getätigt werden.

[00:04:47]  Und da 100.000 Titel eines Bestsellers auf den Markt zu schmeißen, ist natürlich schon eine harte Nuss für den Buchhandel.

[00:04:54]  Und die heimischen Buchhändlerinnen und Buchhändler haben sich das, glaube ich, verdient, dass die Stadt zwar auf der einen Seite die Literatur fördert und die Literaturszene, aber auf der anderen Seite auch auf das Handelsgeschehen Rücksicht nimmt.

[00:05:05]  Also du hast dich jetzt bezogen auf eine Stadt, ein Buch in Wien, wo es 100.000 Stück im Herbst sind, die dann auf den Markt verteilt werden.

[00:05:14]  Genau, genau.

[00:05:15]  Wie war denn das damals dann? Also es gab diese Idee aus Amerika, Wien war vielleicht ein bisschen früher dran, aber wie ist dann das mit dem Konzept losgegangen?

[00:05:22]  Weil so eine Aktion, die muss man sich ja doch in verschiedenen… muss man ja verschiedene Sachen sich überlegen.

[00:05:28]  Was bindet man ein? War das dann Arbeit eher im Kulturamt oder wo wurde diese Arbeit sozusagen oder

[00:05:35]  Wo ist das Konzept dann wirklich entstanden?

[00:05:38]  Ja, wir haben zunächst einmal alle vor Ort tätigen Literaturveranstalter zu uns eingeladen, ins Kulturamt.

[00:05:43]  Haben dort eine große Runde sozusagen ein Brainstorming veranstaltet und haben sie gebeten, sich mit ihren eigenen Ideen in diese Aktion einzubringen.

[00:05:53]  Und zwar insbesondere immer in Form von Begleitveranstaltungen.

[00:05:57]  Wir haben gewusst, dass wir als Kulturamt aus personellen Kapazitäten heraus schon nicht alles alleine stemmen können.

[00:06:04]  Und vor allem wollten wir ja auch da die Expertise unserer Literaturveranstalter, unsere Literaturinstitutionen vor Ort gerne einbinden in die Aktion.

[00:06:12]  Wir haben das dann vorgestellt, dass wir eben ein Buch in großer Auflage 10.000 Stück gerne an die Bevölkerung verteilen wollen.

[00:06:23]  Und am Anfang war da und dort etwas Skepsis herauszuhören.

[00:06:27]  Vor allem aber haben wir eines aus dieser Runde mitgenommen, den Auftrag, sagen wir mal so, den Auftrag, es darf keine Eintagsfliege sein.

[00:06:37]  Es soll, wenn wir so eine Aktion starten, eine Aktion werden, die wirklich nachhaltig wirkt, die auch in den Folgejahren dann weitergeführt wird.

[00:06:44]  Ich glaube, dieses Versprechen haben wir jetzt am 20. Geburtstag der Aktion ganz gut einlösen können.

[00:06:50]  Und dann hat es eigentlich ein sehr schönes Miteinander gegeben.

[00:06:53]  Also es haben sich verschiedene Literaturinstitutionen dann am Rahmenprogramm beteiligt, sei es mit Lesungen, mit Diskussionsrunden, mit Signierstunden.

[00:07:03]  Wir haben auch von Anfang an versucht, die Aktion über Partner zu finanzieren, über Sponsoringpartner.

[00:07:11]  Da war man sehr froh, dass wir eigentlich zu Beginn fast 100 Prozent der Produktionskosten des Buches über Sponsoring finanzieren konnten.

[00:07:20]  Das war ganz toll und es war für die Teilnehmenden Wirtschaftsbetriebe, die uns unterstützt haben, auch schön, dass sie über ihre Verteilstationen dann sich auch an der Aktion beteiligen konnten.

[00:07:31]  Und so wurde das ein schönes Miteinander.

[00:07:33]  Wir haben auch den Buchhandel mit Büchern versorgt und man muss sagen, die erste Auflage war so schnell vergriffen, dass wir Mühe hatten, uns selber noch ein paar Exemplare für uns in der Stadtbücherei dann zu sichern.

[00:07:48]  Ich denke, das ist auch eines der Erfolgsgeheimnisse, dass die Ausgabe-Stellen so bunt gestreut sind von Recyclinghof über Schwimmbäder, Handelsbetriebe, städtische Dienststellen.

[00:07:58]  Ich denke, das ist ein tolles Signal.

[00:08:01]  Inzwischen auch ja seit ein paar Jahren auch noch in öffentlichen Verkehrsmitteln.

[00:08:05]  Also es ist wirklich sehr das Spannende an der Aktion für mich auch, dass den Leuten Literatur an Orten präsentiert wird, wo sie sie vielleicht nicht erwarten würden und damit auch, dass man Leute erreicht, die gar nicht nach Literatur suchen, aber ihr dann trotzdem begegnen, also...

[00:08:21]  Eine Frage habe ich noch zum Ablauf damals.

[00:08:25]  Gab es eine Auftaktveranstaltung?

[00:08:28]  Wo war die?

[00:08:30]  Es gab eine Auftaktveranstaltung in unserer damaligen Stadtbücherei in der Colingasse.

[00:08:35]  Die war unglaublich gut besucht.

[00:08:37]  Es war ja da schon dann bekannt, dass „Der Kameramörder“ von Thomas Glavinic als erstes „Innsbruck liest“-Buch herausgegeben wurde.

[00:08:44]  Und dieses Buch hat ja sehr polarisiert.

[00:08:46]  Das muss man von Anfang an sagen.

[00:08:49]  Es war ein Buch, das wirklich emotional sehr stark die Leute mitgenommen hat.

[00:08:55]  Mir persönlich ging es ähnlich.

[00:08:57]  Ich hatte da bei dieser ersten Aktion den Ehrgeiz im Vorfeld der Jury Entscheidung schon möglichst alle Vorschläge der Jury durchzulesen und habe auch den „Kameramörder“ gelesen.

[00:09:07]  Und wie ich ihn fertig hatte, habe ich mir gedacht, ein tolles Buch, aber für diese Aktion zu heftig.

[00:09:14]  Es geht da doch immerhin da um den Mord an zwei Kindern und die Jagd nach dem Mörder.

[00:09:20]  Und mir war das dann fast ein bisschen zu beklemmend.

[00:09:24]  Schlussendlich fiel aber die Entscheidung der Jury genau auf dieses Buch.

[00:09:29]  Und wir haben uns natürlich auch an die Jury-Empfehlung gehalten.

[00:09:32]  Und in der Stadtbibliothek bei der Auftaktveranstaltung haben wir genau dann diese Emotionen gespürt.

[00:09:38]  Es gab Leute, die aufgestanden sind im Rahmen der Diskussion und gesagt haben, so was kann man doch nicht machen,

[00:09:44]  so ein grausames Buch unter die Leute zu bringen und was denken sich denn da die Schülerinnen und Schüler

[00:09:50]  und die jungen Menschen, die so ein Buch lesen und dann gab es aber auch Professoren, die Deutschklassen

[00:09:56]  geleitet haben und sich das Buch in Klassenstärke für ihre Klasse abgeholt haben und die gesagt haben,

[00:10:02]  genau so ein Buch muss es sein, damit es auch die jungen Leute fesselt und damit man auch genug Diskussionsstoff hat,

[00:10:08]  um das in der Klasse dann zu bearbeiten. Also es war wirklich ein sehr polarisierendes Buch und hat,

[00:10:14]  glaube ich, dieser Aktion dadurch auch zu ganz viel Öffentlichkeit verholfen, was natürlich die Aktionen an sich wieder genutzt hat.

[00:10:21]  Ich glaube eine positive Polarisation, wenn man das so sagen darf, oder? Also der Diskurs über Literatur und über Kultur ist damit gefördert worden.

[00:10:30]  Das ist, denke ich, das Wichtigste, was eine Stadt machen kann, die Beschäftigung mit der zeitgenössischen

[00:10:37]  oder aktuellen Kunst und Kultur zu fördern bei den Menschen.

[00:10:40]  Hattet ihr in irgendeiner Form, bevor das Ganze dann losgegangen ist und ja auch ein voller Erfolg wurde,

[00:10:46]  Sorge, dass das nicht klappen könnte, dass zu wenig Leute kommen, dass die Bücher nicht verteilt werden,

[00:10:51]  ausreichend oder angenommen werden oder ähnliches oder war da von Anfang an der totale Optimismus, das wird ein Knaller?

[00:10:57]  Wir waren eigentlich sehr optimistisch. Wir haben gewusst, dass diese Aktion in anderen Städten schon ausgesprochen erfolgreich läuft

[00:11:04]  und hatten schon die Erwartung, dass es auch bei uns gut ankommt.

[00:11:07]  Und so war es dann auch, wie ich eben schon erwähnt habe, die ersten Exemplare sind uns wirklich unter den Händen fast weggerissen worden

[00:11:14]  und waren im Nu vergriffen. Und es war dann schon auch schön, dass zu den Begleitveranstaltungen viele Menschen gekommen sind

[00:11:20]  und sich auch mit dem Autor auseinander gesetzt haben, mit der Thematik auseinander gesetzt haben und einfach an diesem Diskurs teilnehmen wollten.

[00:11:28]  Und auch dazu gibt es ein unsichtbares Zauberwort, das so in unsichtbaren Buchstaben über der Aktion schwebt und das ist „gratis“.

[00:11:36]  Da habe ich ein Anekdote. Ich habe selber mal im Buchhandel gearbeitet und dann kam ein Herr rein am Vormittag.

[00:11:45]  Die Bücher waren schon weg, die für den Tag bestimmt waren und er hat gemeint, was schon ausverkauft.

[00:11:50]  Und ich habe gesagt, na ja, wenn es verkauft werden würde, weiß ich nicht, ob sie schon alle weg wären.

[00:11:54]  Aber na klar, gratis ist natürlich ein Argument.

[00:11:58]  Es ist ja auch so, also das ist jetzt für mich so als Literaturwissenschaftler auch ganz spannend,

[00:12:04]  der Thomas Glavinic ist ja damals richtig durchgestartet, er war ja eben deswegen, glaube ich, auch so ein perfekter Start für die Aktion.

[00:12:12]  Hat dann ja eigentlich weitere Erfolge gehabt und ist inzwischen leider aus dem Literaturbereich komplett verschwunden.

[00:12:20]  Aber wie war dieser sehr… weil das ist für mich auch immer noch bei der Aktion so ein Thema.

[00:12:24]  Dieses sehr intensive Zusammenarbeit mit einer Person, einer Autorin, einem Autor über mehrere Tage.

[00:12:30]  War das damals auch ein besonderes Erlebnis, oder…?

[00:12:35]  Ja, die erste Begebung mit dem Thomas Glavinic war eigentlich ganz lustig.

[00:12:39]  Das Buch endet ja damit, dass der Kameramörder gefasst wird und endet mit den letzten drei Worten "Ich leugne nicht".

[00:12:47]  Und als Thomas Glavinic zu uns ins Büro, ins Kulturamt kam, kam er herein und hat sich vorgestellt mit "Ich bin der Kameramörder".

[00:12:57]  Und mein Kollege, der neben mir saß, hat sofort darauf geantwortet „Und sie leugnen nicht“.

[00:13:02]  Und damit haben wir schon ein bisschen, sind wir schon etwas mit Humor in unsere Zusammenarbeit gestartet.

[00:13:09]  Und ich glaube, es war für Thomas Glavinic schon auch schön zu sehen, dass so eine große Anzahl von Menschen sich nun seinen Romanen widmet

[00:13:18]  und Interesse für sein Buch zeigt und das ist für einen Autor, glaube ich, schon auch eine besondere Erfahrung.

[00:13:24]  Jetzt von der ersten Ausgabe weggehend, habt ihr beide dann eigentlich alle Ausgaben immer so verfolgt?

[00:13:30]  Ich meine, Thomas, du bist ja vom Aufgabenbereich quasi beruflich ja jetzt ganz woanders, als da, wo das Ganze losgegangen ist.

[00:13:37]  Aber hast du das immer jedes Jahr angeschaut, die Bücher dir auch angesehen und…?

[00:13:41]  Nicht nur von außen angesehen, sondern sogar von innendrin gelesen.

[00:13:45]  Und findest du, oder findet ihr beide, dass sich das gut entwickelt hat?

[00:13:51]  So über die Jahre? Einfach es ist konstant.

[00:13:56]  Es ist ja eben, der Erfolg ist ja immer noch da.

[00:14:00]  Aber es ist ja trotzdem, denke ich mal, wenn man so eine Aktion auf die Welt bringt und dann lässt man sie erwachsen werden.

[00:14:07]  Das war ja eine Zeit lang auch die Natalie Pedevilla zum Beispiel, die das Projekt geleitet hat.

[00:14:11]  Jetzt ist es ja seit 2018 in der Stadtbibliothek gelandet.

[00:14:15]  Also, aber...

[00:14:17]  Ja, also natürlich habe ich es nach wie vor weiterverfolgt.

[00:14:21]  Ich bin jetzt selber nicht mehr so eng in der Organisation, klarerweise.

[00:14:25]  Aber es war auch für mich immer spannend dann zu erfahren, wer wird heurige „Innsbruck liest“-Autorin oder „Innsbruck liest“-Autor.

[00:14:32]  Ich habe auch alle Bücher gelesen.

[00:14:34]  Es haben mir nicht alle ganz gleich gut gefallen.

[00:14:36]  Das ist, glaube ich, auch normal und soll auch so sein, dass man verschiedene Geschmäcker trifft.

[00:14:41]  Für mich war es sehr schön zu sehen, dass wir so viele unterschiedliche Themenwelten behandelt haben mit diesen Büchern.

[00:14:49]  Wir haben eben mit einem Krimi begonnen, wir haben das Südtirol-Thema aufgegriffen.

[00:14:54]  Wir hatten mehrfach das Thema Flucht und Migration.

[00:14:57]  Wir haben eine Reihe von Lebens- und Familiengeschichten erzählen können mit der Aktion „Innsbruck liest“.

[00:15:04]  Es ging um das Thema Finanzwelt, um Arbeitswelten, um Mobbing und, und, und.

[00:15:09]  Also, diese Bandbreite ist schon sehr groß und sehr spannend.

[00:15:12]  Und ich glaube, dass so über die Jahre sicher für ganz viele Menschen viel dabei war.

[00:15:17]  Und das war ja der Sinn dieser Aktion.

[00:15:19]  Und ich weiß von einigen, die inzwischen auch schon eine „Innsbruck liest“-Büchersammlung zu Hause haben.

[00:15:24]  So wie ich auch eine habe, das war ja eigentlich von Anfang an nicht ganz der Wunsch, unser Wunsch oder unser Ansinnen.

[00:15:33]  Weil wir wollten, dass das Buch sobald es gelesen wird, verschenkt wird, weiterverschenkt wird,

[00:15:37]  damit noch mehr Leute in den Genuss dieser Bücher kommen.

[00:15:40]  Und wie es halt so ist, ein gutes Buch gibt man dann nicht so gerne her.

[00:15:44]  Und so, glaube ich, hat sich dieses Weiterverschenken, Weiterverteilen nicht so entwickelt.

[00:15:49]  Aber ich denke, wenn wir jedes Jahr 10.000 oder vielleicht dann mit verliehenen Büchern 15.000 Menschen damit erreichen, dann ist es schon auch eine schöne Anzahl.

[00:15:58]  Ich möchte an das anknüpfen, ich bin da voll bei dir, Birgit.

[00:16:01]  Die Bandbreite der Themen finde ich so bestechend, und auch die Autorenschaft.

[00:16:06]  Also, wenn man sich auch anschaut, wer da im Laufe der Jahre aller dabei war mit seinen Buchtiteln,

[00:16:10]  dann ist es schon eine renommierliche Liste geworden finde ich in der Zwischenzeit.

[00:16:15]  Und die Leute haben sicher eben nicht nur für "Innsbruck liest" geschrieben, sondern auch viel und eifrig anderweitig erarbeitet.

[00:16:22]  Und da sind schon tolle Autorinnen und Autoren dabei.

[00:16:25]  Also finde ich beeindruckend.

[00:16:27]  Habt Ihr einen geheimen oder offiziellen Favoriten aus diesen Jahren für Euch?

[00:16:32]  Für mich war sehr schön, dass wir im Jahr 2007 die heimische Literaturszene, die Autorinnen und Autoren aus Innsbruck in den Mittelpunkt stellen konnten.

[00:16:43]  Wir haben uns damals entschlossen, eine Anthologie herauszugeben.

[00:16:47]  Unter dem Titel "Innseits" wurden Texte von 15 Autorinnen und Autoren publiziert, die dann auch in Form von Lesungen natürlich in der Stadt präsent waren.

[00:16:58]  Und das war für mich sehr schön, hier einfach für die Literatinnen und Literaten vor Ort etwas machen zu können und sie auch mal vor den Vorhang zu holen und in den Mittelpunkt zu stellen.

[00:17:07]  Und dafür eignet sich natürlich so eine Aktion, wo 10.000 Bücher verteilt werden, sehr, sehr gut.

[00:17:12]  Und das war für mich damals auch ein schöner Erfolg, dass auch diese Anthologie sehr gut angekommen ist.

[00:17:18]  Mir haben viele Titel wirklich sehr gut gefallen.

[00:17:22]  Also ich könnte jetzt nicht den einen Titel herausgreifen und sagen, das war mein absolutes Highlight und mein Lieblingsbuch aus der Reihe.

[00:17:27]  Ja, ich bin ja dann auch heuer schon gespannt, wie der 20. Titel dann ankommen wird, die Caroline Wahl mit „22 Bahnen".

[00:17:35]  Da haben wir ja auch dieses Jahr glaube ich ein wirklich ein sehr schön lesbares Buch mit ganz vielen Themen und ich bin auch schon wieder gespannt, wie dann die Diskussionen rundherum sind, die Veranstaltungen.

[00:17:48]  Werden Sie uns heuer auch besuchen bei der einen oder anderen Veranstaltung?

[00:17:52]  Natürlich, ganz klar.

[00:17:54]  Das ist ein Pflichtprogramm und da komme ich immer sehr gerne.

[00:17:57]  Und man muss vielleicht zum 20-jährigen Jubiläum schon auch noch einmal sagen, dass wir sehr dankbar sind, dass auch unsere Sponsoringpartner uns über so viele Jahre

[00:18:05]  treu geblieben sind, weil sie einfach eine wichtige Säule in der Finanzierung dieser Aktion darstellen und uns eben auch dann über verschiedene Verteilschienen dann mit unterstützen.

[00:18:16]  Und das ist sehr schön, dass wir in dieser Aktion eben da schon über viele, viele Jahre zusammenarbeiten.

[00:18:22]  Ja, und mögen die nächsten 20 Jahre genauso erfolgreich werden wie die ersten 20 Jahre.

[00:18:27]  Ja, dann danke ich vielmals für das Gespräch.

[00:18:30]  Ich freue mich auch auf die nächsten Jahre und danke vielmals fürs Kommen.

[00:18:35]  Und ja, und weiterhin viel Lesegenuss.

[00:18:38]  Vielen Dank.

[00:18:39]  Dankeschön.

[00:18:40]  [Musik]

[00:19:06]  „S’Vorwort“ ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck und Teil der „Stadtstimmen“,

[00:19:11]  dem Audiokanal der Stadt Innsbruck.

Transkription

[00:00:00]  Sie hören eine Sonderausgabe vom „S’Vorwort“, anlässlich des 20. Jubiläums von „Innsbruck liest“.

[00:00:27]  Ich weiß gar nicht, wie man jetzt begrüßt bei so einem Podcast der Stadtbibliothek, aber sagen wir mal herzlich willkommen.

[00:00:33]  Zum Podcast S‘Vorwort.

[00:00:35]  S‘Vorwort.

[00:00:36]  Weißt du überhaupt, dass der so heißt?

[00:00:38]  Jetzt weiß ich es wieder.

[00:00:40]  Gut.

[00:00:41]  Ja, ich bin der Boris Schön und mir gegenüber sitzt...

[00:00:47]  ...die Elisabeth Rammer.

[00:00:49]  Und wir sind sozusagen so ein bisschen die zwei Köpfe, kann man das so sagen, hinter der Aktion „Innsbruck liest“ schon seit 2018.

[00:00:58]  Mit der Übersiedelung ins große Haus, wo auch ausgebaut wurde,

[00:01:03]  die Stadtbibliothek auch vom Personal her und der ganze Veranstaltungsbereich  ausgebaut wurde.

[00:01:08]  Kannst du dich noch erinnern, wie damals diese Übergabe eigentlich stattfand?

[00:01:11]  Das war bei mir damals auch, dass ich ganz neu in der Bibliothek war.

[00:01:15]  Also, da war so viel neu, dass ich das jetzt auch nicht mehr ganz genau weiß.

[00:01:19]  Ich weiß, es war zu dem Zeitpunkt, es war im Sommer 2018, war das Buch schon ausgewählt.

[00:01:27]  Und wir haben dann die Verlagsverhandlungen übernommen und mit der Autorin uns zusammengeschrieben.

[00:01:37]  Und ich glaube, da hast du viel gemacht am Anfang.

[00:01:40]  Und ich bin auf die Kooperationspartner gegangen und so hat sich die Arbeit auch relativ schnell aufgeteilt zwischen uns.

[00:01:46]  Ja, also ich mache sozusagen das Veranstaltungswesen rund um dieses Event.

[00:01:52]  Das Wesen.

[00:01:54]  Ja, das Wesen genau. Ja, also ich mache das Veranstaltungsprogramm, das Begleitprogramm.

[00:01:57]  Was machst du?

[00:01:59]  Ich halte den ganzen Kontakt mit den Sponsoren, die ganz wichtig sind, weil sie ja nicht nur Sponsoren sind,

[00:02:04]  sondern KooperationspartnerInnen.

[00:02:07]  Weil sie ganz im Mittelpunkt bei der Verteilung der Bücher sind.

[00:02:12]  Und bei auch der Bewerbung der ganzen Aktion.

[00:02:16]  Übrigens haben wir eigentlich schon gesagt, um was es geht bei „Innsbruck liest“.

[00:02:20]  Ich meine, für uns ist das so, wir haben jetzt gerade wieder unten diese 10.000 Bücher stehen,

[00:02:26]  wo unsere PraktikantInnen gerade in jedes ein Lesezeichen tun

[00:02:30]  und da auch schon die vorbereiten für die Verteilung, die ja jetzt dann sehr, sehr bald startet.

[00:02:36]  Ich glaube wir haben es nicht erklärt.

[00:02:39]  Also die Sache ist die, es geht prinzipiell darum, es wird ein Buch ausgewählt.

[00:02:43]  Das ist eine, würde ich sagen, nicht ganz klassische, aber eine eindeutige Literaturvermittlungsaktion.

[00:02:51]  Oder widersprichst du mir?

[00:02:53]  Nein, es ist eine Literaturbewerbungsaktion, würde ich jetzt aus der Marketingsicht sagen, aber ja.

[00:02:58]  Das ist ein bisschen dieser Gedanke auch dabei, dass dieses eine Buch, was

[00:03:02]  ich will da jetzt keine statistischen Zahlen möglicherweise, der Innsbrucker, die Innsbruckerin so pro Jahr liest,

[00:03:09]  also, dass dieses eine Buch möglicherweise aus dieser Aktion kommt.

[00:03:13]  Und ja, das Buch wird ausgewählt nach verschiedenen Kriterien, die auch immer wieder ein bisschen verfeinert wurden.

[00:03:21]  Diese Auswahl findet durch eine dreiköpfige Jury statt.

[00:03:25]  Hat auch immer einen wissenschaftlichen Vorsitz.

[00:03:27]  Also das soll heißen einfach eine Person aus der Universität Innsbruck, die ja in Innsbruck auch, sagen wir, gut besetzt ist.

[00:03:35]  Und ja, auf jeden Fall wird dann nach verschiedenen Vorschlägen und verschiedenen, also die Jury-Mitglieder dürfen jeweils 2-3 Titel vorschlagen.

[00:03:45]  Diese werden dann von allen Beteiligten gelesen, also allen drei Jury-Mitglieder und der Jury-Vorsitzenden,

[00:03:53]  wobei ich gestehen muss, wir lesen sie auch. Also du mehr als ich, oft?

[00:03:59]  Ja, es ist meine Sommerlektüre jedes Jahr, ganz toll.

[00:04:02]  Und ich hoffe dann auch immer, dass die Jury ein Buch auswählt, das dann beim Verteilen und auch beim Bewerben bei den Kooperationspartnern ganz gut ankommt.

[00:04:12]  Also ich kann mich erinnern, es gab einmal ein Buch mit dem Titel "Superbusen".

[00:04:17]  Und ich habe uns dann schon beim Verteilen gesehen und war dann ehrlich gesagt froh, dass es nicht ausgewählt wurde.

[00:04:25]  Naja, auf jeden Fall, also nachdem diese Jury dann ein Buch ausgewählt hat, gibt es dann auch immer noch ganz wichtig,

[00:04:33]  einen Platz 2. Sollte nämlich dieser erste Platz, also dieses ausgewählte Buch aus irgendwelchen Gründen dann nicht für die Literatur,

[00:04:41]  die Aktion, für die Literatur, für die Aktion funktionieren, weil zum Beispiel der Verlag das nicht möchte oder die Autorin der Autor nicht möchte, oder Ähnliches.

[00:04:50]  War das schon mal, weißt du das?

[00:04:52]  Bis jetzt wüsste ich es nicht. Also das müssten mir dann fast unsere KollegInnen aus der Vergangenheit noch fragen,

[00:04:58]  aber ich, also seit wir das machen, weiß ich nichts davon.

[00:05:05]  Ja hallo, ich bin ein „Innsbruck liest“ Urgestein, heiße Karin, und habe die ersten 8 Jahre „Innsbruck liest“ betreut,

[00:05:13]  mit riesen Freude, erinnere ich mich an die Zeit zurück und kann jetzt gar nicht glauben, dass das 20 Jahre her ist,

[00:05:20]  dass das erste Buch verteilt worden ist.

[00:05:23]  Und um die Frage zu beantworten, nein, es gibt keine Autorin oder keinen Autor, der damals abgelehnt hätte oder nicht mitmachen wollte bei „Innsbruck liest“,

[00:05:34]  natürlich hat es ein bisschen zähere Verhandlungen mit Verlagen gegeben, weil wir ja immer unbedingt diese 10.000 Stück verteilen wollten

[00:05:43]  und da musste man natürlich einen guten Preis ausverhandeln.

[00:05:47]  Und ja, jetzt wenn ich nachdenke, fällt mir noch ein, es hat einmal eine Autorin gegeben, die nicht zufrieden war mit dem Buchcover,

[00:05:55]  mit der Werbekampagne zu „Innsbruck liest“ damals, und hat dann ein paar Tage gedauert, bis sich die Wogen wieder geglättet haben,

[00:06:03]  bis die Agentur alles neu entworfen hat.

[00:06:05]  Und ja, dann ist es wunderbar alles über die Bühne gegangen und die Autorin war dann natürlich auch ganz happy mit ihrem Buch und mit der Präsentation damals.

[00:06:16]  Es war manchmal schwierig.

[00:06:21]  Es war manchmal schwierig, es war manchmal etwas kompliziert.

[00:06:23]  Es ist, Verlage sind ja da auch sehr unterschiedlich strukturiert, die Größe und welche AnsprechpartnerInnen es gibt und ähnliches.

[00:06:31]  Aber bis jetzt hat es eigentlich dann immer geklappt.

[00:06:33]  Ja, und was immer war, die Freude bei den Autorinnen und Autoren, die ausgewählt sind, ist immer riesig.

[00:06:39]  Also das muss man schon sagen, die sind sehr happy.

[00:06:44]  Ich glaube, es liegt daran, dass Innsbruck einfach ein schöner Aufenthaltsort ist, wo sie gern herfahren.

[00:06:48]  Ja oder dass sie auch anteilig, bei einer Auflage von 10.000 Stück ein bisschen Geld verdienen.

[00:06:52]  Und ja, die Werbung ist auch nicht irrelevant.

[00:06:56]  Naja, jedenfalls wird dann dieses Buch nach den Verhandlungen und so weiter, wird dann, und das ist ja eigentlich der Teil, der schon wieder bei dir liegt, wird dann? Was passiert dann?

[00:07:05]  Nach den Verhandlungen, also einigen wir uns auf einen Preis und dann gibt es einerseits den Kontakt eben zu den Kooperationspartnern,

[00:07:17]  die einen Teil des Buchankaufes finanzieren. Wir lassen das Ganze auch noch immer Magistrat, politisch sozusagen, im Stadtsenat

[00:07:28]  muss das Ganze beschlossen werden, weil es doch relativ, eine Summe an Geld ist, die das kostet, je nachdem, wie dick das Buch ist und wo es gedruckt wird.

[00:07:36]  Und dann gehen wir schon an die Grafik, weil wir auch immer eine eigene Umschlaggestaltung machen.

[00:07:44]  Und gleichzeitig fangen wir an mit der Autorin Kontakt aufzunehmen, mit dem Autor, und das Programm abzustimmen.

[00:07:52]  Und da ist vorher immer meistens dein Brain gefragt.

[00:07:55]  Und da gibt es ja auch eine Neuerung, die gab es nämlich vorher bei „Innsbruck liest“

[00:07:59]  meines Wissens nach nicht.

[00:08:01]  Das ist eigentlich erst im zweiten Jahr, wo wir die Aktionen durchgeführt haben, entstanden.

[00:08:05]  Und zwar dadurch, dass ja diese Zusammenarbeit mit der Autorin, mit dem Autor, immer sehr intensiv ist in diesen Tagen, während der Veranstaltungen, der Verteilaktionen, der Signierstunden und so weiter.

[00:08:16]  Dass wir damals die Idee hatten, wir könnten die oder den heimsuchen.

[00:08:21]  Genau, dann gibt es die Heimsuchung.

[00:08:23]  Wobei die Heimsuchung dann meistens sehr nett in einem Café passiert.

[00:08:28]  Oder wenn die Autorin, wie heuer, zu weit weg wohnt, auch mal im virtuellen Raum.

[00:08:34]  Und das ist immer eigentlich ganz fein, weil es sind dann vier, fünf sehr intensive Tage.

[00:08:40]  Und „Innsbruck liest“ ist ja nicht so eine Lesung, die nicht irgendwo vorne an der Bühne stattfindet und danach ein paar Signiereinheiten, sondern wir verschleppen

[00:08:54]  im wahrsten Sinne des Wortes die Autoren

[00:08:56]  und Autorinnen, ja, an ganz ungewöhnliche Orte.

[00:08:59]  Ich weiß nicht, ob du dich erinnern kannst, an

[00:09:01]  skurrile Plätze?

[00:09:03]  Ja, gab es schon einige.

[00:09:06]  Also diese besonderen Orte der Aktion, aber ich wollte vorher noch sagen, dass es schon so ein bisschen an die Belastungsgrenze eigentlich für alle Beteiligten geht.

[00:09:13]  Das ist ja dann doch drei Tage oder manchmal waren es ja auch mehr Tage von morgens bis abends dann durchgehend Programm.

[00:09:20]  Oft wollen da ja dann die Autorinnen und Autoren dann auch noch ein bisschen Sightseeing, vielleicht machen.

[00:09:25]  Der Klassiker in Innsbruck, einmal auf die Nord-Kette rauf oder ähnliches.

[00:09:29]  Weißt du übrigens, wer die erste Autorin war, die wir damals betreut haben, weil wir haben ja gesagt vor der Übernahme?

[00:09:35]  Ich glaube die Laura Freudenthaler, aber ich bin mir jetzt nicht mehr ganz sicher, aber die

[00:09:39]  war ja, es war ja so ein bisschen eine speziellere Variante des Ganzen, weil da war genau diese Übergangsphase.

[00:09:45]  Das heißt, die Jury wurde damals noch von der Natalie Pedevilla, glaube ich, besetzt.

[00:09:49]  Die hatten dann schon das Buch ausgewählt, es war schon eine Jurybegründung vorhanden,

[00:09:54]  und dann ist quasi mit dem fertigen Buchpaket, ist dann die Aktion zu uns gewandert und wir

[00:09:59]  mussten dann, eben wie du gesagt hast, die Kontaktaufnahme machen und ja, und das war damals „Die Königin schweigt“.

[00:10:05]  Genau. Und ich weiß noch, wir haben die Laura Freudenthaler unter anderem in die Straßenbahn

[00:10:14]  gesetzt und dort eine Signierstunde spontan, also schon für uns geplant, aber für die anwesenden

[00:10:20]  Mitfahrenden spontan gemacht. Also es war super, weil die Leute total überrascht waren,

[00:10:27]  „Was da ist die Autorin und da kann ich mir jetzt wirklich gleich das Autogramm holen?“,

[00:10:31]  und so wird es dort meistens genannt. Aber es war sehr fordernd, also das war brutal anstrengend

[00:10:39]  und ich weiß noch, wir haben nichts zum Trinken mit gehabt, es war warm, wir waren fertig.

[00:10:43]  Vor allem dank des Ausbaus der Straßenbahnlinien in Innsbruck hat ja das Ganze dann schon ziemlich

[00:10:48]  lang gedauert, weil wir ja von der Mitte sozusagen bis zum einen Ende und dann zurück zum anderen Ende

[00:10:53]  und wieder in die Mitte, Innsbrucker Bibliothek liegt ja circa Mitte, also von dem her. Wir waren zwei Stunden

[00:10:59]  fast auf dem Weg und ja war intensiv, aber war ein total tolles Gefühl, es war halt dann leider

[00:11:06]  das Jahr drauf, war dann ein nichtmögliches Jahr von „Innsbruck liest“, das haben wir dann auch

[00:11:14]  mitgemacht, es weiß jeder, was 22 war, also ich weiß noch da war es total schräg, weil wir haben ja

[00:11:20]  im April die Aktion geplant gehabt, es war dann schon alles geplant. Es waren die Bücher,

[00:11:25]  die 10.000 Bücher gerade auf dem Weg von einem deutschen Verlag Richtung Österreich und die

[00:11:32]  sind dann irgendwo in der Grenze hängen geblieben und wir haben dann im größten ersten Lockdown

[00:11:38]  diese Bücher irgendwie herlotsen müssen, ohne in der Bibliothek anwesend zu sein,

[00:11:44]  war auch spannend.

[00:11:46]  Stimmt und im darauffolgenden Jahr, wo ja dann die Aktion mit den, quasi ja, Büchern vom Vorjahr,

[00:11:53]  die ja, aber zum Glück, das ist ja der Riesenvorteil bei Literatur, natürlich  immer noch aktuell waren. Da war ja dann ein besonderer

[00:12:03]  Ort, finde ich das war schon ganz cool, da waren wir im Innsbrucker Alpen Zoo damals. Kannst du dich an das noch erinnern?

[00:12:08]   Ja.

[00:12:09]   Und da hat uns dann, da hatten wir ein

[00:12:10]  Vorgespräch, weil damals waren noch diese ganzen Corona-Sicherheitsbestimmungen mit genauen

[00:12:14]  Maßen, wieviel Zentimeter Stühle voneinander Abstand haben müssen beziehungsweise jeder zweite Stuhl

[00:12:21]  darf da nur besetzt sein und so weiter und wir haben es dann da durchgerechnet und haben dann

[00:12:25]  mit dem André Stadler vom Alpen Zoo, dem Direktor, ein Gespräch geführt und es war ziemlich lustig.

[00:12:31]  Ich habe auch noch Aufnahme von damals, wo er dann da im Raum versucht hat und zwar deswegen,

[00:12:36]  weil wir nämlich seine Tanzperformance noch dazu geplant hatten, hat er dann so mit Maske auf

[00:12:41]  ein paar Dancemoves gemacht, um zu zeigen, dass der Raum geeignet wäre. Dieser Hans-Psenner-Saal

[00:12:46]  ist ein Raum, wird dadurch toll, dass im Hintergrund ein riesiges Aquarium ist und dadurch, dass das

[00:12:51]  Buch eine Aquarium Szene hatte.

[00:12:52]  In einem Zoo, es war übrigens von der Milena Flasar,

[00:12:57]  Ja.

[00:12:57] „Herr Kato spielt Familie“. Das war schon ein toller Ort, also das war ja ein von mir gewünschter Lieblingsort

[00:13:05]  und war ein toller Ort. Weil ich glaube, das haben wir ja neu gemacht, ein bisschen bei „Innsbruck liest“,

[00:13:11]  dass wir so besondere Orte gesucht haben, weil die Eröffnung war ja früher im ORF,

[00:13:16]  die haben wir jetzt natürlich, weil wir den großen Veranstaltungsraum haben,

[00:13:20]  in die Bibliothek geholt, ganz klassisch. Und wie man das so, zumindest in meiner

[00:13:26]  Jugend, „Neu-Deutsch" genannt hat, haben wir ja auch versucht diesen Eröffnungsabend etwas zu pimpen, ja.

[00:13:30]  Ja, das ist dir auch gelungen, und zwar da bist du vor allem hauptverantwortlich,

[00:13:38]  weil ich da ganz auf deine Musik Auswahl vertraue. Also, wem es nicht gefällt

[00:13:43]  Boris ist schuld. Wem es gefällt, ich bin natürlich mit dabei bei der Organisation.

[00:13:49]  Auf jeden Fall es wird nämlich dann dieses Jahr auch anlässlich des Jubiläums schon noch einmal besonders,

[00:13:58]  also sollen wir schon spoilern?

[00:13:00]  Ja.

[00:13:01]  Ja, also es gibt nämlich diesmal nicht nur extrem tolle Musik dazu,

[00:14:03]  rund um die Gespräche und die Lesung am Eröffnungsabend, der 6. Mai, ein Montag.

[00:14:09]  Sondern es gibt dann danach sogar noch ein, ich sage jetzt mal, kleines Konzert.

[00:14:14]  Und zwar von? Ja, von "Mad About Lemon".

[00:14:19]  Cool, ja, wird sicher voll lässig.

[00:14:22]  Übrigens, Jubiläum „Innsbruck liest“ findet zum 20. Mal statt. Es ist eigentlich vor 21 Jahren gegründet worden,

[00:14:29]  aber wir haben wie zuerst schon erklärt, einmal ist es, ja sozusagen verschoben worden.

[00:14:33]  Und deswegen heuer zum 20. Mal. Es gibt ein ziemlich cooles Programm. Haben wir schon gesagt,

[00:14:40]  wer heuer die Autorin ist? Es ist ja...

[00:14:41]  Ja, haben wir noch nicht gesagt, es ist die Caroline Wahl, im Nachnamen.

[00:14:47]  Und das Buch ist "22 Bahnen". Da hatten wir ja auch schon eine spannende Situation,

[00:14:56]  weil wir haben ja eine unserer Hauptsponsoren, die IKB, und werden da heuer auch eine Veranstaltung

[00:15:00]  in einem städtischen Hallenbad...

[00:15:02]  Halli, hallo, zwei.

[00:15:04]  Zwei Veranstaltungen, stimmt.

[00:15:05]  Ein Lesung und einmal Schwimmtraining.

[00:15:07]  Aber ich bin immer so literarisch fokussiert, deswegen, also ich habe jetzt nur das Literarische im Kopf gehabt.

[00:15:10]  Auf jeden Fall, wir wissen, wir sind dann da zur IKB gegangen, und hatten ein Vorgespräch

[00:15:16]  und haben das Buch hingelegt und dann war plötzlich die Frage "22 Bahnen"?.

[00:15:22]  „Wir haben gar kein Schwimmbad mit 22 Bahnen.“

[00:15:24]  Ach, das war das.

[00:15:25]  Und dann sind wir draufgekommen, dass bei uns heißen die Bahnen Längen.

[00:15:28]  Und in Deutschland heißen die Bahnen Bahnen.

[00:15:31]  Also jetzt heißt es, ich schwimme dann in einer Bahn, 22 Bahnen.

[00:15:35]  Während man bei uns in einer Bahn 22 Längen schwimmt.

[00:15:38]  Deswegen machen wir eine Lesung während das Publikum "22 Längen Bahnen schwimmt".

[00:15:43]  Machen wir das?

[00:15:45]  Nein, glaube ich nicht.

[00:15:47]  Sondern wir machen einmal eine Lesung und einmal gibt es die Möglichkeit,

[00:15:51]  sich Trainingstipps zu holen von einem Kollegen von uns in der Bibliothek,

[00:15:55]  der auch staatlich geprüfter Schwimmlehrer ist.

[00:15:57]  Und da kann man dann die 22 Bahnen schwimmen.

[00:16:00]  Außerdem haben wir ja wieder heuer ganz viele Verteilaktionen geplant,

[00:16:06]  weil das ist auch noch so ein Punkt, den wir neu gemacht haben.

[00:16:09]  Wir haben nicht nur Verteilorte, wo die Leute hinkommen können, das Buch zu holen,

[00:16:14]  sondern wir überraschen sie auch an ungewöhnlichen Orten und schenken ihnen das Buch,

[00:16:20]  was auch immer total nett ist, die Reaktion von Menschen, die etwas geschenkt bekommen

[00:16:24]  und gar nichts dafür tun müssen, sondern einfach nur es nehmen.

[00:16:29]  Und da sind wir ja vor dem Einkaufszentrum Sillpark, über die Schwimmbäder der IKB,

[00:16:36]  und eben die Straßenbahn, wo wir vorne auftauchen, unterschiedliche Orte in Innsbruck.

[00:16:41]  Und ich finde, dass es immer so positiv von den Menschen, die uns rückmelden.

[00:16:47]  Ja, das war eben auch so eine Idee von uns. Das stimmt ja.

[00:16:49]  Und das ist auch gut, weil man muss ja, der Literatur sollte man ja überall begegnen.

[00:16:53]  Es gibt einen alten Spruch: „Die Literatur ist immer im Dienst“ und

[00:16:59]  so versuchen wir das auch umzusetzen.

[00:17:01]  Ja, und wir haben noch etwas gemacht.

[00:17:03]  Das haben wir jetzt zum dritten Mal, um einen niederschwelligen Zugang zu machen.

[00:17:10]  Nämlich es gibt immer ein „Innsbruck liest“ Hörbuch.

[00:17:13]  Weil wir dieses Mal, das unter Anführungszeichen Problem hatten,

[00:17:16]  dass es das Buch, das Hörbuch, schon gab oder gibt bereits.

[00:17:20]  Und was ist jetzt da die Lösung?

[00:17:22]  Das „Innsbruck liest“ Hörbuch heuer,

[00:17:24]  gibt es in der Onleihe der Stadtbibliothek.

[00:17:28]  Für Mitglieder ist das kostenlos.

[00:17:31]  Für die, die noch kein Mitglied sind, Folgendes:

[00:17:34]  Also bis 17 Jahre liest man in der Stadtbibliothek sowieso kostenlos,

[00:17:38]  mit Kulturpass übrigens auch.

[00:17:40]  Und für alle anderen werden wir bei Neuanmeldungen Jahresmitgliedschaften verschenken.

[00:17:48]  Bitte einfach das Kennwort „Innsbruck liest Hörbuch“ in der Stadtbibliothek

[00:17:52]  bei der Anmeldung sagen und dann

[00:17:55]  gibt es eine kostenlose Mitgliedschaft.

[00:17:58]  Ja, in dem Sinn.

[00:18:00]  Ich muss jetzt wieder sausen und schauen, ob das passt unten mit den Büchern,

[00:18:04]  weil die werden kommenden Montag rausgeschickt,

[00:18:08]  damit man sie ab Dienstag, den 30. April überall kriegt und bekommt und verteilen kann.

[00:18:16]  Ja, und in der nächsten Folge spreche ich mit Birgit Neu und Thomas Pühringer.

[00:18:21]  Beide waren schon ganz am Anfang der Aktion „Innsbruck liest“ dabei

[00:18:24]  und können uns spannende Details über die erste Ausgabe und über die Jahre danach erzählen.

[00:18:31]  Und bis dahin gutes Lesen.

[00:18:34]  [Musik]

[00:18:58]  Das Vorwort ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck und Teil der Stadtstimmen,

[00:19:04]  dem Audiokanal der Stadt Innsbruck.

Transkription

[00:00:00]  Vorsicht, der Genuss dieses Podcasts kann zu vermehrten Bibliotheksbesuchen führen.

[00:00:06]  Ja hallo und herzlich willkommen zum Vorwort, dem Podcast der Stadtbibliothek Innsbruck.

[00:00:26]  Mein Name ist Christina.

[00:00:28]  Und ich bin die Pia.

[00:00:30]  Und heute reden wir darüber, warum mögen wir Booktok eigentlich nicht.

[00:00:36]  Bevor wir aber in dieses vielleicht kontroverse Thema starten,

[00:00:40]  haben wir heute die große Ehre bekannt zu geben, das Buch für Innsbruck liest.

[00:00:47]  Seit 16.04. wissen es die Innsbrucker, was wir lesen.

[00:00:52]  Und Pia, was lesen wir denn in diesem Jahr bei Innsbruck liest?

[00:00:55]  Worauf dürfen sich die Innsbruckerinnen und Innsbrucker freuen?

[00:00:58]  22 Bahnen heißt das Buch.

[00:01:00]  Von der Caroline Wahl, die übrigens, wenn Innsbruck liest, den Podcast übernimmt,

[00:01:06]  ab nächster Woche auch in einer der Folgen zu Gast sein wird.

[00:01:10]  Mit Boris ein Interview führen wird.

[00:01:12]  Also da freuen wir uns extrem drauf.

[00:01:14]  Es ist das 20. Jubiläum der Aktion vom 30.04. bis 10.05.

[00:01:20]  gibt es ganz viele Veranstaltungen, Signierstunden, die Caroline Wahl wird dabei sein.

[00:01:25]  Wir freuen uns darauf sehr. Es werden 10.000 Bücher verteilt.

[00:01:29]  Und wie gesagt, ab nächster Woche sind wir erst einmal weg vom Fenster

[00:01:34]  und dürfen uns auch freuen, was Lisi, Boris und so mancher Gast und manch eine Gäste mitbringen.

[00:01:41]  10.000 gratis Bücher und kostenlose Veranstaltungen vom 30. April bis zum 10. Mai.

[00:01:48]  Innsbruck liest zum 20. Mal.

[00:01:51]  Hot Take.

[00:01:56]  Booktok ist nicht überbewertet, hat aber extrem viele Nachteile, warum ich es nicht so gerne mag.

[00:02:03]  Verstehe. Bist du schon mal auf Tiktok gewesen?

[00:02:08]  Also sollten wir vielleicht einmal erklären, was Booktok genau ist.

[00:02:11]  Genau.

[00:02:12]  Also es gibt ja Tiktok, das ist eine Social Media Plattform.

[00:02:15]  Und Booktok ist im Grunde ein Bereich auf dieser Plattform, wo sich Leute über Bücher austauschen.

[00:02:21]  Geboren aus dem Hashtag Booktok, zusammengesetzt von was auch immer gerade der Trend ist und Tok.

[00:02:29]  Und das ist so groß geworden, würde ich sagen, seit der Pandemie.

[00:02:34]  Seit 2020, seit die Leute, das kommt ja wieder aus dem amerikanischen Raum so ein bisschen,

[00:02:39]  da wurde das dann groß, plötzlich auch sehr relevant für die verschiedenen Buchmärkte

[00:02:44]  und zwar nicht nur in Amerika, nicht nur in Großbritannien, sondern das ist auch bis zu uns rüber geschwappt

[00:02:51]  und hat auch einen Einfluss bei uns.

[00:02:53]  Man sieht es auch auf dem Buchcover auf den Deutschen.

[00:02:58]  Oft steht es jetzt darauf, die Tiktok-Sensation, manchmal als Kleber, aber manchmal auch direkt auf der Annotation oben,

[00:03:04]  auf der Inhaltsangabe.

[00:03:06]  Da steht es echt extra dann dabei, dass es auf Tiktok bekannt geworden ist.

[00:03:10]  Ich habe jetzt gerade eines katalogisiert. Katalogisieren für alle, die nicht zufällig Bibliothekarinnen oder Bibliothekaren sind,

[00:03:16]  ist einfach, wenn wir Bücher bestellt haben und die müssen ja dann irgendwie in unser System rein,

[00:03:20]  damit man es auch schön findet, wenn man zum Beispiel die Suche verwendet in unserem Online-Katalog.

[00:03:26]  Damit man das sieht, muss das Buch eingearbeitet werden.

[00:03:30]  Auch da ist es gerade eben draufgestanden.

[00:03:33]  Wir bestellen ja Bücher inzwischen auch tatsächlich.

[00:03:36]  Zuerst bevor es bei uns angekommen ist, habe ich auf jeden Fall gemerkt,

[00:03:40]  dass es im Buchhandel war es relativ schnell ein Thema, ich meine, klar ist Verkauf.

[00:03:46]  Da ist es inzwischen üblich, dass du mindestens einen Tisch hast, wo du entweder die nächste Tiktok-Sensation

[00:03:53]  oder Booktok-Sensation oder halt die ganzen verschiedenen Bücher von Booktok aufgestellt hast, oder?

[00:04:00]  Ist dir das auch schon aufgefallen?

[00:04:02]  Ja, das ist jetzt immer mehr geworden.

[00:04:05]  Und eben inzwischen auch zu uns übergeschwappt.

[00:04:08]  Wir haben schon auch Bücher, die genau in diese Richtung gehen.

[00:04:11]  Also die Colleen Hoover, zum Beispiel ist das Paradebeispiel davon, das ist eine Autorin,

[00:04:16]  die sowohl im Jugendbuchbereich, aber auch im Erwachsenenbereich, sehr gut ankommt,

[00:04:20]  die eben oft Liebesromane schreibt und die kommen sehr, sehr gut auf Tiktok und auf Booktok an.

[00:04:28]  Ich habe es jetzt einmal ausprobiert.

[00:04:30]  Ich habe es jetzt einmal runtergeladen, weil ich mir gedacht habe, ich wollte jetzt nicht sagen, ich finde das so einen Blödsinn,

[00:04:35]  wenn ich keine Ahnung davon habe im Grunde oder?

[00:04:38]  Jetzt bin ich richtig gespannt, kurze Vorgeschichte.

[00:04:40]  Wir reden schon seit einiger Zeit darüber, dass wir dieses Booktok, dieses sogenannte, also wir reden schon seit einiger Zeit darüber,

[00:04:51]  das wir darüber eine Folge machen wollen.

[00:04:53]  Wir finden das beide sehr, sehr interessant.

[00:04:55]  Wir sind aber beide sehr Social-Media-scheu und waren beide noch nie auf Tiktok.

[00:05:00]  Ich zum Beispiel weigere mich, diese App runterzuladen aus verschiedensten Gründen.

[00:05:04]  Das hat für mich mit Datenschutz zu tun, es hat für mich damit zu tun, dass der Algorithmus zu gut ist.

[00:05:08]  Und über diese ganzen Themen werden wir jetzt ja gleich noch reden.

[00:05:12]  Und jetzt höre ich zum ersten Mal, also du hast dir das jetzt runtergelacht.

[00:05:17]  Wann hast du dir das runtergeladen?

[00:05:18]  Am Montag.

[00:05:19]  Am Montag.

[00:05:20]  Also jetzt ungefähr eine Woche halt.

[00:05:23]  Und ich wollte es eben extra für diese Folge, weil ich mir dachte, ich will jetzt nicht über was schimpfen,

[00:05:27]  wo ich dann gar keinen Plan davon habe oder wo ich nicht weiß, wie es wirklich dann tatsächlich ausschaut.

[00:05:31]  Und ich werde es aber jetzt wieder löschen.

[00:05:35]  Es ist mit meine Welt, muss ich sagen.

[00:05:38]  Ich habe es runtergeladen und es ist extrem spannend gewesen,

[00:05:41]  weil das erste, was mir aufgefallen ist, dass ich sofort in einer Kategorie eingeteilt worden bin als Nutzerin.

[00:05:50]  Weil das erste Video des ich bekommen habe, wo ich dann nach Booktok gesucht habe,

[00:05:54]  war Bücherempfehlungen für Frauen in ihren 20ern.

[00:05:57]  Und das war dann so, okay, sie wissen irgendwie genau.

[00:06:00]  Also ich bin 30, aber trotzdem werde ich sofort in eine Kategorie eingeteilt

[00:06:06]  und kriege dann dementsprechende Empfehlungen.

[00:06:09]  Und das nächste war dann Booktok Bücher, die dem Hype gerecht werden.

[00:06:13]  Das waren dann lauter Liebesromane.

[00:06:15]  Und es war auch spannend, dass die dann natürlich sofort,

[00:06:18]  man kann es natürlich auch sein, dass Leute, die nach Booktok suchen generell weiblich sind,

[00:06:24]  es natürlich auch.

[00:06:25]  Das ist glaube ich, da gibt es, also das ist, ich kann jetzt keine Studien zitieren.

[00:06:30]  Ich beschäftige mich mit dem Thema eher so auf einer Meta-Ebene,

[00:06:34]  indem ich mir nämlich auf YouTube Videos über Analysen von Booktok Büchern mir anschaue.

[00:06:40]  Von tatsächlichen Booktok-Userinnen und meistens Userinnen.

[00:06:44]  Und ich glaube schon, dass es ist ja auch ...

[00:06:47]  Dass es sehr weiblich dominiert ist.

[00:06:48]  Ja, es merken wir auch bei, also in der Belletristik ist es auf jeden Fall so,

[00:06:51]  dass mehr Frauen belletristische Romane lesen.

[00:06:55]  Und ich würde dann davon ausgehen, dass sich das auf jeden Fall übersetzt.

[00:06:58]  Auch die ganzen Influencerinnen, die sind ja zu 80 Prozent.

[00:07:03]  Frauen.

[00:07:04]  Also, das ist mir auch aufgefallen.

[00:07:07]  Aber meinst du nicht, dass eine Woche zu wenig ist?

[00:07:09]  Ja, natürlich.

[00:07:11]  Weil dieser Algorithmus soll ja so teuflisch gut sein und soll ja je mehr du interagierst

[00:07:15]  und je mehr du machst, desto genauer kennt er dich.

[00:07:19]  Und ich glaube, eine Woche ist noch nicht lang genug.

[00:07:21]  Ja, das ist sicher so, aber eben, ich wollte es einfach mal testen,

[00:07:23]  und ich habe das schon fasziniert gefunden.

[00:07:25]  Das ist das erste, was ich kriege, ist Bücher für Frauen in ihren 20ern.

[00:07:29]  Und es waren aber auch keine schlechten Empfehlungen.

[00:07:31]  Du bist eine Zielgruppe.

[00:07:33]  Ja, ich bin eine Zielgruppe.

[00:07:35]  Es sind noch Bücher, die wir in der Bibliothek haben.

[00:07:37]  Also das waren dann so Sachen wie zum Beispiel die Gespräche mit Freunden

[00:07:39]  von Sally Rooney, haben wir, auf Deutsch und Englisch, Cleopatra und Frankenstein

[00:07:44]  von Coco Mellors, haben wir ebenfalls in der Bib.

[00:07:47]  Oder auch so Ratgeber-Sachen wie 101 Essays, die dein Leben verändern werden

[00:07:51]  von der Brianna Wiest.

[00:07:52]  Da haben wir ja auch einige von ihr.

[00:07:54]  Aber bin ich jetzt nicht so beeindruckt, weil ich habe einen,

[00:07:57]  das sind einfach die fünf Bücher, die du überall siehst.

[00:08:00]  Natürlich.

[00:08:02]  Aber das waren jetzt keine...

[00:08:04]  Also, das waren jetzt die ersten Vorschläge, die ich bekommen habe.

[00:08:08]  Und da war ich so, okay, ich hätte mir sofort die Colleen Hoover vorgestellt.

[00:08:11]  Und das ist eben so das typische, okay, Liebesroman-Ding.

[00:08:14]  Das war dann schon das zweite, was ich bekommen habe.

[00:08:16]  Das war eben dieses zweite, das zweite Video, das war die "Elly Haysworth".

[00:08:20]  Ja, ich glaube halt, also ich glaube schon,

[00:08:23]  dass dieser Algorithmus gut für dich funktionieren kann,

[00:08:26]  wenn du den für dich nutzt.

[00:08:31]  Das ist ja wie eigentlich alles, was Social Media oder was das Handy und so weiter betrifft.

[00:08:37]  Wenn du es für deine Zwecke nutzt und den Algorithmus richtig fütterst

[00:08:42]  und dann nicht auf zu viele Videos klickst und das wirklich nur benutzt,

[00:08:45]  wenn du was brauchst, dann kann dir das sicher dienlich sein.

[00:08:48]  Das Problem, das ich mit Booktok habe, ist also einmal dieses Rabbit Hole,

[00:08:53]  das einfach durch diesen hervorragenden Algorithmus immer krasser wird

[00:08:58]  und du wirst halt immer mehr, also noch mehr in so Bubbles gezogen.

[00:09:04]  Und ich habe zum Beispiel gelesen einmal vor Kurzem,

[00:09:09]  dass die App auf deine Kamera zugreift.

[00:09:13]  Hat sie dich nach Erlaubnis gebeten?

[00:09:16]  Kamera nicht, aber meine Kontakte wollte, sie haben da wie nein gesagt.

[00:09:20]  Immer eine gute Idee, da nein zu sagen, Datenschutz ist wichtig.

[00:09:24]  Wir laden uns da irgendwelche Apps auf unser Handy und oft vor Convenience.

[00:09:29]  Schauen wir gar nicht, was wir uns da eigentlich draufladen, aber das wundert mich,

[00:09:33]  weil ich habe gelesen, dass TikTok als App scannt,

[00:09:39]  die Mimik, wo die Augenlange sind und genau ob es dir gefällt.

[00:09:44]  Ich kann das natürlich nicht mehr herholen, ich werde in die Show-Notes,

[00:09:47]  wenn ich es noch einmal finde, das auf jeden Fall verlinken,

[00:09:50]  wenn ich dazu etwas finde.

[00:09:51]  Ich erinnere mich noch, dass ich da sehr erstaunt und erschrocken war.

[00:09:55]  Und die Verweildauer verwenden sie prinzipiell, glaube ich, auch auf Instagram.

[00:09:58]  Und so wie lange du auf einem Post oben bist oder dir ein Video anschauen schon so.

[00:10:02]  Aber TikTok hat es halt, also so, von allen Social-Media-Plattformen,

[00:10:07]  kann TikTok das am besten.

[00:10:10]  Und es ist natürlich so, schnell, schnell, schnell ein Video noch in die...

[00:10:14]  Für mich ist es einfach so ein schnelles Medium, deswegen ist es auch nichts für mich.

[00:10:18]  Ich bin halt Generation YouTube, da schauen wir dann gerne lieber eine Analyse

[00:10:21]  oder ein längeres Video dazu an.

[00:10:23]  Aber diese ganz kurz, das ist mal so schnell gegangen,

[00:10:26]  oft so ganz schnelle Cutes, das mag ich irgendwie nicht.

[00:10:29]  Und die haben dann total, ich bin mir so alt vorkommen,

[00:10:32]  weil ich ständig Pause habe, drücken müssen, um mir die Bücher anzuschauen,

[00:10:35]  weil ich nicht mitbekommen hab, welches Buch jetzt gerade wieder vorstellt wird.

[00:10:39]  Ich meine, da kann man ja vielleicht auch dazu sagen,

[00:10:41]  das hat ja auch de facto was mit einem Alterungsprozess zu tun,

[00:10:47]  dass man irgendwann gar nicht mehr so schnell hinterher kommt.

[00:10:50]  Und du hast ja noch tausend andere Sachen, die dich mehr interessieren,

[00:10:53]  als da jetzt das Video zu schauen.

[00:10:55]  Ja.

[00:10:57]  Ja, aber es war lustig, sich das mal anzuschauen,

[00:11:01]  aber eben dieser weibliche, also das vorwiegend Frauen sind auf der Plattform selber,

[00:11:07]  das ist schon sehr auffällig, denn ich habe einen Mann gefunden.

[00:11:10]  Das war dann aber erst, wo ich dann spezifisch nach Fantasy Büchern gesucht habe,

[00:11:14]  und der ist dann auch ziemlich weit unten daherkommen,

[00:11:16]  also es hat gedauert.

[00:11:18]  Und dann auch habe ich angefangen, nach Büchern zu suchen, wo ich mir gedacht habe,

[00:11:21]  okay, da glaube ich jetzt nicht, dass unbedingt eine riesige Community dafür auf Booktok ist.

[00:11:26]  Da habe ich zum Beispiel nach der Donna Leon gesucht, da habe ich dann total,

[00:11:29]  also es hat Videos gegeben, aber sehr wenig.

[00:11:32]  Und eine war eine, ich weiß jetzt gar nicht, ob sie englisch geredet hat,

[00:11:36]  es war auf jeden Fall ein englisches Video,

[00:11:38]  weil sie englische Captions gehabt hat.

[00:11:40]  Und da hat sie so, das war extrem unterhaltsam für mich,

[00:11:44]  weil sie irgendwie die Donna Leon für sich entdeckt hat.

[00:11:47]  Und dann Donna Leon ist irgendwie so ein Standard, Krimi-Autorin für mich.

[00:11:52]  Und dann hat sie so eben diese Caption reingeschrieben,

[00:11:55]  das Gefühl, wenn du ein tolles Buch liest und entdeckst,

[00:11:58]  dass es eine Serie mit über 30 Büchern ist, da hab ich gedacht.

[00:12:01]  Wer kennt die Donna Leon nicht?

[00:12:03]  Also es war irgendwie amüsant.

[00:12:05]  Wahrscheinlich die meisten Amis, weil die Donna Leon ist ja Amerikanerin.

[00:12:09]  Klingt vom Namen her so italienisch, ist auch in Diogenes Verlag,

[00:12:13]  es hat auch so einen Hauch.

[00:12:15]  Also es ist schon, es ist irgendwie so extra so vermarktet.

[00:12:20]  Und in Amerika geht es ja gar nicht, und übrigens geht es weg,

[00:12:22]  wie warme Semmeln.

[00:12:24]  In Amerika kennt ich, glaube ich, also keinen, die wenigstens, wie ich ja.

[00:12:27]  Wir mögen sowas.

[00:12:29]  Aber es war lustig.

[00:12:31]  Und ich habe dann auch nach deutschsprachigen Autoren und Autorinnen gesucht.

[00:12:36]  Und es, also es hat ein paar Sachen geben,

[00:12:40]  ab und zu mal einen Post, aber sehr wenig.

[00:12:43]  22 Bahnen ist zum Beispiel sehr beliebt auf Booktok.

[00:12:48]  Das fand ich schon sehr cool mit am Zahn der Zeit.

[00:12:51]  Und dass das Innsbruck liest Buch

[00:12:53]  soweit vorne ist auch. Also, dass auch deutsche Schriftstellerinnen da gesehen werden, fand

[00:12:58]  ich irgendwie schon gut. Ich glaube, dass es schwierig ist, weil ich hab dann auch zum Beispiel

[00:13:03]  so nach der Monika Helfer oder halt so wirklich die auch gut bei uns gehen gesucht oder Rebecca

[00:13:09]  Gablé und die erste Rebecca, die es mir vorgeschlagen hat, waren die Rebecca Yarros, die von

[00:13:14]  Fourth Wing, also Flammengeküsst. Da war das ja auch alles eher ältere Autorinnen gewesen oder die Monika Helfer ist ja auch

[00:13:23]  eher und die Rebecca Gablé. Stefanie Sargnagel habe ich dann auch gesucht. Und wie war auch

[00:13:28]  das? Da waren nur Videos über sie, aber auch ganz wenige. Also wie sie zum Beispiel mal eine Lesung

[00:13:32]  macht oder so. Aber insgesamt hast du dich da nicht so wohl gefühlt? Es war jetzt nicht so mein

[00:13:38]  Ding. Also ich bin ja generell eher im englischsprachigen Raum, auch im Internet unterwegs. Aber trotzdem ist es irgendwie

[00:13:47]  interessant dann gewesen, dass es so ein Bias ist in Richtung englischsprachige Bücher. Es hat

[00:13:51]  dann schon, also wo es zum Beispiel einiges mehr geben hat, von Cornelia Funke, wobei die natürlich

[00:13:55]  auch in die Jugendbuchrichtung geht. Das heißt, es ist genau im Grunde auch die Zielgruppe ein

[00:13:59]  bisschen. Und Thomas Brezina, da habe ich auch einiges gefunden. Der wird auch wissen, dass er da hin muss.

[00:14:05]  Der ist selber auch auf. Also der hat einen eigenen Account. Also ich glaube, das überrascht mich

[00:14:10]  gar nicht. Du weißt natürlich dann in Amerika groß gewordenes Phänomen ist. Du hast

[00:14:15]  die meisten Booktubers sind ja auch einfach amerikanisch oder höchstens halt aus der UK oder

[00:14:20]  zumindest gehen die in den englischen Sprachraum und besprechen dann auch immer die gleichen Bücher.

[00:14:24]  Und der, ich meine, Deutsche und Österreichische und Schweizer Literaturmarkt, das ist dagegen

[00:14:29]  natürlich winzig klein und das ist auf so einer Plattform. Also absolut verständlich natürlich. Aber

[00:14:34]  es ist schon interessant, dass dann so extremer Bias vorhanden ist. Ja. Und an sich

[00:14:41]  finde ich jetzt, also der Content, der jetzt oben ist, ist ja an sich nicht schlecht. Also es ist

[00:14:46]  auch Fan Content, wo es sich darüber austauschen. Und so was ja auch super ist, dass eine

[00:14:49]  jüngere Generation jetzt auch mehr ins Lesen kommt und das so annimmt und selber Fanart kreiert. Also

[00:14:56]  wirklich schöne Sachen sind da teilweise oben. Und da hat Booktok noch einmal maßgeblich dazu

[00:15:00]  beigetragen, dass die Gen Z total viel liest, also das Buch war totgesagt. So, da haben wir ja

[00:15:06]  schon letzte Woche darüber geredet über das gedruckte Buch und so. Aber dass das, also das

[00:15:12]  Buch ist absolut in, ist ein Trend. Ja. Aber man hat auch so das Gefühl, es ist ein gewisses

[00:15:17] Ästhetik, die da verkauft wird. Gerade in so gewissen Videos hat man das Gefühl, okay,

[00:15:22]  es ist jetzt da so entspannend, nachher hat man so ein netter Musik im Hintergrund, Bücher mit sehr,

[00:15:27]  sehr schönen Covern, am besten Schmuckausgaben. Und das ist, wo ich hinkomme zu dem, was mich

[00:15:33]  wirklich stört, an diesem Booktok Trend, weil es eine Ästhetisierung des Buches mit sich bringt,

[00:15:40]  was per se nicht unbedingt was Schlechtes oder was Gutes ist. Das ist erst einmal wertneutral.

[00:15:45]  Aber Social Media sind einfach immer ein Medium der Selbstdarstellung. Und das heißt, da wird

[00:15:52]  dann plötzlich das Lesen zu so einer kuratierten Kunstform erhoben. Das heißt, was lese ich?

[00:15:57]  Nicht nur an… Das ist ein Hobby, das ich vermarkten kann, gleich gesagt.

[00:15:59]  Ja, was? Genau, du vermarktest dich und du wirst nicht den Asterix und Obelix Comic schön

[00:16:04]  neben den Kaffee stellen, sondern dann halt einen Camus. Und das heißt, welche Bücher zeige ich,

[00:16:11]  was lese ich oder was möchte ich, dass jemand denkt, dass ich lese. Das geht ja so weit,

[00:16:17]  dass es schöne Schmuckausgaben von Büchern, dass es Buchstylisten gibt und die dann Celebrities

[00:16:24]  diese schönen Schmuckausgaben zur Hand geben und die sich dann damit fotografieren lassen.

[00:16:30]  Ja, ist ja nicht an sich nicht schlimm, aber da muss man sich… Also, das Bruch wird durch diese

[00:16:38]  Mechanismen halt immer mehr und mehr zum Konsumgut und zum Produkt.

[00:16:42]  Man geht immer mehr weg vom Text, vom eigentlichen oder? Und es geht nur mehr darum, wie schauts

[00:16:48]  denn aus? Und man, wie ich sage, immer Schmuckausgaben auch gerne. Aber da ist halt…

[00:16:51]  Ja, aber es geht um den Text und um die Kunst, die in dem Text ist und auch die Bücher,

[00:16:57]  die da teilweise gelesen werden. Es ist unbelassen, wer was lesen will. Aber was es in der Masse macht,

[00:17:06]  Das hat ja so ein Zyklus zur Folge. Jetzt geht es X, Y gut. Deswegen wird

[00:17:14]  das nächste Buch nächsten Jahres, was dann der Bestseller werden soll,

[00:17:19]  ist dann das gleiche Buch oder das gleiche Thema mit einer ähnlichen Autorin.

[00:17:22]  Ein bisschen anders, anders. Und Tropfen zum Beispiel auch, was das total gut geht. Da habe ich auch so

[00:17:28]  Videos gefunden, wie zum Beispiel Bücher, wo der Bösewicht das Mädchen kriegt oder so. Und eben,

[00:17:32]  wenn sowas dann auch funktioniert, ok, nachher kommen halt 10 Bücher in diese Richtung oder

[00:17:36]  halt nicht nur 10. Genau. Und mehr als in diese Richtung raus. Es Verlagswesen,

[00:17:39]  weil sie wollen ja auch was ist sicher. Das heißt, die wissen, das funktioniert, also wollen wir

[00:17:44]  mehr davon. Und dann wird es auch einfach immer ähnlicher und dann konsumieren die Leute immer

[00:17:48]  das Gleiche und eigentlich liest du immer die gleichen 10 Bücher im Zyklus so geführt oder

[00:17:52]  immer spezifischer. Und diese Chopisierung von Literatur, die ist uns auch schon aufgefallen in

[00:17:59]  der Bibliothek. Aber da stelle ich mir dann auch irgendwann die Frage, zum Beispiel es kommt auch

[00:18:06]  so ein bisschen, haben wir auch schon darüber geredet, aus der  Fanfiction raus, glaube ich. Ich glaube,

[00:18:09]  dass das so einfach so ein Internet-Ding ist, weil du brauchst ja sehr spezifische

[00:18:13]  Schlagworte, um zu finden, was du suchst. Ich finde es halt problematisch, wenn man dann

[00:18:19]  wirklich anfangen, weil das Buch, all das trägt einfach dazu bei, dass das Buch nur noch ein

[00:18:26]  reines Konsumprodukt ist. Ich möchte das Produkt "Enemies to Lovers" mit dem und dem Setting,

[00:18:31]  in dem und dem Cover. Und dann lese ich davon halt einfach die, weil die Verlage diese 10 Bücher

[00:18:41]  in genau dieser Ästhetik. Und dann bin ich genau in meiner Bubble auf Booktook, wo ich mir mit

[00:18:45]  den Leuten austausche, die an nichts anderes lesen und kriege nichts von anderer Literatur mit. Was

[00:18:52]  ihr an sich, wie gesagt, jeder darf ja lesen, was er will. Selbstverständlich. Aber gleichzeitig

[00:18:58]  ist es irgendwie schade, weil dadurch irgendwie die Buntheit der Literatur ein bisschen verloren

[00:19:03]  geht. Es lohnt sich egal, in welchem Kontext immer aus der eigenen Wohlfühblase auszusteigen.

[00:19:10]  Es muss ja nicht jedes Buch sein. Aber durchs Studium ist man zum Beispiel gezwungen, Bücher zu

[00:19:16]  lesen, wo man sich denkt, oh nein, so über Wochen. Und es hat jedes Mal ein Mehrwert. Und nicht jedes

[00:19:22]  Buch ist ein, oh nein, Buch schnell. Oft ist es dann auch so, wow, das ist genau das Meinige.

[00:19:27]  Und auch bei den oh nein-Büchern denkt man sich dann, okay, ich kann aber verstehen, warum das so

[00:19:32]  einen Status erreicht hat. Was natürlich bei uns in der Bibliothek auch schön ist, wir markieren

[00:19:39]  die ja nicht irgendwie extra oder was. Das heißt, es hat absolut seit Daseinsberechtigung, dass die

[00:19:44]  bei uns sind, dass wir sie für freuen und so über jedes Buch, das gelesen wird. Und das auf

[00:19:49]  individueller Ebene ist es sowieso noch mal eine ganze andere Geschichte, als eben in diesem

[00:19:54]  Massen-Phänomen, das mehr kritisieren hier. Bei uns ist es schön, die stehen einfach im Regal. Und

[00:20:00]  da kannst dir halt passieren, dass wenn du eh schon da, bist du nimmst halt das mit, was du gerade anlacht,

[00:20:05]  was du auf Booktook gesehen hast, weil es ist ja Aufmerksamkeitsökonomie und was ich sehr

[00:20:09]  will ich haben. Aber dann steht daneben halt eines, das vielleicht der ganze andere Genre ist und

[00:20:14]  dann sagst du, ach, dann nehme ich das halt auch mit. Und dann, machst du das, das kostet ja nichts. Und

[00:20:19]  das ist das nächste Booktook ist teuer. Wenn du dir wirklich all diese ganzen Book-Halls mit diesen

[00:20:27]  stapelweisen Büchern, die da irgendwelche Influencer kaufen, das ist dann, befördert

[00:20:31]  dann doch auch wieder diesen Konsum und ist irgendwie auch nicht, also ist auf jeden Fall nicht

[00:20:35]  den Zugängigen. Wer kann sich denn alleine zehn Bücher im Monat kaufen? Das sind 200 Euro,

[00:20:40]  wenn nicht mehr. Also das ist doch auch wahnsinns Geld. Ja, aber das ist für mich der Grund,

[00:20:47]  warum ich sehr leidenschaftlich Booktook kritisiere, weil einfach diese Dinge,

[00:20:55]  das ist so, diese Social Media hat sich so wegentwickelt von Kreativität und Austausch hin zu

[00:21:03]  Konsum und Booktook ist für mich so ein Parade-Beispiel dafür, für was, was so kreativ sein könnte,

[00:21:09]  dass sie sicher in Teilen noch ist. Natürlich, eben es gibt ganz nette Videos, eben auch diese

[00:21:16]  Fan-Community, die sich da zusammenschweißen und da sich zusammen austauschen. Das passt auch gut,

[00:21:23]  aber eben für mich war es irgendwie dann einfach zu leer und irgendwie so viele Posts,

[00:21:27]  dann einfach nur Copy und Paste. Diese Titel, diese, eben die Bücher, die haben den Hipe verdient,

[00:21:33]  das hast du halt einfach hundertmal und sind einfach verschiedene Bücher drinnen, aber ungefähr

[00:21:39]  genau das gleiche und dann denk ich mir halt auch wieder, okay, brauche ich jetzt auch nicht unbedingt.

[00:21:44]  Ja, und man muss natürlich sagen, das ist auf ein jüngeres Zielpublikum nicht zwangsweise ausgerichtet,

[00:21:53]  aber das hat sich halt aus den Nutzung, aus den Nutzungsverhalten einfach entwickelt. Das sind

[00:21:58]  TikTok generell ist ja eher die jüngere Generation, die sie jetzt zum Beispiel nicht mehr so auf Facebook

[00:22:06]  oder auf YouTube zu finden. Also Facebook sowieso. Ich glaube, YouTube sind so wir ungefähr und dann

[00:22:12]  kommt halt, ich meine, viele Leute in unserem Alter nutzen TikTok sicherlich auch, aber es gibt

[00:22:21]  gute Gründe, es zu nutzen, dann bin ich mir sicher, aber es gibt auch wahnsinnig viele gute Gründe,

[00:22:25]  es letztendlich dann vielleicht doch nicht immer zu viel zu nutzen. Ja, würdest du dir TikTok noch

[00:22:34]  aber installieren? Ich lösche es jetzt diese Woche, ich habe jetzt nur darauf gehört, dass

[00:22:38]  wir das jetzt noch machen und jetzt lösche ich es mir wieder runter. Ja, wir gehen dann auch

[00:22:43]  ständig diese Notifications auf den Geist, die kriegt nur, weil ich ein Video eben angeschaut

[00:22:48]  habe, da ist es nicht so, also ich habe jetzt niemanden abonniert und trotzdem kriege ich

[00:22:51]  dann irgendwelche Updates und das geht mir auf den Geist. Das ist aber generell eine Social

[00:22:55]  Media Sache und das mag ich einfach nicht so, deswegen. Und ich habe jetzt nichts gefunden, wo ich

[00:22:59]  mir denke, ah diese Empfehlung hätte ich jetzt nirgendwo anders her bekommen. Ja gut, wir sitzen auch

[00:23:04]  an der Quelle, das ist vielleicht noch mal was anderes, aber dann bin ich doch lieber bei YouTube,

[00:23:10]  muss ich sagen. Ob ich selbst dem jetzt drücken gekehrt habe, ein bisschen weitestgehend,

[00:23:15]  einfach weil ich auch da die Werbung überhand genommen hat. Ja, aber da mag ich einfach die

[00:23:20]  YouTuber lieber, die mir nachher eben so einfach Analyse-Videos, egal ob es über Filme oder Bücher

[00:23:26]  ist. Das ist auch zum Runterkommen besser. Tiktok ist so, das ist wie Glücksspiel ein bisschen, das

[00:23:34]  hält so den Dopaminspiegel so hoch, weil immer was Neues und immer was Neues kommt. Und ich glaube,

[00:23:40]  es hat ein extremer Suchtgefahr eben deswegen auch, weil sicher die Videos sind ganz kurz, aber

[00:23:45]  daraus, dass du so ein Endloschleife oder bei YouTube ist es nicht so, dass es jemand,

[00:23:49]  wie weiß, dass man das einstellen kann, dass es endlos weitergeht, aber das kannst du einfach

[00:23:53]  eben ausstellen und fertig. Aber bei Tiktok ist es so, du scrollst ständig weiter nach unten und

[00:23:57]  nach unten und das hört nie auf. Es ist sehr viel, also unbelassen, was man mit seiner Freizeit macht,

[00:24:03]  aber ich denke mir auch für mich privat, es ist sehr viel Lebenszeit und genauso aber auf YouTube

[00:24:10]  und das muss man sagen oder auch wenn man Fernsehen schaut, ist ja eigentlich egal. Aber

[00:24:16]  am Punkt muss man sich fragen, mache ich es jetzt, weil es mir gerade noch Spaß macht oder mache ich

[00:24:22]  es jetzt, weil es gerade die weniger aufwendige Variante oder Alternative ist. Aber uns würde

[00:24:29]  vor allen Dingen interessieren, nutzt ihr Booktok, woher kriegt ihr eure Lektüre-Empfehlungen,

[00:24:35]  widersprecht ihr unserer Meinung, das mögt ihr Booktok und wenn ja, warum liegen wir falsch,

[00:24:41]  schreibt uns auf post.stadtbibliothek@insbruck.gv.at oder gern auf Instagram oder Facebook.

[00:24:51]  Damit sagen wir auf Wiederhören und zwar in einem guten Monat. Bis dahin wünschen wir euch allen

[00:24:58]  viel Spaß mit dem Vorwort von Innsbruck-List. Wir übergeben an die Lisi und an den Boris

[00:25:06]  nächste Woche und bis bald. Viel Spaß bei Innsbruck-List, tschüss!

[00:25:10]  Das Vorwort ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck und

[00:25:40]  Teil der Stadtstimmen, dem Audiokanal der Stadt Innsbruck.

Transkription

[00:00:00]  Vorsicht, der Genuss dieses Podcasts kann zu vermehrten Bibliotheksbesuchen führen.

[00:00:06]  Hallo und herzlich willkommen zum "S'Vorwort", den Podcast der Stadtbibliothek Innsbruck.

[00:00:26]  Ich bin die Christina.

[00:00:27]  Und ich bin die Pia.

[00:00:28]  Und heute sprechen wir darüber, warum wir eigentlich gedruckter Bücher mögen.

[00:00:33]  Bevor wir das aber machen, die Erinnerung.

[00:00:36]  Wir feiern dieses Jahr das 20. Jubiläum von „Innsbruck liest“.

[00:00:42]  Es werden wie jedes Jahr 10.000 Bücher verteilt.

[00:00:46]  Auftakt ist der 30.4.

[00:00:49]  Die Aktion geht bis zum 10.5.

[00:00:51]  Und, das ist das wichtigste, Datum:

[00:00:53]  Am 16.4. wird das Buch bekannt gegeben.

[00:00:58]  Das dürfen wir dann auch im Podcast verkünden und sind schon sehr aufgeregt.

[00:01:02]  Ab dem 25.4. passiert auch noch was Besonderes, nämlich eine freundliche Übernahme von unseren Kollegen und Kolleginnen, Lisi und Boris.

[00:01:11]  Die übernehmen "S'Vorwort" nämlich für einige Folgen.

[00:01:13]  Und dann gibt es die Sonderausgabe vom "S'Vorwort - Innsbruck liest“.

[00:01:17]  10.000 Gratis Bücher und kostenlose Veranstaltungen vom 30. April bis zum 10. Mai.

[00:01:24]  „Innsbruck liest“, zum 20. Mal.

[00:01:27]  So, genug dessen. Zurück zu anderen gedruckten Büchern.

[00:01:34]  Und das ist ja genau das, was wir jedes Jahr auch bei Innsbruck liest merken,

[00:01:38]  wo wir eben 10.000 Bücher an die Innsbruckerinnen und Innsbrucker verteilen.

[00:01:43]  Wie gerne die Leute das gedruckte Buch mögen und wie sehr sie das wertschätzen.

[00:01:48]  Und daran, so praktisch E-Books auch sein mögen, hängen wir.

[00:01:54]  Und ich würde dich damit einschließen, Pia, oder?

[00:01:57]  Ja, natürlich.

[00:01:58]  Am gedruckten Buch.

[00:02:00]  Deswegen beschäftigen wir uns da auch in der heutigen Folge damit,

[00:02:03]  warum das nach wie vor so ist, dass wir gedruckte Bücher mögen.

[00:02:08]  Und warum das in Zukunft wahrscheinlich so bleiben wird.

[00:02:12]  „S'Vorwort“ jetzt mit der Frage, warum mögen wir eigentlich gedruckte Bücher. Zum Einstieg

[00:02:17]  eine interessante Statistik nach dem großen E-Book-Hype von vor rund 10, 15 Jahren,

[00:02:24]  wo ja vorher gesagt wurde, dass das gedruckte Buch tot ist,

[00:02:28]  hat sich der Marktanteil für gedruckte Bücher, zumindest in Deutschland,

[00:02:33]  auf 6 % eingependelt.

[00:02:36]  Das ist von einer Statistik aus dem Jahr 2022 von Statista.

[00:02:41]  Was meiner Ansicht nach ein sehr, sehr geringer Marktanteil ist, oder?

[00:02:46]  Extrem, im Vergleich zu was jetzt genau?

[00:02:49]  Im Gesamtbuchmarkt.

[00:02:51]  Das heißt, alle Bücher, die es gibt, 6%, also die, die in Deutschland

[00:02:58]  mit einer ISBN herauskommen, 6% davon sind E-Books.

[00:03:03]  Und die anderen, die restlichen, also die haben einen 6%-igen Marktanteil.

[00:03:07]  Also, okay, ich habe gedacht, die gedruckten Bücher haben 6%.

[00:03:09]  Oh nein, oh nein.

[00:03:11]  Das ist viel zu niedrig gefühlt.

[00:03:13]  Ja, ich finde das faszinierend.

[00:03:17]  Ich weiß nicht, ich habe auch diese Phase durch erlebt, wo alle mal gesagt haben,

[00:03:20]  na, da sind die E-Books aufgekommen, es gibt überall E-Reader in 50 verschiedenen Varianten.

[00:03:25]  Und eben, Hörbücher gibt es sowieso auch schon die ganze Zeit,

[00:03:28]  also wer wird da wirklich noch ein gedrucktes Buch in die Hand nehmen

[00:03:32]  und dass diese Branche im Grunde vom Aussterben bedroht ist.

[00:03:36]  Aber man merkt es ja auch in der Bücherei,

[00:03:39]  wir haben zwar E-Books, aber das ist ein viel viel kleinerer Anteil,

[00:03:42]  als das, was wir an Büchern haben.

[00:03:44]  Also, die Leute lieben das immer noch.

[00:03:47]  Ja, das kann man ja öfter beobachten.

[00:03:50]  Ich glaube, das, was jetzt gerade so ist, also wenn neue Technologien auf den Markt kommen,

[00:03:54]  dann ist es ganz schnell und wahrscheinlich insbesondere in der Medienlandschaft so:

[00:03:58]  Boomen and Gloom.

[00:04:00]  Das Buch ist tot, lang lebe das E-Book.

[00:04:03]  Es ist ja grundsätzlich, würde man denken, auch praktischer.

[00:04:10]  Aber es gibt halt sehr viele Aspekte am gedruckten Buch,

[00:04:13]  die uns als Menschen, denke ich, ansprechen.

[00:04:16]  Ich meine, wenn man mal aus so bibliothekarischer Sicht reden

[00:04:20]  oder einfach aus Leser-Sicht.

[00:04:23]  Also die Haptik ist ja schon was, wenn man das Buch in der Hand hat,

[00:04:29]  es fühlt, die Seiten wirklich umblättern kann und nicht nur weiterklickt.

[00:04:34]  Also der Geruch des Buches, wie sich auch die Seiten anfühlen.

[00:04:39]  Es gibt Kolleginnen, die wollen ungenannt bleiben,

[00:04:44]  die regelmäßig in Büchern riechen und die extremen Lesefreunde werden es kennen.

[00:04:51]  Also, dass dieser Geruch ganz ausschlaggebend sein kann für das Leserlebnis.

[00:04:56]  Wenn es gut gemachte Seiten sind, die auch noch gut riechen, ist es was Schönes.

[00:05:01]  Das ist was ganz anderes natürlich,

[00:05:03]  als jetzt eben so ein Bildschirm vor sich zu haben.

[00:05:06]  Und das kann ich schon auch verstehen.

[00:05:09]  Was auch ein großer Aspekt ist, ist, das Buch heißt "Kulturgut".

[00:05:16]  Die kulturelle Bedeutung der Bücher, die ja auch in gewissen Sinne einmal einen Sammelwert haben.

[00:05:22]  Also wenn wir von Antiquariat und antiquarische Sammlungen und so sprechen,

[00:05:27]  Erstausgaben, das ist ein ganzer Geschäftszweig.

[00:05:32]  Ich meine Antiquariate, das sind auch Spezialisten in ihrem Gebiet.

[00:05:36]  Die Buchantiquariate, die die Erstausgaben oder alte Sachen haben

[00:05:42]  oder auch Bücher, die nicht mehr aufgelegt worden sind,

[00:05:45]  die es nirgends mehr gibt, die der Verlag nicht mehr im Programm hat,

[00:05:48]  von denen es nie E-Books gegeben hat.

[00:05:50]  Die die aber noch besitzen.

[00:05:53]  Und natürlich die deutsche Nationalbibliothek hat auch den Auftrag, alle Medien.

[00:05:58]  Du meinst so wie bei uns die Landesbibliothek,

[00:06:01]  dass die alles was erscheint sozusagen ein Sammelauftrag.

[00:06:05]  Genau, weil es so wichtig ist, dass man das auch,

[00:06:09]  dass man dieses kulturelle Erbe erhält, wie ein Museum.

[00:06:13]  Man kennt das ja auch im Kleinen.

[00:06:16]  Es gibt Bücher, die in meiner Familie von Generation zu Generation weitergereicht sind.

[00:06:20]  Und ich glaube, das hat nochmal eine ganz andere Auswirkung auf dich selber.

[00:06:25]  Wenn du weißt, dieses Buch hat die Urgroßoma schon gelesen.

[00:06:28]  Und jetzt kann ich diese Märchensammlung von Grimm immer noch lesen.

[00:06:31]  Ja das ha dann diesen emotionalen Mehrwert, damit auch Werte vermitteln.

[00:06:36]  Also die alleinige Präsenz des Objektes im Raum, vermittelt ja was.

[00:06:40]  Und das ist auch, was wir in der Bibliothek tagtäglich merken,

[00:06:44]  man sitzt gerne zwischen den Regalen.

[00:06:47]  Und selbst wenn man, also, einfach die Präsenz der Medien und der Bücher,

[00:06:52]  die gibt einem was, die zeigt.

[00:06:54]  Das macht was mit einem.

[00:06:55]  Und was ist es? Es ist eine Sichtbarmachung von dem Wert der Literatur

[00:07:00]  in unserem Raum.

[00:07:03]  Zum Raum, ja.

[00:07:04]  Danke, genau.

[00:07:05]  Die Sichtbarmachung des Wertes der Literatur im Raum.

[00:07:08]  Ganz genau.

[00:07:10]  Vielleicht ein negativerer Aspekt, aber auf dem gehen wir dann in einer eigene Folge ein,

[00:07:15]  ist beim Sammeln von haptischen Büchern der Konsumaspekt,

[00:07:21]  der gerade im privaten Bereich, also wenn es um Buchhandel, aber dann auch Buchkauf geht,

[00:07:26]  auf jeden Fall eine wichtige Sache ist für Kulturförderung.

[00:07:31]  Also können wir ja auch so sagen, aber erstens nicht jedem zugänglich ist,

[00:07:35]  weil Bücher kosten extrem viel Geld, nicht zu Unrecht.

[00:07:40]  Aber da geht es dann, also ich spiele das so ein bisschen auf dies neue

[00:07:45]  Booktalk-Konsumkultur an, da möchte ich aber gerne mit dir mal

[00:07:50]  eine eigene separate Folge machen, weil es ist extrem spannend.

[00:07:53]  Ja, so als ästhetisches.

[00:07:55]  Gut.

[00:07:56]  Aber es ist auch ein Teil davon, ein wichtiger Teil ist die Ästhetik.

[00:08:01]  Pia, du sammelt Bücher, oder?

[00:08:03]  Ja, immer weniger, weil ich keinen mehr Platz hab.

[00:08:07]  Aber ja, die, die ich gerne mag und wo ich schöne Ausgaben finde,

[00:08:11]  Das ist für mich halt auch was, wenn es schöne Ausgaben sind, so Schmuckausgaben oder so,

[00:08:15]  dann kaufe ich die gerne und stell sie gerne auch bei mir ins Bücherregal.

[00:08:20]  Wobei ich sage eben, also das hat sich bei mir auch schon extrem eingeschränkt.

[00:08:24]  Früher habe ich, also, als ich noch regelmäßig Taschengeld gekriegt hab

[00:08:27]  oder eben zum Beispiel dann auch einen Job gehabt hab.

[00:08:30]  Und was leisten hab können, da waren Bücher das erste,

[00:08:32]  was ich mir gegleistet hab.

[00:08:34]  Und inzwischen hat sich das auch wieder eingeschränkt,

[00:08:36]  weil man hat es auch einfach schlicht und ergreifend nicht Platz.

[00:08:39]  Aber es ist schon, es ist schon auch fein, eben ein haptisches Buch zu Hause zu haben

[00:08:43]  und weiß, ah, ich hab diese schöne Schmuckausgabe von Stolz und Vorurteile daheim.

[00:08:48]  Das ist dann schon was, was Feines.

[00:08:51]  Und Bücher sind ja oft auch wie Freunde, die einen dann begleiten.

[00:08:54]  Die haben einen dann auf der Zugfahrt begleitet.

[00:08:57]  Und dann das habe ich letzte Woche gesagt, wo ich mich mit dem , oder vorletzte Woche,

[00:09:01]  letzte Folge gesagt, wo ich mich mit dem Viktor unterhalten hab.

[00:09:04]  Dass für mich, ich erinnere mich bei den besten Büchern immer noch dran.

[00:09:07]  Wo und in welchen Zusammenhang du sie gelesene hast. Hast du das auch?

[00:09:10]  Ja, natürlich.

[00:09:11]  Ich weiß noch genau, welche Ausgabe ich,

[00:09:13]  ich das erst einmal in der Schulbibliothek von Stolz und Vorurteile gelesen hab.

[00:09:17]  Daran kann ich mich immer noch erinnern.

[00:09:18]  Und ich weiß noch genau, wie dieser Raum gerochen hat

[00:09:21]  und wie die Sonne reingeschienen hat beim Fenster.

[00:09:24]  Also ich hab, ich krieg genau dieses gleiche Gefühl,

[00:09:27]  weil ich hab mir dann die genau gleiche Ausgabe wieder gekauft.

[00:09:29]  Das war eben eine Schmuckhausgabe.

[00:09:31]  Und ich krieg immer wieder das gleiche Gefühl,

[00:09:34]  wenn ich das dann wieder lesen kann.

[00:09:36]  Und das kann dir ein Bildschirm nicht geben.

[00:09:39]  Ja.

[00:09:40]  Nicht auf die Weise.

[00:09:42]  Und ich finde das visuelle ist da auch noch mal wichtig.

[00:09:45]  Weil es macht schon auch einen Unterschied, wie die Typografie ist.

[00:09:48]  Also die Schrift.

[00:09:50]  Das ist ja in einem gedruckten Buch immer noch mal anders.

[00:09:53]  Da hast du oft diese Serifenschrift, mit so Schnörkeln oder so, leichten, So wie auch bei Times New Roman, einfach. Wo diese kleinen, eben, Zacken oder Schnörkel dabei sind. Das hast du im digitalen Bereich eigentlich nicht. Das ist immer Serifenlos meistens und sehr clean. Wobei man da zwischen Sachtexten und Sachbüchern und Romanen unterscheiden muss. Ich würde auch sagen, dass man eBook-Reader eher für romanhaftes oder Lyrik vielleicht noch verwendet, wo durchaus Serifenschrift auch üblich ist. Wo man es glaube ich auch je nach Anbieter, je nach Verlag, bietet welche Schriftarten. Welche Schriftarten sind lizensiert. Was auf eBook-Readern, wo es technisch möglich ist, einstellen kann. Was du am iPad oder wenn du mit einem Tablet arbeitest oder am Browser sowieso – ich glaube, das hängt eher von der Buchart ab. Und nicht jede Schrift ist in jedem Buch immer sehr fein. Die Penguin-Ausgaben, die Klassiker, mit ganz kleiner Schrift, mit sehr dünnem Papier. DA ist der Aufhänger, dass das sehr günstige Ausgaben sind, die sich jeder leisten kann. Was auch so war. Die haben mich übers Studium hinweg immer begleitet. Die waren – also ich schaue jetzt in die rein und denke mir: Meine Güte, das war schrecklich zum lesen. Aber es kommt immer darauf an wie die Aufmachung ist. Das ist noch einmal was anderes. Was du nicht hast beim gedruckten Buch sind technische Einschränkungen. Das habe ich mir auch aufgeschrieben. Kein Strom, keine Pop-Ups. Wenn Stromausfall ist, wie es jetzt einmal kürzlich war in Innsnruck. Und du hast noch Tageslicht, dann kannst du dir das Buch schnappen und lesen. Keine Updates. Das klingt jetzt – aber das ist so, oder? Ja natürlich. Es ist auch so, dass es nicht irgendwann nicht kompatibel sein wird. Ich hatte einen alten eBook-Reader, diese Firma gibt es nicht mehr. Irgendwann hatte man keinen Zugriff mehr auf den Store. Das heißt ich konnte mir keine Bücher mehr runterladen. Das passiert bei einem Buch einfach nicht. Das ist immer relevant und das kannst du immer lesen. Und du brauchst kein WLan-Passwort. Eben. Auch, das darf man nicht unterschätzen. Ein Zugang zu verschiedenen Technologien ja immer auch ein Privileg darstellt. Ich meine, inzwischen sollte es ein Grundrecht sein, ist es aber in vielen Regionen der Welt einfach nicht. Das ist immer noch eine Hürde. Ein Buch ist ein niederschwelliger Zugang zur Information. Ein dickes Buch und die Seiten – und das fertig gelesen zu haben.

[00:12:47]  Das ist ja auch immer sehr wichtig.

[00:12:49]  das dann fertig gelesen zu haben, das so haptisch erlebt zu haben, das zu halten, wenn das so schwer ist.

[00:12:53]  Das macht nur was anderes mit dir. Es macht einen Unterschied, ob ich eben ein dünnes Heftele

[00:12:58]  liess oder einen Comic oder, einen dünnen. oder eben so einen Anna Karenina oder was auch immer.

[00:13:03]  Du weißt dann auch, was habe ich in der Hand gehabt? Also was habe ich jetzt gerade in der Hand gehabt. Habe ich den leichten,

[00:13:09]  feinen Comic gelesen oder die Anna Karenina, die ich da rumgeschleppt habe?

[00:13:12]  Ja, und ich finde, das verbindet man dann auch immer mit diesem Werk, oder? Wenn ich an

[00:13:16]  Anna Karenina zurückdenke, dann weiß ich genau, was für eine Ausgabe das war und wie dick das war

[00:13:19]  und wie sich das angefüllt hat. Wenn ich jetzt an meine E-Book Geschichte zurückdenke, von mir selber,

[00:13:26]  welche Sachen ich da gelesen hab, dann kann ich mich jetzt nie mehr so dran erinnern.

[00:13:29]  Da erinnert man sich mehr, wie lang man daran gelesen hat, aber nicht, man kontextualisiert

[00:13:34]  das weniger, finde ich, in eben dieser haptischen Form wieder. Auch sehr gut natürlich, was oder

[00:13:42]  was auch, was man nicht unterschätzen darf, ist die Privatsphäre, die ein Buch mit sich bringt.

[00:13:46]  Weil digital zu lesen, besonders über gewisse Anbieter oder über einen Online-Store in einem

[00:13:53]  geschlossenen System, bedeutet wie immer, dass jemand ein Nutzerprofil von deinen Daten erstellt.

[00:14:02]  Kindle hat, da haben wir ja bei Goodreads drüber geredet, glaube ich, dass Kindle da ja auch

[00:14:07]  teilweise Daten abzwackt. Und das Buch ist privat, privater geht es nicht.

[00:14:12]  Das ist ja auch ein Grund. Also, Datenschutz ist einfach ein super wichtiges Thema. In

[00:14:20]  der Stadtbibliothek speichern wir ja deswegen auch keine Verleihhistorie, die Historie der Leser.

[00:14:27]  Also es gibt bei uns keine Verleih-Geschichte. Genau, das heißt, wir wissen einfach nicht,

[00:14:31]  wer das, also was ein Leser davor oder eine Leserin davor gelesen hat.

[00:14:35]  Und oft fänden es die Leute, also oft kommen die Leute ja zu uns und sagen,

[00:14:39]  ach, was habe ich denn, das Buch hatte ich vor drei Monaten ausgeliehen, schauen Sie mal nach,

[00:14:43]  und wir wissen das nicht. Aber da haben wir jetzt ein neues tolles Feature, das können wir jetzt

[00:14:48]  kurz noch mal erwähnen, wenn du magst, das sind die Merklisten. Genau, das hat es mal früher gegeben,

[00:14:53]  vor langer Zeit, und die Leute haben sich das wieder gewünscht. Und es gibt es jetzt wieder,

[00:14:58]  man kann Merklisten erstellen, so viele man will. Also ich zum Beispiel habe auch welche mit To-Read,

[00:15:05]  also Sachen, die ich noch lesen möchte oder Sachen, die ich ganz gerne gelesen habe. Man

[00:15:10]  kann sich auch sozusagen so Kollektion erstellen von Büchern aus einem gewissen

[00:15:14]  Genre oder so. Da habe ich jetzt zum Beispiel auch mal Cosy Crime, habe ich mir da gemacht,

[00:15:17]  von so Sachen, die so typisch in dieses Genre passen. Also da kann man sehr kreativ sein.

[00:15:22]  Man braucht halt einfach ein Konto bei uns, muss sich einloggen und dann funktioniert das.

[00:15:26]  Braucht man gar kein Goodreads-Konto mehr, wenn man ein Konto bei der Stadtbibliothek Innsbruck. Ja,

[00:15:34]  und weitere Vorteile von einem gedruckten Buch, da gibt es eine Studie, die kürzlich rausgekommen

[00:15:40]  ist, wo es auch einige Zeitungsartikel dazu gegeben hat, insbesondere auf die vorangeschrittene

[00:15:47]  Digitalisierung seit Corona in Schulen. Die Skandinavier sind ja immer da so die Vorreiter

[00:15:55]  gewesen oder? Und jetzt gehen sie in eine andere Richtung. Also das Karolinska-Institut heißt

[00:16:02]  das in Stockholm. Die haben da diese Studie erstellt und die haben das genau untersucht und

[00:16:06]  die haben rausgefunden, dass das nicht unbedingt nur Vorteile hat, wenn man die Schulbücher oder

[00:16:14]  Lernmedien nur mehr digital anbietet. Ich habe da ein Zitat von diesem Klingberg, das ist ein Professor

[00:16:24]  für Kognitive Neuro-Wissenschaft, der hat da gesagt oder geschrieben, je nachdem wie intensiv Schulen,

[00:16:30]  Computer einsetzen, hat das Auswirkungen auf das Mathematik und Lesevermögen. Je mehr eine

[00:16:35]  Schule in Unterricht auf Internet und Computer stützt, desto schlechter die Leistung der

[00:16:39]  Kinder. Das sind richtig deutliche Effekte, die bei der Beinahe die Hälfte der Leistungsunterschiede

[00:16:43]  zwischen Schulen erklären. Wahnsinn. Ja, und daraufhin haben die halt dann auch gesagt,

[00:16:49]  okay, wir schrauben das jetzt ein bisschen zurück, weniger Digitalisierung. Wir gehen wieder

[00:16:53]  zum klassischen Schulbuch zurück. Das hat sich ja so gewandelt, weil ich weiß, dass

[00:16:59]  nach 2020 war es auch ganz viel, wenn Schulen keine Computer hatten, dann waren das die ärmeren

[00:17:05]  Schulen oder das war die schlechtere Bildung. Und wir kommt es so vor, jetzt im Rückblick, dass es wie ein Hype war, und

[00:17:14]  dass sich alle so auf diese neuen Technologien so gestürzt haben und

[00:17:22]  erst danach überlegt haben, was macht das eigentlich mit uns als Menschen? Und wie nehmen

[00:17:29]  wir eigentlich wirklich Informationen auf? Also hast du auch den Eindruck, dass man da erst im

[00:17:36]  Rückblick wirklich erkennen kann, was sinnig ist und wo man einfach vielleicht zu weit geht?

[00:17:42]  Ich glaube, da ist man im ersten Moment einfach so euphorisch, wenn man sich denkt, das sind so

[00:17:45]  viele Möglichkeiten. Das merkt man jetzt ja bei AI, da ist jetzt im ersten Moment, war das so,

[00:17:49]  perfekt, alles hat sich gelöst, alle unsere Probleme sind weg. Und jetzt fängt man auch wieder an zu

[00:17:54]  überlegen, okay, da kommen vielleicht auch ein paar negative Seiten daher, die vielleicht auch

[00:17:58]  negative Auswirkungen haben. Und ich glaube, das Gleiche ist einfach beim Schulbuch passiert.

[00:18:03]  Ich muss jetzt sagen, ich selber habe das jetzt nicht so mitkriegt, weil natürlich in meiner

[00:18:06]  Schulzeit, wir haben einfach noch klassische Schulbücher verwendet. Wir haben noch keine Tablets

[00:18:10]  gehabt in der Schule. Das war alles außer vielleicht ein paar CD-Roms oder so, die es geben hat.

[00:18:17]  Aber ich kann aus persönlicher Erfahrung sagen. Wenn man digital lernt. Also es ist irgendwie,

[00:18:25]  und wenn man dann auch, also man hört, man schreibt nur noch auf dem Computer, man liest

[00:18:31]  alles nur noch auf dem Computer und man macht vielleicht auch einen Online-Kurs und es hat ganz viele

[00:18:36]  Vorteile natürlich auch. Aber auch da habe ich das Gefühl, dass diese Information irgendwie nur

[00:18:41]  in irgendeiner Art von Teilen des Kopfes dann besteht, aber nie richtig in die haptische reale

[00:18:51]  Welt übersetzt wird, dass man dann übers Schreiben mit der Hand macht, dass man übers Lesen macht

[00:18:56]  mit der Seite, wo man zurückblättert, wo man sich was anstreicht, wo man was reinklebt,

[00:19:00]  damit man wieder zurückfindet. Also dieser ganze Haptikaspekt, das finde ich total,

[00:19:07]  erstmal subjektiv nachvollziehbar, dass das fehlt. Ja, also ich kann es mir auch vorstellen,

[00:19:13]  weil eben ich kann mich auch noch genauso wie ich mich daran zurück erinnern kann,

[00:19:15]  welche Bücher ich wann gelesen habe, wenn ich sie wirklich tatsächlich gedruckt in der Hand gehabt

[00:19:20]  habe, kann ich mich genauso daran zurück erinnern, wann ich welche Sachen gelernt habe und wie

[00:19:24]  diese Schulhefte ausgeschaut haben und wie ich mir die Sachen markiert habe. Auf welcher Seite

[00:19:29]  die Info gestanden hat, wenn man es so ganz intensiv gelernt hat. Also daran kann ich mich immer

[00:19:34]  noch erinnern und ich glaube, dass das schon auch ein Vorteil mit sich bringt und eben Studien

[00:19:38]  fangen jetzt ja auch an darüber nachzudenken und das zu belegen. Was auch total vielleicht

[00:19:43]  ein bisschen außerhalb des Themas aber auch eine interessante Information war für mich,

[00:19:48]  war, dass diese ganzen Silicon Valley Tech Chefs, Manager und so, ihren Nachwuchs teilweise, also

[00:19:57]  ich meine, da reden wir jetzt von Social Media, aber die lassen die dann erst ab 14, manche ab

[00:20:02]  16 da rein und ... Und dass die teilweise sogar ihre eigenen Produkte nicht verwenden und das ist dann

[00:20:09]  irgendwie schon so ein Warenhinweis. Ja, also ich glaube, da geht es auch mehr um Social Media als

[00:20:16]  um jetzt lernen im digitalen Raum. Ich kann mir schon auch vorstellen, dass da natürlich auch

[00:20:21]  Daten abgezwackt werden. Also ich mein Datenschutz wird, es ist wahrscheinlich immer ein Thema in diesem

[00:20:28]  Kontext, da hast du total recht und auch dieses Verleihen von Sachen, dass: ich leihe dir mein

[00:20:36]  Mathebuch oder du kannst bei mir mit schauen, das ist vielleicht auch nochmal was anderes oder

[00:20:42]  dass ich dir einfach den... Ich kopiere mir das schnell, das geht nicht mehr, vielleicht kann

[00:20:48]  man Screenshots machen, aber das ist nochmal was anderes. Der Peter hat mir jetzt auch per

[00:20:54]  Anhalter durch die Galaxis geliehen, von sich privat, damit ich das lesen kann jetzt. Das geht halt

[00:21:00]  beim E-Book überhaupt nicht, klar. Da hast du eine Lizenz und die kannst du nicht

[00:21:04]  verleihen und das ist total schade. Das ist auch was, also in unserer Bibliothek, wir haben ja auch

[00:21:09]  die WB-Abteilung, das ist die Weiterbildungsabteilung, die ist ganz am Ende von der Bibliothek und das

[00:21:14]  ist auch fast ein ganzes Regal nur mit Weiterbildungsmedien und wir sind auch eine der wenigen

[00:21:20]  Bibliotheken, die solche Medien hat, also uns auch viele davon auch anbietet und die geht auch sehr

[00:21:25]  gut, die wird sehr gut angenommen, auch wenn man jetzt nichts in die Sachen reinschreiben kann,

[00:21:30]  aber trotzdem, ich glaube, die Leute kopieren sich das dann halt auch zu Hause und so, also ich glaube,

[00:21:34]  die Leute mögen das auch gerne. Das sind gezielt Schulmaterialien für Kinder aller Altersgruppen,

[00:21:39]  Da hast du total recht, du kannst da einfach herkommen und da sind wir auch wieder, ich meine, wenn Schulen

[00:21:44]  das zur Verfügung stellen, die Technik, die notwendige Hardware, dann ist das die eine Sache,

[00:21:50]  aber auch da, man braucht ja Media Literacy, man braucht das Know-how, wie bedient man

[00:21:58]  diese Hardware um überhaupt … und wie komme ich dann in die verschiedenen Portale rein, in die Software,

[00:22:04]  wie funktioniert das alles und es gibt sicher genug Leute und genug Eltern, die das nicht leisten

[00:22:10]  können und das ist auch, da werden dann, das hat man ja in der Corona-Pandemie gesehen, da werden

[00:22:18]  halt Sachen vorausgesetzt, die so noch nicht der Status quo sein können und es toll,

[00:22:24]  wie gut das genutzt wird und immer, also das ist eines der großen Dinge, die ich auch bei den

[00:22:32]  „Deutsch als Fremdsprache“-Bücher, diese Weiterbildungsbücher. Natürlich gibt es online

[00:22:39]  Kurse für Sprachen, aber es gibt eben einfach Medien, es gibt einfach Bücher und andere

[00:22:45]  Arten von Medien, die nicht ersetzbar sind für eine ganz, ganz lange Zeit noch und vielleicht nie

[00:22:55]  sein werden. Ich glaube auch, also ich glaube, dass das nie komplett verschwindet. Das Verlagswesen

[00:22:59]  ist so erfolgreich wie nie. Ja. Die Verkaufszahlen im Buchhandel schießen durch die Decke. Sie

[00:23:05]  sind noch gestiegen während Corona. Ja, aber ich weiß nicht, wie es dir geht,

[00:23:10]  vielleicht ist das ein guter Abschluss auch für die Folge. Ich selber verwende, also zu 90%

[00:23:17]  eigentlich wirklich gedruckte Bücher, das ist das, was ich am meisten mag. Manchmal verwende ich auch

[00:23:21]  E-Books, die haben natürlich auch Vorteile, gerade fürs Reisen, das ist das,

[00:23:24]  was ich gerne, also wo ich das gerne verwende. Wie hast du es, also lieber? Gedruckte Bücher oder

[00:23:29]  lieber E-Books? Ich glaube, du bist die Hörbuch-…. Ich höre exakt. Ja, das stimmt, das ist auch sehr

[00:23:35]  digital, weil ich höre all meine Hörbücher digital per Stream. Das stimmt, das ist eigentlich

[00:23:41]  eine sehr digitale Form des Konsums, aber ich lese auch sehr viele Bücher und die dann sehr gerne

[00:23:48]  eben haptisch und das hat sich auch nochmal sehr verstärkt, seit ich das Privileg hab, mich so

[00:23:55]  viel in einer Bibliothek aufzuhalten, weil ich natürlich... Du sitzt an der Quelle. Ja, genau,

[00:24:01]  weil die Quelle mir regelmäßig neue Bücher zuführt sozusagen, die ich dann genießen kann. Und

[00:24:07]  das ist auch überhaupt kein Umweg dann und dann ist das ja wie ein Schlaraffenland da, das

[00:24:12]  zu genießen. Wobei wir sicherlich auch ganz viele Kunde finden werden in der Zukunft und

[00:24:18]  auch eine Folgen machen werden, „Warum mögen wir eigentlich E-Books, weil genau so viele oder einige Vorteile

[00:24:24]  wir da sicherlich auch finden werden. Eben, wie gesagt, ich verwende es gern für Reisen, da ist

[00:24:31]  das einfach auch ein Vorteil. Ja, und damit verabschieden wir uns heute vom `s Vorwort. Wir

[00:24:36]  danken euch für Aufmerksamkeit. Was bevorzugt ihr denn? Mögt ihr lieber gedruckte Bücher? Seid ihr

[00:24:44]  schon komplett digital am Weg? Schreibt uns auf post.stadtbibliothek@insbruck.gv.at oder

[00:24:54]  Instagram oder Facebook. Der Hashtag ist #gemeinsambesser. Ja, und bis dahin. Tschüss!

[00:25:02]  Das Vorwort ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck und Teil der

[00:25:32]  Stadtstimmen, dem Audiokanal der Stadt Innsbruck.

Transkription

[00:00:00]  Vorsicht, der Genuss dieses Podcasts kann zu vermehrten Bibliotheksbesuchen führen.

[00:00:07]  Ja, hallo und herzlich willkommen zum S'Vorwort, dem Podcast der Stadt Bibliothek Innsbruck.

[00:00:27]  Mein Name ist Christina und ich bin heute hier mit dem...

[00:00:29]  Viktor.

[00:00:30]  Und wir sprechen heute darüber, warum mögen wir eigentlich gute Bücher und was sind gute Bücher überhaupt.

[00:00:38]  Aber heute, bevor wir ins Thema starten, habe ich ganz aufregende Neuigkeiten, nämlich darf ich jetzt ankündigen,

[00:00:44]  dass dieses Jahr, und zwar zum Anlass des 20. Jubiläums von Innsbruck-Liest,

[00:00:50]  wird ab dem 25.4. Innsbruck-Liest ins Vorwort wandern.

[00:00:55]  Es geschieht eine sogenannte freundliche Übernahme von unseren Kolleginnen, der Lisi und dem Boris.

[00:01:01]  Und die werden uns dann mit ganz besonderen Folgen beglücken.

[00:01:06]  Innsbruck-Liest, findet dieses Jahr vom 30.4. bis zum 10.4. statt.

[00:01:12]  Es werden 10.000 Bücher verteilt und am 16.4.

[00:01:17]  Und das ist jetzt wirklich das Datum, das man sich merken muss, wird das Buch

[00:01:22]  und natürlich die Autorin oder der Autor bekannt gegeben.

[00:01:26]  10.000 Gratisbücher und kostenlose Veranstaltungen vom 30. April bis zum 10. Mai.

[00:01:35]  Innsbruck-Liest zum 20. Mal.

[00:01:38]  Es bleibt weiterhin spannend, wir freuen uns sehr.

[00:01:43]  Aber jetzt einmal zurück zu unserem Thema.

[00:01:45]  Lieber Viktor, schön, dass du da bist. Danke, dass du dir Zeit genommen hast.

[00:01:48]  Vielen Dank für die Einladung.

[00:01:50]  Wir sind aufgeregt, weil das ist heute nämlich mein Podcast-Debüt beim Vorwort.

[00:01:54]  Du hast ja ein sehr schönes Thema ausgewählt.

[00:01:57]  Oder wir haben ein sehr schönes Thema ausgewählt, über das sich auch wunderbar diskutieren lässt.

[00:02:01]  Ich freue mich da schon sehr drauf, weil ich glaube, wir haben da vielleicht ein bisschen unterschiedliche Meinungen.

[00:02:05]  Ja, genau. Das wird dann extra spannend, oder?

[00:02:07]  Eben, das ist doch … so soll es sein.

[00:02:09]  Bevor wir starten, weil wir uns ja überlegen, warum wir gute Bücher haben.

[00:02:14]  Was ist ein gutes Buch? Und wir kommen beide aus der Ecke Literaturwissenschaft.

[00:02:18]  Was hast du studiert?

[00:02:20]  Ich bin Komparatist. Das heißt, ich habe vergleichende Literaturwissenschaften hier in Innsbruck studiert.

[00:02:24]  Ich habe meinen Bachelor auch schon von einiger Zeit gemacht.

[00:02:28]  2019 habe ich, glaube ich, abgeschlossen. Also, es ist schon eine Zeit her.

[00:02:31]  Aber die Lust zu lesen, die bleibt natürlich.

[00:02:34]  Und gute Bücher will man natürlich lesen.

[00:02:37]  Und der Kanon altert ja nicht, sondern er bleibt erst einmal bestehen.

[00:02:42]  Und das ist nämlich auch der Kanon, über den wir reden.

[00:02:45]  Ich habe ja auch ein Komparatistinnen-Hintergrund, also ich habe auch vergleichende Literaturwissenschaften studiert.

[00:02:50]  Und da diskutiert man sehr viel darüber, was eigentlich ein literarischer Kanon ist.

[00:02:56]  Kurz gesagt, also damit wir das einfach einmal für unsere Folge vordefiniert haben,

[00:03:02]  wie folgt: Ein literarischer Kanon bezeichnet eine Auswahl von Werken, die als besonders bedeutend

[00:03:08]  und repräsentativ für eine bestimmte Literatur-Tradition oder Periode angesehen werden.

[00:03:13]  Diese Werke werden häufig von Institutionen wie Schulen, Universitäten und auch in der Literaturkritik zusammengestellt und festgelegt.

[00:03:22]  Die Bildung eines literarischen Kanons erfolgt oft durch eine Mischung aus historischer Bedeutung,

[00:03:28]  kultureller Relevanz, der ästhetischen Qualität und dem anhaltenden Einfluss

[00:03:35]  auf nachfolgende Generationen von Schriftsteller*innen und Leser*innen.

[00:03:41]  Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass literarische Kanons oft subjektiv sind

[00:03:47]  und im Laufe der Zeit veränderbar bleiben, da neue Perspektiven, Werte und Texte in die Diskussion einbezogen werden.

[00:03:55]  Es ist also kein festgeschriebenes Ding, aber natürlich wendet man sich immer wieder an die gleichen Texte.

[00:04:01]  Würdest du dem der Definition so Pi mal Daumen zustimmen?

[00:04:04]  Die Definition ist jetzt sehr ausführlich und es sind schon sehr viele Sachen drin,

[00:04:09]  denen ich eindeutig zustimmen kann und die ich für sehr wichtig erachte.

[00:04:13]  Was schon sehr wichtig ist, glaube ich, und was natürlich in der Definition auch drinsteckt,

[00:04:18]  ist, dass man schon sagen muss und darauf auch genau hindeuten muss, dass der Kanon nix fixes ist.

[00:04:26]  Es gibt wirklich viele Kanones, Kanons, keine Ahnung, was die Merzahl ist.

[00:04:31]  Kannon? - Kanoni, irgendwas wird schon stimmen.

[00:04:34]  Da gibt es doch einiges und es ändert sich eben. Es kommen neue Sachen hinzu, andere Sachen werden wieder vergessen,

[00:04:39]  manche Sachen werden dann nicht mehr so rezipiert, andere Sachen werden sehr, wie sagt man so schön,

[00:04:45]  mehr gekannt als gelesen. Also das sind so Sachen, die man sozusagen, man kennt das einfach,

[00:04:51]  weil das gerade auch in der ganzen Kultur, nicht nur in der Literatur, sondern in der Kulturgeschichte,

[00:04:55]  einfach einen Einfluss hinterlassen hat.

[00:04:57]  Aber es heißt nicht, dass die Leute das dann auch wirklich studiert haben, sondern die haben einfach mal davon gehört,

[00:05:03]  also so das klassische Beispiel, würde ich sagen, in der westlichen Literatur und Kulturwelt ist einfach die Bibel.

[00:05:08]  So markant sich die Kulturgeschichte des Abendlandes ist, ohne die Bibel kann man die nicht verstehen,

[00:05:13]  aber wer hat die Bibel dann wirklich gelesen? Also außer jetzt so richtig,

[00:05:18]  Hardcore Katholiken, die dann wirklich in den Text reingehen und sich das anschauen, aber, keine Ahnung,

[00:05:25]  Auge für Auge, Zahn und Zahn und so Sachen, das kann jeder wirklich aus dem FF rezipieren,

[00:05:31]  aber wo kommt das her, was bedeutet das wirklich, ist natürlich eine wichtige Geschichte auch, genau.

[00:05:35]  Und weil du gerade die Bibel nennst, die ja in der Literaturwissenschaft so als einer der Grundtexte,

[00:05:40]  der westlichen Literatur gilt, wie du gerade gesagt hast.

[00:05:42]  Mit der Odyssee, genau.

[00:05:44]  Ein Beispiel, warum Kanon eben wichtig ist, die Zahl zwölf, die in der Bibel zum Beispiel anhand der Apostel

[00:05:51]  oder verschiedenster anderer Dinge wichtig ist, die findet man immer wieder rezipiert eben in der Literatur und weiterverarbeitet.

[00:05:59]  Das heißt, ganz viele Romane, also einer meiner Literaturprofessoren hat immer gesagt,

[00:06:05]  schau mal, wie viele Kapitel hat der Roman eigentlich.

[00:06:08]  Und die Zahl zwölf hat in der Literatur in der Regel eine Bedeutung,

[00:06:11]  die Leute, also die Schriftsteller*innen, denken sich was dabei aufgrund der Literatur-Tradition.

[00:06:17]  Und da geht man halt bis dahin zurück.

[00:06:19]  Das ist was so ein bisschen der Kanon macht und schafft.

[00:06:23]  Und das ist meiner Meinung nach auch ein bisschen, was das problematische an Kanon ist.

[00:06:27]  Gerade in der Komparatistik, aber da kommen wir vielleicht später darauf zurück.

[00:06:32]  Zuerst einmal, wir haben uns ja was ganz Cooles überlegt heute, weil wir haben ja darüber geredet,

[00:06:36]  wir sind ja auf die Folgenidee gekommen, weil wir miteinander geredet haben und uns die Frage gestellt

[00:06:41]  haben, was sind denn gute Bücher für uns jeweils.

[00:06:45]  Und dann haben wir gesagt, weißt du was, dann nehmen wir mal … die Herausforderung ist,

[00:06:50]  dass jeder von uns zwei Bücher mitnimmt und dann einfach einmal erzählt,

[00:06:56]  wieso diese Bücher wichtig für uns waren, jeweils.

[00:06:59]  Eines davon ist aus der traditionellen Kanon-Literatur.

[00:07:03]  Hier möchte ich noch anmerken, dass es natürlich nationale,

[00:07:08]  den Nationalkanon gibt oder die sogenannte Weltliteratur.

[00:07:13]  Als hauptsächlich Anglistin orientiere ich mich da mehr am Weltliterarischen Kanon.

[00:07:19]  Ich weiß nicht, wie es bei dir ist.

[00:07:21]  Also ich habe auch, also ich würde sagen, es ist bei mir, es ist bei mir beides.

[00:07:26]  Weil es ist, ich habe jetzt zum Beispiel, wenn ich das schon mal sagen darf, ich habe zum Beispiel

[00:07:29]  meine persönliche eigene Ausgabe von Don Quijote von Miguel de Cervantes dabei,

[00:07:33]  was natürlich für den spanischen Kanon ein wichtiges Buch ist,

[00:07:37]  aber natürlich auch für den Weltkanon ein zentrales Buch ist.

[00:07:41]  Es wird oft gesagt, das ist das wichtigste Buch der Literaturgeschichte,

[00:07:46]  was natürlich, was man jetzt sagen kann, was irgendwie ein Blödsinn ist,

[00:07:48]  das kann man bei keinem Buch sagen, weil das Buch hat eben im natürlichen nationalen Kontext

[00:07:53]  eine Bedeutung, was jetzt ein anderes Buch in einem anderen nationalen Kontext zum Beispiel,

[00:07:57]  das Bedeutung hat.

[00:07:58]  Das heißt, es ist sowohl national als auch Weltliteratur in diesem Sinne,

[00:08:03]  aber natürlich genau, also da kann man unterscheiden.

[00:08:06]  Aber Weltliteratur, die Welt ist ja so globalisiert, also auch die nationalen Kanon

[00:08:12]  sind jetzt im Endeffekt schon in der Weltliteratur natürlich irgendwie einbegriffen.

[00:08:17]  Ja, also diesen Nationalkanon, das gibt es eigentlich nicht mehr,

[00:08:22]  oder da denkt man nicht mehr, weil ja auch Genre sich entwickelt,

[00:08:25]  Beispiel Krimi jetzt nur um das so mal reinzuwerfen,

[00:08:28]  das dann so aus dem englischsprachigen Raum und aus Frankreich kam

[00:08:32]  und dann sich bei uns dann entwickelt hat gar nicht das der eigenen Literatur-Tradition heraus.

[00:08:36]  Und der Twist an der ganzen Folge ist, dass wir uns außerdem vorgenommen haben.

[00:08:42]  Jeder von uns hat außerdem das zweite Buch aus - Ich hab's liebevoll

[00:08:47]  Schund-Literatur genannt - also einfach Bahnhofs-Literatur,

[00:08:52]  Pulp-Fiction, wie man es auch immer nennen will, was nicht im Kanon ist

[00:08:56]  und was unsere, wahrscheinlich, da wird es uns beiden wohl so gehen,

[00:08:59]  unsere Komparatistik-Professoren vielleicht gesagt hätten:

[00:09:02]  „Über das müssen wir heute jetzt nicht wirklich reden.“

[00:09:05]  Aber es ist trotzdem ein gutes Buch nicht?

[00:09:07]  Aber es ist trotzdem ein gutes Buch.

[00:09:09]  Jetzt bin ich gespannt auf die Gründe.

[00:09:11]  Genau, du hast ja schon angefangen mit dem Cervantes.

[00:09:14]  Warum ist das denn, warum, bedeutet dir das so viel?

[00:09:18]  Genau, also du hast das ja in deiner Definition, war das ja schon drinnen

[00:09:22]  und das ist, glaube ich, eben ein Punkt, den ich an Kanon-Literatur einfach gut finde

[00:09:26]  und den ich an Kanon-Literatur einfach schätze.

[00:09:28]  Und warum ich den Kanon gut finde, ist einfach, weil diese Bücher haben eben Sachen oft anders gemacht.

[00:09:35]  Also ich glaube, man kann Kanon-Literatur nicht abgetrennt von Literaturgeschichte denken.

[00:09:41]  Das war ja da in deiner Definition auch schon schön drin.

[00:09:43]  Das heißt, der Cervantes und der Don Quijote von Cervantes ist einfach ein Buch,

[00:09:49]  das erstens selbst auf Literatur reagiert hat.

[00:09:52]  Also man muss sich vorstellen, im Mittelalter hat es ganz viel Ritter-Romane gegeben

[00:09:56]  und der Don Quijote ist rausgekommen, im Endeffekt, wo eigentlich diese Ritter-Romanwelle schon wieder am Abklingen war,

[00:10:02]  die war schon wieder vorbei.

[00:10:04]  Und dann schreibt Cervantes ein Buch über den Don Quijote, wo man einfach merkt,

[00:10:08]  der hat echt viele Ritter-Romane gelesen.

[00:10:10]  Und das sind die ganzen Top-Boy, also die ganzen Sachen, was eben so ein Ritter-Roman ausmacht, sind drin.

[00:10:18]  Aber was machte der Cervantes?

[00:10:20]  Sein Protagonist, der Don Quijote, der ist, wenn man den Roman dann liest, merkt man es einfach.

[00:10:25]  Das ist eigentlich ein Verrückter, der hat, also der ist irgendwie wahnsinnig.

[00:10:29]  Der fantasiert das ja alles nur, eben wie gesagt, da kommt wieder das, was wir schon mal angesprochen haben, kurz.

[00:10:35]  Das sind so Sachen, die jeder kennt, vom Don Quijote zum Beispiel, sind eben der Kampf gegen die Windmühlen,

[00:10:40]  wo der Don Quijote meinte, er hat jetzt einen Riesen oder einen bösen Gegner, gegen den er kämpfen muss.

[00:10:46]  Und dann als Leser erfährt man, dass sind ja eine Wirklichkeit eigentlich Windmühlen.

[00:10:50]  Das ist nur in seiner Fantasie.

[00:10:52]  Das heißt, das ist eigentlich so eines von den ersten Büchern, wo man so einen Protagonisten hat,

[00:10:58]  der eigentlich, wo man sich denkt, der hat nicht mehr alle Tassen im Schrank, also da ist einfach ein Wahnsinniger.

[00:11:03]  Und das ist einfach so gut gemacht und so was Neues und einfach so, und das war dann auch so erfolgreich und so, so einflussreich.

[00:11:15]  Aber hat es dich auch mitgerissen beim Lesen?

[00:11:17]  Voll, voll.

[00:11:18]  Weil es ist einfach...

[00:11:19]  Man hört die Begeisterung aus deiner Stimme, ich bin fast eingeschlafen beim Lesen.

[00:11:22]  Wirklich?

[00:11:23]  Hast du den eigentlich?

[00:11:24]  Nein, das ist so großartig gemacht.

[00:11:26]  Und das ist einfach witzig.

[00:11:27]  Und ich finde diesen Witz, also ich habe das Buch wirklich geliebt.

[00:11:32]  Und das hat ja auch dann eben seine Spuren hinterlassen.

[00:11:36]  Also man kann nach Cervantes keinen Ritteroman mehr schreiben, man macht sich irgendwie lächerlich,

[00:11:41]  weil also, wenn du jetzt im 16. Jahrhundert, da war noch immer, als was neu rausgekommen ist,

[00:11:46]  dann ist das immer schon vor dem Hintergrund von Don Quijote passiert zum Beispiel.

[00:11:51]  Das heißt, das hat eben auch seine Spuren hinterlassen in der Literaturgeschichte, aber auch in der Kunstgeschichte.

[00:11:57]  Das ist leider, die Leute sehen es jetzt nicht, meine tolle Ausgabe vom DTV, von der Susanne Lange, eine super Übersetzung.

[00:12:04]  Was rausgekommen ist, neue Übersetzungen, ist ein Bild drauf und das ist auch ganz berühmt.

[00:12:09]  Das ist von Picasso.

[00:12:10]  Das ist dieses Bild von Picasso, wo Don Quijote mit seinem Knappen, der Sancho Pansa, glaube ich, heißt.

[00:12:17]  Ja, Sancho Pansa, ich krieg Flashbacks ins Studium.

[00:12:20]  Drauf ist und wo Picasso dann wirklich viele Jahrhunderte später immer noch dieses Ding in der Kunstgeschichte rezipiert hat,

[00:12:28]  weil einfach das natürlich auch eine gewisse, wie soll man es sagen, Befindlichkeit der Neuzeit dann war, wo man halt einfach auch aus philosophischer Tradition und dergleichen diese eben an der Urteilsfähigkeit und der Kenntnisfähigkeit des Menschen angefangen hat zu zweifeln.

[00:12:44]  Das ist ja eben von der Philosophie mit Descartes, der eben was kann ich eigentlich überhaupt wissen und so, also diese ganze Unsicherheit und kann ich das überhaupt erkennen?

[00:12:54]  Oder sind wir eigentlich alle verrückt wie Don Quijote und sehen nur die Sachen, so wie wir sie sehen wollen?

[00:13:00]  Also es ist einfach natürlich auch ein Zeitgeist, der eingefangen worden ist und der dann eben auf dieses Wessel, also auf dieses Gefäß Ritterroman an umgesetzt worden ist, was natürlich super, super gut gemacht ist.

[00:13:13]  Dieses Ritter Roman, das ist etwas, was die Leute damals kannte und der Cervantes hat einfach diese Bildanschauung da draufgesetzt und hat dann da irgendwas Neues draus gemacht.

[00:13:23]  Deswegen bin ich ein großer Fan.

[00:13:25]  Ich glaube auch, gute Literatur und da wandert immer Erwartungshaltungen.

[00:13:30]  Und das ist dann, ob man von so einem Biest wie dem Don Quijote redet, der so große Spuren in der Literaturgeschichte hinterlassen hat oder im kleinen von Genre-Literatur, wir genießen immer die Dinge am meisten, die in welcher Form auch immer unsere Erwartungen unterwandern.

[00:13:49]  Und das ist ja noch das Spannende an Lesen, an Geschichten überhaupt.

[00:13:55]  Genau.

[00:13:56]  Ich habe Virginia Woolf „Ein Zimmer für sich allein“ mitgebracht und ich bin sicher, dass das auch große Spuren in der Literaturgeschichte hinterlassen hat.

[00:14:08]  Meine Gründe dafür sind aber persönlicher, weil ich erinnere mich noch, wie ich das, da muss ich Anfang 20 gewesen sein.

[00:14:16]  Das ist mir in die Hände gefallen.

[00:14:18]  Ich bin Anglistin und keine Amerikanistin.

[00:14:20]  Das heißt, Virginia Woolf ist eine amerikanische Schriftstellerin gewesen und dann natürlich sehr, sehr berühmt.

[00:14:25]  Aber für mich...

[00:14:27]  war sie nur ein Name. Ich wusste nicht, wer das ist, was sie schreibt.

[00:14:31]  Das ist ein Text der Moderne und geschrieben hat sie es 1929.

[00:14:36]  Also ewig weit weg, erst mal gefühlt.

[00:14:40]  Natürlich lange nicht so alt, wie der Don Quijote.

[00:14:43]  Und dann ist es mir in die Hände gefallen und das war so ein kurzer Essay,

[00:14:47]  ist nicht lang. Und den habe ich ganz unabhängig parallel zum Studium für mich entdeckt.

[00:14:54]  Und ich weiß noch, wo ich gewesen bin, als ich das gelesen habe.

[00:14:57]  Ich weiß, wie es Licht war, ich weiß, wie die Seiten war.

[00:15:00]  Kennst du das, wenn man das noch genauer erinnert?

[00:15:02]  Das ist so eine persönliche Erinnerung.

[00:15:04]  Genau.

[00:15:05]  Und dann dachte ich, dieses Buch ist über 100 Jahre alt

[00:15:10]  und was die Frau schreibt, sind Belange, die mich jetzt Mitte 20 als Frau

[00:15:14]  in diesem Jahrhundert, in diesem Jahrtausend anbelangen.

[00:15:18]  In „Ein Zimmer für sich allein“ geht es um weibliche Kreativität, um weibliche Unabhängigkeit

[00:15:27]  und um die Betonung, dass man materiell und räumlich unabhängig sein muss,

[00:15:34]  als Frau, um Dinge zu schaffen.

[00:15:36]  Und auch darum, und ich habe es auch deswegen mitgebracht,

[00:15:39]  weil wir dann wieder über den Kanon so schön reden kann,

[00:15:41]  es geht auch darum, dass Frauen auf keine Literatur-Tradition zurückblicken können.

[00:15:47]  Und dass auch Frauen einen Raum brauchen, eben auch in einem Kanon,

[00:15:53]  um sich kreativ zu entfalten.

[00:15:56]  Und das fand ich sehr beeindruckend.

[00:15:59]  Ich habe mich da so gesehen gefühlt, während ich in einem Studiengang war

[00:16:05]  der, ich glaube, das stimmst du mir wahrscheinlich zu, sehr geprägt ist,

[00:16:10]  der literarische Kanon ist weiß und männlich.

[00:16:14]  Wie viele Dinge natürlich im Patriarchat sind die meisten 80, 90 Prozent der Texte,

[00:16:22]  die wir besprochen haben in der Komparatistik,

[00:16:26]  weil wir über Literaturgeschichte geredet haben, waren von Männern geschrieben.

[00:16:29]  Ja, das ist natürlich eine große Kritik und eine sehr berechtigte Kritik

[00:16:33]  am Kranon.

[00:16:34]  Und das stimmt, das kann man auch nicht wegdiskutieren, das ist natürlich klar.

[00:16:37]  Weil natürlich Kanon und Kanonisierung ist immer eine Machtfrage.

[00:16:43]  Weil es ist natürlich immer wichtig, wer kann schreiben und wer wird auch gehört.

[00:16:47]  Das sind zwei wichtige Punkte.

[00:16:49]  Und natürlich war das leider, muss man sagen. Die Großteil der Literaturgeschichte

[00:16:56]  waren das natürlich Männer und natürlich eigentlich weiße Männer oder westliche Männer,

[00:17:00]  sagen wir mal so, also das ist ein westlicher Kanon.

[00:17:02]  Und Oberschicht, also privilegiert auch natürlich.

[00:17:05]  Das waren die, die schreiben und lesen haben können,

[00:17:08]  die überhaupt erst den Zugang zur Literatur oder zur Schriftlichkeit

[00:17:10]  oder Sprache sozusagen im schriftlichen überhaupt gehabt haben.

[00:17:13]  Und das ist natürlich ein großes Problem.

[00:17:15]  Und das, was ich gesagt habe, das muss man natürlich davor,

[00:17:19]  wenn Don Quijote muss man natürlich auch wieder ein bisschen revidieren.

[00:17:22]  Weil es ist natürlich schon so, wenn man natürlich einen,

[00:17:26]  also einen Romanisten fragt, der sich mit der Literatur des 16. Jahrhunderts

[00:17:31]  sein Leben lang beschäftigt, dann wird er natürlich sagen können,

[00:17:34]  es gibt schon auch Vorläufertexte für den Don Quijote,

[00:17:37]  die sind auf jeden Fall Gessenheit geraten,

[00:17:39]  weil die sind einfach dann eben der Geschichte zum Opfer gefallen.

[00:17:43]  Das heißt, wenn man natürlich nur spezialisiert genug ist,

[00:17:45]  dann kann man natürlich sagen, ja, ja, das, was das der Cervantes gemacht hat,

[00:17:48]  ist eigentlich gar nicht so modern, sondern das hat auch eine Vorgeschichte.

[00:17:52]  Und das ist natürlich, also das muss man immer im Hinterkopf behalten.

[00:17:56]  Nichtsdestotrotz ist das, was wir da haben,

[00:17:59]  natürlich schon auch trotzdem intrinsisch und für sich schon sehr gut.

[00:18:06]  Es ist natürlich schade, dass vieles, was sonst auch sehr gut war,

[00:18:10]  aufgrund dieser Tratierungsmechanismen, leider eben der Geschichte

[00:18:15]  ein bisschen zum Opfer gefallen ist.

[00:18:17]  Aber Gott sei Dank muss man auch sagen,

[00:18:19]  ist es auch so, dass der Kanon immer wieder revidiert wird.

[00:18:23]  Und eben gerade so wie du gesagt hast, Virginia Woolf ist ein gutes Beispiel,

[00:18:27]  eben Frauen vorher zu finden, es fallt mir auch die Schnelle,

[00:18:31]  Shelley ein, die den Frankenstein geschrieben hat.

[00:18:33]  Das ist genau, da gibt es einige wenige, es gibt Ausnahmen,

[00:18:37]  gibt es natürlich, aber das bestätigt eigentlich nur die Regel.

[00:18:39]  Aber eben gerade in den letzten 100 Jahren ist eben der Kanon immer wieder revidiert worden.

[00:18:44]  Und das ist eben gerade auf Genderbasis.

[00:18:46]  Also weibliche Literatur ist sehr viel dazu gekommen, wieder entdeckt worden auch.

[00:18:52]  Und was natürlich auch ganz viel ist,

[00:18:54]  aus der post-colonial-study-mäßig von also nicht europäisch,

[00:19:00]  nicht europäisch Literatur ist ganz viel auch dazu gekommen.

[00:19:04]  Und man hat auch gesehen, je auch dort hat es tolle Literatur gegeben,

[00:19:09]  tolle Gedanken, Welten, die vielleicht nicht immer den westlichen entsprechen,

[00:19:14]  aber die auch wirklich interessant sind und wo es auch Traditionen gibt,

[00:19:18]  die auch wert ist, rezipiert zu werden.

[00:19:20]  Also das ist schon sehr, sehr wichtig, dass man das immer mit denkt.

[00:19:23]  Genau. Aber genug von Kann.

[00:19:25]  Was hast du denn für Schund?

[00:19:28]  Was ich für einen Schund dabei habe? Ich bin schon ein bisschen geschumpfen worden

[00:19:30]  von unserer Kollegin der Pia, mit der wir davor kurz darüber geredet haben.

[00:19:33]  Die Pia hat sich geschumpfen?

[00:19:34]  Ja, also die Pia schimpft nicht.

[00:19:36]  Das kann die Pia gar nicht, zudem ist die Pia nicht fähig.

[00:19:39]  Aber die Pia hat gesagt, also das, was du als Schund mitbracht hast,

[00:19:42]  könnte man eigentlich auch schon wieder als Kanon bezeichnen.

[00:19:44]  Ich habe mich extra bemüht extra Schund mitzunehmen.

[00:19:46]  Extra Schund.

[00:19:47]  Und ich habe mitgebracht, das war das erste, was mir eingefallen ist,

[00:19:51]  war Douglas Adams, „The Hitchhiker's Guide to the Galaxy“ oder auf Deutsch

[00:19:56]  „Per Anhalter durch die Galaxis“ ist.

[00:19:58]  Und wenn der Viktor sagt „mitgebracht“, dann meint er das wirklich

[00:20:00]  im wörtlichen Sinne, weil er hat die Bücher dabei.

[00:20:03]  Natürlich habe ich die Bücher dabei, weil ich muss ja wissen,

[00:20:04]  über was ich sprich, ich kann mir das nicht vor mein Geistiges

[00:20:07]  Auge halten. Und The Hitchhiker's Guide to the Galaxy ist natürlich

[00:20:11]  eigentlich schon auch ein bissi

[00:20:14]  Klassik und ist natürlich schon gut rezipiert.

[00:20:18]  Klassischer Sci-Fi Literatur. Klassischer Sci-Fi, genau.

[00:20:21]  Aber es ist eben natürlich vom Genre, es ist viel jünger.

[00:20:25]  Es ist einfach ein Buch, das einen unglaublich

[00:20:30]  tollen Witz hat.

[00:20:32]  Es ist einfach, also, wenn du sagst,

[00:20:35]  Don Quijote war dir zu langweilig, das würdest du über den Hitchhiker's

[00:20:38]  Guide to the Galaxy wahrscheinlich nie behaupten, oder?

[00:20:40]  Du hast ihn sicher gelesen, kann ich mir vorstellen?

[00:20:42]  Nein. Ich bin kein Sci-Fi-Fan.

[00:20:43]  Okay. Ja, es ist einfach ...

[00:20:45]  Du würdest mir den empfehlen.

[00:20:45]  Ich würde dir das sehr empfehlen.

[00:20:47]  Ich finde das sehr kurzweilig, sehr witzig.

[00:20:50]  Es ist einfach, finde ich, eben auch gute Literatur.

[00:20:54]  Es ist einfach eine schräge Prämisse.

[00:20:57]  Eben. Die Erde soll im Endeffekt abgerissen werden, um einen Highway,

[00:21:02]  weil die dem Highway in der Galaxie im Wege steht.

[00:21:07]  Und das ist sozusagen der Ausgangspunkt, wo es dann darum geht.

[00:21:10]  Und dann, was die ganzen Protagonisten für tolle Abenteuer dann im Weltall

[00:21:16]  eben erfahren und was sie da auf schräge Charaktere treffen.

[00:21:20]  Und das ist einfach schon sehr unterhaltsam.

[00:21:23]  Muss ich sagen, ja.

[00:21:24]  Und weißt du noch, wo du warst, wo du das gelesen hast?

[00:21:27]  Das erste Mal.

[00:21:28]  Hast du da noch so eine haptische Erinnerung?

[00:21:30]  Na, das habe ich leider nicht.

[00:21:33]  Bei mir entsteht das immer bei einem guten Buch.

[00:21:35]  Das ist, dass sich in mir eine haptische Erinnerung bildet.

[00:21:38]  Wenn ich das Buch dann wieder in der Hand habe und kurz über den Inhalt nachdenke

[00:21:41]  und mich daran zurück erinnere, wie ich es gefunden habe, dann weiß ich wieder, wo ich war.

[00:21:45]  Na, das habe ich leider nicht.

[00:21:47]  Schade, das hätte ich gerne.

[00:21:47]  Das ist hetzig.

Das hätte ich gerne, ehrlich gesagt.

[00:21:49]  Aber das kann ich bei diesem Buch jetzt gerade nicht sagen, na.

[00:21:51]  Aber es ist Genre-Literatur.

[00:21:54]  Und wir Komparatisten wissen, Genre tut sich sehr hart,

[00:21:57]  gerade im literaturwissenschaftlichen Betrieb, anerkannt zu werden.

[00:22:02]  Zwar sind jetzt Krimis, sind so langsam da, das ist so...

[00:22:05]  Jetzt kommen die historischen Romane, die werden jetzt ernst genommen.

[00:22:10]  Und das Genre muss sich immer irgendwie selber erst einmal beweisen,

[00:22:14]  aber viele Jahrzehnte ...

[00:22:16]  Einen Kanon bilden.

[00:22:17]  Genau.

[00:22:18]  Und dann können wir noch mal darüber reden, so in etwa.

[00:22:22]  Okay, meins ist „Sie“ von Stephen King.

[00:22:27]  Auf Englisch heißt es „Misery“.

[00:22:30]  So heißt dann der Film auch mit Kathy Bates.

[00:22:34]  Immer noch mal Wert geschaut zu werden.

[00:22:37]  Das ist von 1987, das Buch.

[00:22:39]  Und ja, es ist auch ein Genre-Roman.

[00:22:43]  Mein Genre ist Horror in dem Fall, nicht Sci-Fi.

[00:22:47]  Es ist super psychologisch.

[00:22:49]  Es geht um den Number One Fan, die Annie Wilkes,

[00:22:52]  die den Schriftsteller Paul Sheldon zufällig in Colorado im Schnee rettet im Auto.

[00:23:01]  Und er denkt, er ist gerettet.

[00:23:03]  Aber sie verlangt dann von ihm, dass er die Romanreihe,

[00:23:07]  von der sie so ein großer Fan ist, weiterführt.

[00:23:10]  Und sie ist total psychopathisch.

[00:23:12]  Und sie bricht ihm dann berühmterweise den Fuß.

[00:23:14]  Und er muss dann für sie da in diesem ...

[00:23:17]  Er ist da mit ihm im Haus eingesperrt.

[00:23:19]  Er kann sich nicht bewegen.

[00:23:20]  Er ist verletzt von dem Autounfall, aus dem sie ihn gerettet hat.

[00:23:24]  Und niemand weiß, wo er ist.

[00:23:25]  Und er muss sich da freischreiben, sozusagen.

[00:23:29]  Also für mich habe ich das so gelesen,

[00:23:31]  auch so ein bisschen als Meta-Kommentar,

[00:23:34]  natürlich, das Stephen King, der da irgendwas verarbeitet,

[00:23:39]  was er ja immer macht.

[00:23:40]  Und es hat so einen Touch Kammerspiel.

[00:23:43]  Es ist sehr psychologisch.

[00:23:45]  Und ich habe es so vor Augen.

[00:23:47]  Ich weiß, wie Paul Sheldon im Zimmer sitzt,

[00:23:50]  mit dem hochgelagerten Fuß.

[00:23:52]  Und vor ihm hat er die Schreitmaschine.

[00:23:53]  Und ich weiß noch, wie ich das Fenster sehe.

[00:23:56]  Und wie er die Schritte von der Annie hört.

[00:23:59]  Und da bin ich jetzt schon wieder.

[00:24:00]  Und das ist für mich halt so ein Zeichen ...

[00:24:03]  Hey, das hat mir voll gut gefallen.

[00:24:05]  Und ich weiß noch, die Sprache hat mir damals sehr gut gefallen.

[00:24:08]  Und die war auch fantastisch.

[00:24:10]  Stephen King schreibt ja mal so, mal so.

[00:24:12]  Er tut sich auch mit den Enden schwer.

[00:24:14]  Meiner Meinung nach ist Misery eins seiner,

[00:24:17]  wenn nicht sein Bestes, muss ich sagen.

[00:24:20]  Das finde ich sehr gut.

[00:24:21]  Weil so wie SciFi nicht dein Genre ist,

[00:24:23]  ist Krimi nicht mein Genre.

[00:24:25]  Aber du hast mich jetzt doch ein bisschen angefixt.

[00:24:27]  Also ich ...

[00:24:28]  Wenn wir das vielleicht,

[00:24:29]  wir haben das bestimmt im Bestand,

[00:24:30]  dann werde ich das vielleicht ausleihen.

[00:24:31]  Und dann habe ich ein gutes Ding fürs Wochenende.

[00:24:34]  Gutes Stichwort, wir haben es im Bestand.

[00:24:37]  Denn es wurde erst ...

[00:24:38]  Die Neuauflage haben wir erst bestellt von Misery

[00:24:40]  auf Englisch im Original und auf Deutsch haben wir es auch.

[00:24:43]  Und sie ist wahrscheinlich schon weg.

[00:24:45]  Wollen wir Folgendes machen?

[00:24:47]  Du liest Misery, ich lese Hitchhiker's Guide.

[00:24:51]  Und dann erzählen wir uns in einer fernen Folge des Podcasts

[00:24:54]  noch einmal, wie wir es gefunden haben.

[00:24:56]  Das fände ich sehr schön.

[00:24:57]  Das wäre eine tolle Sache.

[00:24:59]  Ja, cool.

[00:25:00]  Aber jetzt um noch mal die Frage zu beantworten,

[00:25:05]  warum mögen wir gute Bücher, ist, glaube ich, offensichtlich.

[00:25:09]  Weil es Spaß macht.

[00:25:12]  Genau.

[00:25:13]  Also, ich denke eben, es ist einfach eine Freude,

[00:25:17]  so Sachen zu lesen.

[00:25:18]  Und eben ...

[00:25:20]  Die Kanon-Literatur hat also ...

[00:25:25]  Es ist einfach toll, zum Beispiel zu sehen.

[00:25:28]  Ich habe dir noch mehrere Bücher mitgebracht,

[00:25:30]  wenn man sich zum Beispiel dann den Ulysses anschaut.

[00:25:33]  Wie auch eben zum Beispiel der wieder die Odyssee rezipiert.

[00:25:36]  Das heißt, das ist, also das ist gar nicht so zur Sprache gekommen,

[00:25:38]  aber eben gute Schriftsteller sind einfach literarische Menschen.

[00:25:42]  Und literarische Menschen lesen einfach auch sehr viel.

[00:25:46]  Und das, was in der Odyssee oder auch in der Bibel,

[00:25:48]  in diesen ältesten Texten, die die westliche Literatur Geschichte hat,

[00:25:53]  einfach drin steckt, das wird einfach immer wieder verarbeitet.

[00:25:56]  Und natürlich ändert sich die Zeit.

[00:25:58]  Das heißt, es ändert sich auch die ...

[00:26:01]  Also wie die Leute eben diese Sachen dann verwenden, das ändert sich auch.

[00:26:05]  Und das wird dann immer wieder neu.

[00:26:07]  Und gibt es wieder neue Twists und wieder neue Sichtweisen,

[00:26:09]  neue Perspektiven.

[00:26:10]  Und wenn man natürlich dann das Hintergrundwissen hat

[00:26:14]  und die Odyssee schon lesen hat, dann liest man den Ulysses natürlich

[00:26:17]  nochmal ganz mit ganz anderen Augen.

[00:26:19]  Und eben gute Schriftsteller sind immer gute Leser.

[00:26:22]  Und es ist einfach super, wenn man dann einen ...

[00:26:26]  Vielleicht ein bisschen das Hintergrundwissen hat,

[00:26:28]  dann nimmt man noch so viel mehr mit,

[00:26:30]  obwohl man das natürlich auch lesen kann,

[00:26:32]  ohne Hintergrundwissen und ein tolles Buch hat.

[00:26:34]  Aber eben, das ist ja auch, was die Frauen ganz oft gemacht haben,

[00:26:36]  Die haben sich um eben gegen den Kanon zu schreiben,

[00:26:39]  haben sich die einfach Figuren aus dem Kanon bemächtigt.

[00:26:42]  Das heißt, da ... also es ist auch,

[00:26:44]  der Kanon ist auch als ...

[00:26:46]  Waffe gegen den Kanon verwendet worden.

[00:26:48]  Also es gibt so viel zu sagen und nach.

[00:26:50]  Und Schrift ist unfassbar ein interessantes Thema.

[00:26:53]  Und der literarische Kanon und die sogenannte Dekonstruktion des Kanon,

[00:27:00]  wird uns in diesem Podcast wahrscheinlich immer wieder begleiten,

[00:27:03]  immer wieder mitschwingen.

[00:27:05]  Schriftsteller*innen, wie du so schön gesagt hast,

[00:27:09]  schreiben immer in einer Tradition.

[00:27:11]  Und gute Bücher für mich sind unabhängig von,

[00:27:19]  ob das jetzt sogenannte hohe Weltliteratur ist

[00:27:23]  oder sogenannte niedere Genreliteratur.

[00:27:26]  Sie schreiben in einer Tradition und das, was für den Kanon gilt,

[00:27:30]  gilt für jeden guten Schriftsteller.

[00:27:32]  Egal, ob der Horror schreibt oder SciFi.

[00:27:35]  Es ist dann gut, wenn du dich auskennst,

[00:27:37]  mit dem, was du tust, wie ein guter Handwerker.

[00:27:40]  Genau, es ist ein Handwerk natürlich,

[00:27:42]  in gewisser Weise auch.

[00:27:44]  Ja, Viktor, vielen lieben Dank, dass du heute bei uns warst.

[00:27:47]  Vielen Dank für die Einladung.

[00:27:48]  Es hat so viel Spaß gemacht, wie ich es mir vorgestellt habe.

[00:27:51]  Schön, das freut mich.

[00:27:52]  Du warst unfassbar informativ.

[00:27:54]  Ich hoffe, wir können das wiederholen.

[00:27:57]  Das wäre, da würde ich sehr gerne, ja.

[00:27:59]  Und damit verabschieden wir uns für heute.

[00:28:03]  Was findet ihr?

[00:28:05]  Macht ein gutes Buch aus.

[00:28:07]  Schreibt uns das auf post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at

[00:28:11]  oder auf Instagram oder Facebook.

[00:28:14]  Der Hashtag ist #Gemeinsambesser

[00:28:16]  Und bis dahin, alles Liebe, alles Gute.

[00:28:19]  [Musik]

[00:28:45]  Das Vorwort ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck

[00:28:49]  und Teil der Stadtstimmen, dem Audiokanal der Stadt Innsbruck.

Transkription

[00:00:00]  Vorsicht, der Genuss dieses Podcasts kann zu vermehrten Bibliotheksbesuchen führen.

[00:00:07]  Herzlich Willkommen zum Vorwort. Ich bin die Christina.

[00:00:24]  Und ich bin die Pia.

[00:00:25]  Und heute reden wir über die Oscars.

[00:00:28]  Hey Pia, ich war mal wieder auf Filmfriend unterwegs und habe die Oscar-Kollektion angeschaut.

[00:00:33]  Hast du gewusst, dass das jetzt schon wieder war? Die Oscars?

[00:00:36]  Ich hab es peripher mitbekommen, ja, dass die Oscars wieder waren.

[00:00:40]  Aber was ist Filmfriend überhaupt?

[00:00:42]  Filmfriend ist unser Film-Streaming-Dienst, den wir als Bibliothek haben.

[00:00:46]  Das heißt, alle, die Mitglied bei uns sind, können auch Filme online streamen.

[00:00:51]  Genau, und die bieten verschiedene Filme an, für Kinder und auch Erwachsene,

[00:00:57]  also für verschiedene Altersgruppen.

[00:00:59]  Ist eben bei unserem Jahresabo einfach dabei, ist echt ein super Service.

[00:01:04]  Und die haben auch verschiedene Collections und da sind halt jetzt auch anscheinend die Oscars dabei.

[00:01:08]  Weil die Oscars waren ja am 10. März.

[00:01:10]  Und ich weiß nicht, wie es dir geht, aber mir macht es immer Lust, aufs Film schauen.

[00:01:15]  Ja, extrem.

[00:01:16]  Mir interessiert es dann schon auch, was gewonnen hat und was die größeren Preise,

[00:01:21]  also bester Film, beste Schauspielerin, bester Schauspieler,  wer das gewonnen hat.

[00:01:26]  Weil dann überleg ich mir doch vielleicht, ob ich es eventuell anschaue, muss ich sagen.

[00:01:30]  Ja, warum mögen wir eigentlich die Oscars auch so gerne?

[00:01:33]  Und wieso sind die denn so prevalent in unserer österreichischen Kultur?

[00:01:37]  Frage ich mich, wenn wir mit Hollywood außer natürlich peripher nichts zu tun haben,

[00:01:42]  aber natürlich hat einfach der amerikanische Filmmarkt und die Filmindustrie so einen enorm riesigen Einfluss auf unser Leben

[00:01:50]  und also auf unsere kulturelle Gestaltung, wenn du das so nennen willst, oder?

[00:01:54]  Ja, und wenn wir mal einen Oscar gewinnen, dann ist es "Ach, der Christoph Waltz, der hat wieder was gewonnen."

[00:01:58]  Oh ja, genau.

[00:01:59]  "Jetzt haben wir als Österreicher den Oscar."

[00:02:01]  Unser Mann bei den Oscars.

[00:02:03]  Was es Witzigste ist, dass in Deutschland der Christoph Waltz quasi als Deutscher gehandelt wird.

[00:02:13]  Wenn die Deutschen schreiben, die deutschen Zeitungen berichten dann über die Oscars und sagen,

[00:02:18]  "Christoph Waltz, Österreicher, lebend in, und dann, wenn er dann gerade mal einen Moment in Deutschland war,

[00:02:23]  dann hat quasi Deutschland gewonnen.

[00:02:26]  Das ist so, dann eignen sie sich das so an, oder?

[00:02:29] Faszinierend.

[00:02:30]  Du ja, beim Arnold Schwarzenegger haben sie es nicht so gemacht.

[00:02:34]  Ja, der ist doch aus Kalifornien, das zählt nicht mehr.

[00:02:37]  Ja, was sind die Oscars eigentlich?

[00:02:41]  Die haben ja inzwischen eine sehr lange und illustre Geschichte, da ist am 11. Jänner 1927,

[00:02:48]  hat Louis B. Mayer, das war ein sehr einflussreicher, sehr mächtiger Chef des Hollywood Studios MGM,

[00:02:56]  also "also Metro-Goldwyn-Mayer", Leute um sich versammelt

[00:03:02]  und damit gilt dieser Tag als die Geburtsstunde der Academy of Motion Picture Arts & Sciences.

[00:03:08]  Also, da wurde einfach beschlossen, wir brauchen einen prestigeträchtigen Preis,

[00:03:12]  weil Preise machen eins, sie bringen Aufmerksamkeit und sie legitimisieren natürlich auf einer Weise...

[00:03:24]  Die Branche an sich.

[00:03:25]  Die Branche, genau.

[00:03:26]  Dann kam es 1929 zur ersten Verleihung. Das hat aber keine Sau interessiert.

[00:03:33]  Deswegen wurde sie 1930 zum ersten Mal im Radio übertragen

[00:03:38]  und 1934 hat Walt Disney sich in seiner Dankesrede für den sogenannten Oscar bedankt,

[00:03:46]  wir haben es jetzt die ganze Zeit schon genannt, es ist ein bisschen umstritten, ob Disney jetzt die Figur,

[00:03:51]  das ist jetzt, jeder kennt die Oscars, glaube ich, das Mandel da in Gold gegossen,

[00:03:55]  ob das, wieso heißt das Oscar und 34 war es das erste Mal nachweislich, dass jemand das so genannt hat, den Oscar.

[00:04:02]  Aber warum das Oscar heißt, das ist sehr umstritten, das war, habe ich nicht rausgefunden,

[00:04:11]  39, und das ist dann wichtig, glaube ich, für unsere Folge heute, wenn wir uns da über verschiedene Themen,

[00:04:17]  was die Oscars angeht unterhalten wollen.

[00:04:19]  1939 hat als erste schwarze Frau, Hattie McDaniel für ihre Rolle als Mammy im "Vom Winde verweht" den Oscar,

[00:04:27]  als beste Nebendarstellerin gewonnen.

[00:04:29]  Not so fun fact, am Rande, sie war die erste Schwarze, die nicht nur gewonnen hat,

[00:04:34]  sondern die bei den Awards zu Gast war und nicht als Bedienstete dabei war.

[00:04:39]  Und sehr umstritten ist natürlich auch, dass die Darstellung dieser Mammy,

[00:04:45]  das in den Südstaaten der dankbaren Dienerin, sehr stereotypisiert war.

[00:04:52]  Ja, genau, und das dann genau dafür gibt es dann noch, also das ist sehr umstritten.

[00:04:58]  Auch diese stereotype Darstellungsweise von schwarzen Frauen in Filmen oder schwarzen Menschen,

[00:05:06]  grundsätzlichen Filmen.

[00:05:08]  1941 haben sie dann beschlossen, dass es ein großes Geheimnis ist, wer gewinnt,

[00:05:12]  weil vorher haben sie die Gewinner immer eine Woche vorher schon gekürt oder gezogen,

[00:05:16]  und da hat es jeder gewusst, dann wurde die Geheimhaltung eingeführt,

[00:05:22]  damit das Interesse zur Verleihung erhöht wird.

[00:05:26]  Und 1953 wurde es dann das erste Mal im Fernsehen übertragen.

[00:05:31]  Das ist super wichtig, weil das war im Grunde die Geburtsstunde für dieses TV-Event,

[00:05:36]  das wir ja heute noch kennen.

[00:05:38]  Manche schmeißen gar Oscar-Verleihungspartys und treffen sich dann auf Popcorn und Sekt

[00:05:43]  und schauen sich das dann an.

[00:05:45]  Das ist eine Liveübertragung.

[00:05:47]  Und als erste schwarze Frau hat '94 erst, Whoopi Goldberg.

[00:05:51]  Vor allem war sie auch die erste Frau, die die Oscar-Show allein moderiert hat.

[00:05:56]  2000 hat die erste Produzentin eines Films einen Oscar gewonnen.

[00:06:02]  Das war die Lilly Finnic Sanop.

[00:06:04] Und anhand der Daten, die ich mir aus dieser Oscar-Geschichte herausgesucht habe,

[00:06:09]  kannst du dir wahrscheinlich schon denken, was so ein bisschen unsere Berührungspunkte,

[00:06:14]  unsere Themenpunkte sind, nämlich,

[00:06:17]  dass die Oscars so primär ein Event waren, das natürlich von weißen Männern gegründet worden ist.

[00:06:25]  Und deswegen halt auch so über die Jahre hinweg einen gewissen ...

[00:06:31]  ... einen gewisse Richtung eingeschlagen hat, was die Gewinner und die Nominierten angeht.

[00:06:37]  Es sind auch ... Ich habe hier nachgeschaut und es gibt von der Los Angeles Times ein Studie von 2012.

[00:06:44]  Die haben geschaut, was sind überhaupt diese Academy-Members, die Oscar-Gewinner wählen.

[00:06:52]  Es sind 94 Prozent der Mitglieder weiß, also zu dem Zeitpunkt, und 77 Prozent sind männlich.

[00:06:58]  Und das Durchschnittsalter liegt bei 62 Jahren.

[00:07:02]  Und damit ist es 2015 zum endgültigen Aufschrei gekommen, nämlich unter dem Hashtag #OscarsSoWhite,

[00:07:10]  als in dem Jahr eben nur weiße Schauspieler*innen nominiert worden sind.

[00:07:18]  Das hat schon was geändert, nämlich müssen Filme und Filmproduktionen ...

[00:07:26]  ... gewisse Auflagen erfüllen, gewisse Diversitätsstandards, um ...

[00:07:33]  ... im Casting, also die Leute, die man auf dem Bildschirm sieht, bis von der Produktion,

[00:07:39]  bis die Leute im Hintergrund zur Finanzierung, muss erfüllt sein, aber die Kritiker sagen,

[00:07:45]  es ist im Grunde nur sogenanntes "Windowdressing", also das ist mehr für die Show als was anderes.

[00:07:51]  Weil wie du sagst, alleine die Gründung ist so stereotyp mit den Leuten besetzt gewesen,

[00:08:01]  die eben einfach in den meisten Systemen, in so einem Patriarchat und im Patriarchat in der westlichen Welt,

[00:08:07]  die Macht haben, nämlich wohlhabende, höhere Mittel bis Ober-schicht Männer.

[00:08:15]  Dass einfach diese Kritiker sagen, es braucht eine grundsätzliche, systemische Überarbeitung

[00:08:22]  und Umbrüche innerhalb der Filmindustrie von Hollywood, damit es je wirklich anders wird

[00:08:28]  und mehr ist als "Windowdressing".

[00:08:31]  Den Oscar für den besten Film hat ja ...

[00:08:34]  Dieses Jahr hat "Oppenheimer" gewonnen.

[00:08:37]  Genau, und "Oppenheimer" erfüllte die Standards, diese Diversitätsstandards,

[00:08:43]  nur das Beispiel, das ist jetzt nichts gegen den Film "Oppenheimer", aber da waren nicht besonders viele

[00:08:49]  "People of Color" beteiligt an dieser Produktion, aber dadurch, dass mehrere Frauen in höheren Stellen beteiligt waren,

[00:08:58]  reichte das aus, um diese Diversitätsquote zu erreichen.

[00:09:02]  Man erreicht die Quote im Grunde sehr schnell.

[00:09:05]  Genau, das ist mein Punkt.

[00:09:07]  Das ist ein Kritikpunkt, den es auch schon lange gegeben hat, weil hier man immer ein bisschen Geschichte von den Oscars angeschaut

[00:09:13]  und zum Beispiel der Marlon Brando hat ja, wo er für der Parte nominiert war, sehr bekannterweise,

[00:09:19]  ist er ja nicht selber hingegangen, er hat das protestiert und hat stattdessen eine Native American Vertreterin für ihn hingeschickt,

[00:09:26]  "Sacheen Littlefeather" und die hat den Oscars für ihn entgegengenommen und hat in ihrer Rede dann auch gesagt,

[00:09:33]  dass er extra nicht hingegangen ist, weil Native Americans von der US-amerikanischen Filmbranche so schlecht behandelt werden.

[00:09:41]  Also, das ist schon was, das auch schon sehr früh erkannt worden ist, auch industrieintern und wo Kritik äußert wird,

[00:09:48]  aber halt, es hat sehr, sehr lange gedauert, bis sich was geändert hat.

[00:09:52]  Und ich finde auch, dass man durchaus davon reden, also die Frage stellen kann, wie viel hat sich wirklich geändert

[00:09:58]  und wie viel ist halt zur Show.

[00:10:01]  Also Lily Gladstone ist ja die erste Native American, die als beste Schauspielerin für den Oscar nominiert war,

[00:10:08]  sie hat dann nicht gewonnen, das ist wieder was typisches passiert, finde ich, Emma Stone hat dann gewonnen, als beste Schauspielerin,

[00:10:16]  die sehr schockiert gewirkt hat, wo sie das erfahren hat, hast das Video angeschaut?

[00:10:21]  Sie war nämlich so ganz überrascht,

[00:10:25]  Ja, da hat man so das Gefühl gehabt, sie hat nicht damit gerechnet, dass sie diesen Oscar bekommt.

[00:10:29]  Ja, also, das ist ja eingeübt,

[00:10:30]  also ich weiß nicht.

[00:10:32]  Also die Lily Gladstone war ja eigentlich auch die Vorreiterin in allen Proben,

[00:10:35]  da gibt es ja auch Poles und die Leute wetten da drauf und alles Mögliche. Also sie war eigentlich schon

[00:10:40]  die Vorreiterin, aber gewonnen hat sie dann halt eben nicht, wieder Mal.

[00:10:44]  Ja, ich glaube das deshalb, weil die Oscars sind ja auch, das sind ja, du bist also in der Hollywood-Filmindustrie,

[00:10:53]  kannst du da Mitglied werden, um für die Oscars zu stimmen, das heißt du kriegst,

[00:10:58]  du stimmst dann ab als Mitglied der Academy und das sind dann halt einfach Mitglieder der

[00:11:05]  Filmindustrie, von Schauspielern, Schauspielerinnen, zu Produzenten und so weiter und sofort.

[00:11:09]  Und halt einfach Hollywood-Insidern würde man sagen. Und also Harvey Weinstein war ja

[00:11:17]  berühmt dafür, dass er dann gerade auch mit Gwyneth Paltrow in den 90ern ...

[00:11:22]  Shakespeare in Love war dieser Film damals. Ich habe das auch aufgeschrieben. Das ist ja das

[00:11:27]  Paradebeispiel davon, wer an Film gewonnen hat, weil eigentlich jeder gedacht hat, okay das kann nicht

[00:11:31]  gewinnen. Das war ja Shakespeare in Love, haben wir übrigens auch im Bestand. Ist eine Liebeskomödie

[00:11:36]  und war im gleichen Jahr nominiert vom besten Film wie der Soldat James Ryan,

[00:11:43]  Saving Private Ryan, was ja der Klassiker von Kriegsfilmen ist und auch ein sehr guter Film,

[00:11:51]  finde ich jetzt. Genau und gewonnen hat dann aber eben Shakespeare in Love, weil Harvey Weinstein

[00:11:59]  so eine extreme Oscar-Kampagne für diesen Film geschaltet hat. Eine, die noch nie so gefahren

[00:12:05]  worden ist. Hat wirklich angefangen. Man hat schon mal seine Filme beworben unter diesen

[00:12:11]  Academy-Mitgliedern, die da wählen. Aber er hat das zu Kunst erhoben und er hat das beherrscht

[00:12:19]  wie kaum ein anderer. Und das ist ja auch von der branchenintern bekannt, wer die Academy-Mitglieder

[00:12:24]  sind, aber da sind Leute, von denen halt vermutet wird, dass sie es sind und dann bekommen

[00:12:28]  die halt zum Beispiel gratis die Filme zugeschickt auf einem iPad, das sie dann natürlich behalten

[00:12:33]  dürfen. Sicher Bestechung geht offiziell nicht, aber das iPad kriegen sie dann halt schon.

[00:12:37]  Oder dann gibt es oscarinterne Parties, wo lauter dieser eventuellen Academy-Members

[00:12:45]  eingeladen werden und dann eben halt dann gratis Essen und Trinken bekommen. Ja, wenn

[00:12:49]  du da auf Urlaub mitfährst oder da auf die Kreuzfahrt mitgeschickt wirst oder was auch immer die superreichenden in

[00:12:55]  Hollywood machen und dann wirst du, um die Rolle zu bekommen oder

[00:13:01]  um da ein Projekt durchgewinkt zu bekommen, tust du ihm da halt mal einen Gefallen

[00:13:05]  so funktioniert es halt, oder? Ja. Und das ist sicher ein sehr korruptes System und

[00:13:14]  warum die Oscars auch als Preis, finde ich, durchaus in Frage zu stellen sind, weil

[00:13:21]  das Interessante daran ist ja, wie großen Wert wir nichtsdestotrotz darauf

[00:13:26]  legen oder wie schaulustig wir da sind. Ja und es ist so schon, ich kann es irgendwie

[00:13:32]  gar nicht verhindern, wenn die dann höre, ah, Oppenheimer hat doch den

[00:13:35]  besten Film gewonnen, dann denk ich mir, ah, vielleicht sollte ich ihn doch anschauen. Das

[00:13:38]  kann ich gar nicht so verhindern. Weil man sich dann selber denkt, ja, dann müssen

[00:13:41]  sie doch echt irgendwie Recht haben, das ist doch ein bisschen was dran, dass es doch

[00:13:45]  ein guter Film ist. Ich denke oft, was bei der Emma Stone passiert ist, was ich vorhin,

[00:13:50]  was mein Punkt vorhin war, ist, dass die halt über, also gewonnen hat statt der Lily

[00:13:54]  Gladstone, weil sie es ja oft auch wie so ein Lebenswerk bis dahin prämieren. Das ist mal beim Robert

[00:14:01]  Downey Jr., der hat ja Best Actor, also den Oscar für den besten Nebendarsteller so,

[00:14:08]  der war ja nicht Hauptdarsteller. Ja, Stephen Murphy hatte den ja, glaube ich, ja,

[00:14:14]  eben. Und da hatte ich dann das Gefühl, der ist ja jetzt schon ewig in der Industrie,

[00:14:18]  der hat diesen berühmten Werdegang, mit von ganz unten sich raufgearbeitet, was

[00:14:22]  ja auch was ist, was Hollywood liebt, also die machen dich genauso gerne fertig wie,

[00:14:26]  dass sie dich dann wieder in höchster Höhen loben, aber dann machen sie dich gleich wieder

[00:14:30]  fertig, wenn es geht. Und der ist jetzt wirklich sehr berühmt geworden, aber durch die Marvel Filme

[00:14:36]  und das ist ja bekanntermaßen was, was bei den Oscars nicht. Außer bei den Animationen,

[00:14:44]  das haben sie sogar, das sind sie dieses Jahr nominiert. Aber für Superheldenfilme gibt's

[00:14:48]  keine Oscars und da hatte ich dann das Gefühl, ich mein Robert Downey Jr. hat in einem

[00:14:53]  guten Film mitgemacht, seit er nicht mehr bei Marvel ist und das war halt

[00:14:58]  diese Rolle in "Oppenheimer". Und dann hat er gleich einen Oscar gekriegt und das, weil

[00:15:05]  ich, ich denke da prämieren sie auch so einen gewissen kulturellen

[00:15:11]  Einfluss, den diese Person gewinnt oder vielleicht auch was, was ihnen vorher schon gefallen hat,

[00:15:17]  aber was sie nicht. Ich denke mir das so oft, bei den kleineren  in Anführungszeichen

[00:15:23]  Oscars, wie zum Beispiel bei der Filmmusik, da werden gefühlt immer die gleichen nominiert

[00:15:27]  Der Hans Zimmer kriegt auf jeden Fall eine Nominierung. Da denke ich mir dann auch immer, es kann nicht

[00:15:34]  sein, dass das die einzigen Filmmusiker und Musikerinnen sind, die in dieser Branche

[00:15:38]  arbeiten, aber es sind halt die einzigen Bekannten und deshalb kriegen sie es sofort.

[00:15:43]  Ja und es ist natürlich halt eine reine zur Schaustellung, es ist ein Event, man schaut

[00:15:49]  sich das halt gerne an, man ist ein bisschen voyeuristisch auch, weil man dann dieses Das

[00:15:53]  in Anführungsstrichen einmal live erleben kann. Zum Abschluss, was ja dieses Jahr, also

[00:16:00]  dieses Jahr gab es ja erschreckend wenig Skandale, vorab hat es ja "Barbie Gate" gegeben, da

[00:16:05]  ist es darum gegangen, dass Barbie ein riesiger Kassenschlager war, die Oscars berühmter

[00:16:11]  Maßen aber nicht gerne Kassenschlager belohnen. Allerdings, sowohl die Regisseurin Greta

[00:16:17]  Gervick als auch die Hauptdarstellerin Margot Robbie sind, haben keine Oscar-Nominierung

[00:16:23]  eingestrichen, aber ausgerechnet der Mann in diesem Frauenfilm Ryan Gosling hat den

[00:16:28]  besten Nebendarsteller,  ist nominiert worden, gewonnen hat er ja nicht. Weißt du noch, was du da

[00:16:34]  gedacht hast?

[00:16:35]  Ich weiß, da hat es total viel Backlash gegeben, weil dann die Leute gesagt haben, ja sozusagen

[00:16:42]  die hätten es verdient und das ist ein Snap eben, dass die das jetzt nicht bekommen.

[00:16:46]  Ja, ein sogenannter Oscar-Snap.

[00:16:47]  Aber eben einerseits denken wir nachher, solche Snaps, das kannst du über so viele

[00:16:53]  Filme sagen und eben Parade-Beispiel, der Soldat James Ryan, das ist sofort der

[00:16:58]  Film, wo ich mir denke, okay, warum hat das nicht gewonnen überhaupt? In Gegensatz

[00:17:02]  zum anderen eben vor allem. Und das ist halt auch so was, es sind nur Awards, da hängt

[00:17:08]  jetzt nicht dein Leben dran. Und andererseits...

[00:17:12]  Aber es kann eine Karriere verändern?

[00:17:14]  Ja, sicher natürlich. Und andererseits muss man auch immer, ich mein, ich habe ihn gesehen, Barbie.

[00:17:19]  Es ist ein netter Film, aber das ist auch schon alles.

[00:17:22]  Und zu der Diskussion, weil das als feministische Diskussion bezeichnet wurde, die hat also

[00:17:31]  meiner Wahrnehmung noch besonders medial stattgefunden, davon meistens auf Twitter, worüber dann diskutiert

[00:17:38]  worden ist.

[00:17:39]  Und da habe ich dann schon zuerst, da habe ich mich da einfach mitreißen lassen, nicht

[00:17:44]  wirklich aufmerksam, das verfolgt und einfach noch, was, das gibt es jetzt nicht, natürlich

[00:17:47]  ist der Mann wieder nominiert und dann habe ich mir aber auch mal so ein Video-Essay angeschaut,

[00:17:52]  einer schwarzen Video-Essayistin auf YouTube.

[00:17:54]  Die hat einen extrem guten Punkt gebracht, mit dem ich gerne abschließen würde, nämlich

[00:18:01]  die meinte, dass dieser mediale Aufschrei oder dieser medialen Aufschrei gegen dieses so

[00:18:05]  genannte "Barbiegate" letztlich leere Statements sind, die ja zum Beispiel auf eben Social Media

[00:18:12]  kurze Zeit Aufmerksamkeit geben und da kleine Gruppen in sich bestätigen, aber es ist viel

[00:18:18]  wichtiger, eine größere Debatte anzustimmen, zum Beispiel sich anzuschauen, wie viele

[00:18:24]  people of color wurden dieses Jahr nominiert, dass Lily Gladstone als erste Native

[00:18:28]  American nominiert worden ist, hat wesentlich weniger Aufmerksamkeit bekommen, zumindest

[00:18:32]  medial als "Barbiegate".

[00:18:33]  Und im Sinne des intersektionalen Feminismus eine Debatte zu führen, die nicht nur diese

[00:18:41]  kleine Bubble anstößt oder diese Bubble umfasst und die im Blick hat, wie groß die

[00:18:49]  systemischen Probleme in Hollywood sind und wir haben noch nicht einmal über die Nepo-Babys

[00:18:53]  geredet.

[00:18:54]  Das heißt eine Veränderung für alle marginalisierten Gruppen und es dann hat die Greta Gerwig

[00:19:00]  nicht gewonnen, dafür hat sie Millionen gemacht.

[00:19:03]  Wie gesagt, es sind Awards, es ist nicht das Ende der Welt und die Millionen helfen

[00:19:10]  sicher, ihre Tränen zu stillen.

[00:19:12]  Sie können sich mit den Dollars die Tränen von den Augen wischen.

[00:19:16]  Auch interessant, ich weiß nicht, ob die sich dann jemals geäußert haben dazu überhaupt.

[00:19:22]  Alle haben für die geredet und die haben ja gar nichts gesagt eigentlich.

[00:19:28]  Ja, das ist ja ideal, wenn die ganze Welt sagt, die hätten ja einen Oscar verdient.

[00:19:33]  Was Besseres kann ja nicht passieren.

[00:19:34]  So viele Filme, die es vielleicht verdient hätten, haben auch nie den besten Film

[00:19:38]  Oscar erhalten.

[00:19:39]  Also, ob das jetzt heißt, dass "Barbie" vielleicht in 20 Jahren immer noch relevant ist und ein

[00:19:44]  popkultureller Hit wird, heißt es ja nicht.

[00:19:47]  So wie Gwyneth Paltrow in Shakespeare in Love.

[00:19:50]  Ja.

[00:19:51]  Schrecklicher Film.

[00:19:52]  Das muss ich jetzt noch sagen.

[00:19:55]  Das waren die Oscars.

[00:19:57]  Wenn ihr Lust habt, könnt ihr euch gerne auch unsere Film Collection auf Filmfriend anschauen.

[00:20:03]  zu den Oscars, würde uns freuen.

[00:20:06]  Vielleicht sagt ihr uns eure Meinung zu Filmfriend und auch zu den Oscars.

[00:20:10]  Die Webseite ist innsbruck.filmfriend.at.

[00:20:14]  Schreiben könnt ihr uns auf Instagram, Facebook oder auf post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at.

[00:20:23]  Damit sagen wir auf Wiederhören und bis zum nächsten Mal.

[00:20:30]  Tschüss!

[00:20:36]  Das Vorwort ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck und Teil der Stadtstimmen, dem Audiokanal

[00:20:57]  der Stadt Innsbruck.

2. Staffel:

Im Fokus der zweiten Staffel von "S'Vorwort" stehen Literaturverfilmungen.

1. Staffel:

In den vier Folgen der ersten Staffel dreht sich alles um Krimis: Die Stadtbibliothekarinnen Christina und Pia sprechen mit ihren Gästen über Krimi-Klassiker bekannter AutorInnen.